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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Traum. Der Alptraum ist vorbei.
    Ich ließ die Hände über den Stamm eines Zitronenbaums gleiten, griff nach oben und pflückte eine Frucht. Ich hob sie an die Nase und sog den Zitrusduft ein. Dann biss ich hinein, und der saure Saft half mir, den Kopf frei zu bekommen.
    Langsam beruhigte sich mein Herzschlag.
    Ein Traum. Ein schrecklicher Traum. Ein von der Droge hervorgerufener Alptraum, dachte ich und kroch wieder in den Zwischenraum unter dem Haus zurück, um meine Sachen zu holen.
    Na großartig, dachte ich. Ich wollte Intuition. Bekommen habe ich Halluzinationen.
    Ist das alles, was du kannst?, fragte ich HF-109 im Geiste.
     
    Ich wusch mir unter der Außendusche den Schweiß ab und genoss den Schock des kalten Wassers. Mit Hilfe des kleinen Handspiegels, den ich gekauft hatte, rasierte ich mir – mit Schere und Klinge – den Bart ab. Dann kürzte ich meine Haare und schnitt sie etwas runder. Danach wirkte mein Gesicht weniger kantig.
    Anschließend kam die Sonnenbrille. Das Modell, das ich ausgesucht hatte, ließ mein Gesicht noch weicher erscheinen.
    Fehlten die neuen Klamotten. Das Haarfärbemittel ließ ich lieber weg. Ein guter Cop erkennt schlechtgefärbte Haare kilometerweit.
    Gott, was für ein Alptraum.
    Ein verstohlener Blick auf die Straße zeigte mir, dass sie leer war. Ich schlenderte hinaus und machte mich auf den Rückweg zur Brücke, um nachzusehen, ob die Straßensperre inzwischen aufgelöst war.
    Meine Uhr zeigte 08:38.
    Fahr nach Miami. Flieg nach Hause. Versuch herauszufinden, was hier vorgeht, bevor die Polizei dich identifizieren kann.
    Es war ein Wettlauf mit der Zeit.
    Erleichtert sah ich, dass die US 1 frei war. Aber bei einem genaueren Blick Richtung Nordwesten drehte sich mir der Magen um. Hinter dem Schild MARATHON, 45 MEILEN stauten sich die Autos. Sie hatten die Sperre in ein Nadelöhr verwandelt. Der Verkehr rollte durch einen Flaschenhals aus Streifenwagen.
    Warum sind die immer noch da?
    Ich kehrte zu meinem Maxima zurück, der noch so dastand, wie ich ihn verlassen hatte, ließ den Motor an, schaltete das Radio ein und fand auf Anhieb einen Lokalsender.
    »Der Mörder des letzte Nacht getöteten Schwagers von Polizeichef Rick Follett, Asa Rodriguez, ist immer noch nicht identifiziert. Es handelt sich möglicherweise um denselben Mann, der gestern Abend bei Rodriguez zu Hause auftauchte. «
    Verdammt! Darum war die Straßensperre noch nicht aufgehoben.
    »Laut Follett ist noch kein Motiv für den Mord an Asa Rodriguez erkennbar. Seine Brieftasche wurde unberührt am Tatort gefunden, was einen Raubüberfall ausschließt. Die Polizei hat Fingerabdrücke sichergestellt, die an das FBI-Labor in Miami übermittelt wurden. «
    Meine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.
    »Die Frau des Ermordeten hat zehntausend Dollar Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. Zusätzliche Polizeistreifen sind im Einsatz, und ein Phantombild des Verdächtigen wurde verteilt. Inzwischen haben Mitglieder des Stadtrats den Chief gebeten, das Nadelöhr an der Brücke aufzuheben, doch Follett sagte, das käme nicht in Frage.
    Wörtlich sagte er – ich zitiere –; ›Wenn den Politikern etwas nicht passt, können sie mich mal.‹«
     
    Ich durchstöberte das Handschuhfach in der Hoffnung, vielleicht ein Aspirin zu finden. Kein Glück.
    Als ich das Fach wieder zuklappte, sah ich, dass ich einen knallroten Ausschlag am Handrücken hatte. Die Stelle maß nur etwa fünf Zentimeter im Durchmesser, juckte aber wie der Teufel.
    Also habe ich den Ausschlag und die Kopfschmerzen. Aber wo bleibt der Rest, dieser verdammte sechste Sinn? Wäre es nicht ein Witz, wenn die Droge keinerlei Wirkung hätte?
    Mir war klar, dass ich lieber losfahren sollte, als vor einem fremden Haus im Auto herumzulungern.
    Versuch, ein Boot zu mieten.
    Ich sah mir die Karte von Key West an und traf eine Entscheidung. Mal sehen, ob man im Hafen von Garrison Bight auch im Sommer ein Boot mieten konnte. Vielleicht waren ja auch ein paar Touristen da, so dass ich weniger auffiel.
    Schließlich hielten sich über zehntausend Menschen auf der Insel auf, und die Polizei konnte nicht alle überwachen.
    Ich fuhr mit offenem Fenster und ließ mir den heißen Wind ins Gesicht blasen. Die Sonne schien so hell wie der Scheinwerfer aus meinem Traum und flimmerte – trotz meiner Sonnenbrille – gleißend über die Fahrbahn. Hinter Mauern und Maschendrahtzäunen glitten Palmwipfel und die Dächer kleiner Häuser

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