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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Fahrzeuge im Einsatz sind.
    Der Mann, der gerade in meine Richtung gestarrt hatte – der kleinere, kahlere der beiden Cops –, blickte nachdenklich aufs Meer hinaus.
    Dies war das dritte Mal innerhalb einer Stunde, dass mich dieses drängende Gefühl überfallen hatte. Ich konnte nicht behaupten, mich schon daran gewöhnt zu haben, aber ich zweifelte nicht mehr an seiner Aussagekraft.
    Warum habe ich nichts gespürt, als ich mit Gabrielle sprach?
    Wie entstand dieses Gefühl? Doch diese Frage musste ich zurückstellen, bis ich mit Dannys Wissenschaftler-Cousin gesprochen hatte. Im Moment akzeptierte ich einfach, was ich an Schwingungen auffing.
    Es könnte dir helfen, zu entkommen.
    Die Cops beachteten mich nicht weiter, blieben desinteressiert. Nein, das Gefühl, das mich überkommen hatte, war das gleiche, als hätte ich ein Rudel wilder Hunde erblickt und müsste mir überlegen, wie ich am besten an ihnen vorbeischlich, ohne sie auf mich aufmerksam zu machen.
    Als ich aufstehen wollte, sah ich den kleineren Mann auf mich zukommen und ließ mich wieder auf die Bank sinken, damit er mein Gesicht und meine Statur nicht so genau erkennen konnte. Ich hielt den Kopf abgewandt, während er näher kam.
    Dann war er vorbei, und seine Schritte verklangen. Meine Kopfschmerzen legten sich. Der zweite Polizist befand sich immer noch auf dem Boot, so dass die Cops mich jetzt in der Zange hatten. Aber das Seltsame war, dass meine Furcht nur mit dem kleineren Mann zusammenzuhängen schien, nicht dem größeren. Als ob die Gefahr nur von ihm ausginge.
    Teste die Intuition. Nutze sie. Früher oder später musst du dich auf die Hinterbeine stellen.
    Der kleinere war jetzt auf dem Parkplatz. Er stieg in einen Wagen und ließ den Motor an, während er auf seinen Partner wartete.
    Ich stand auf und ging mit einem salzigen Geschmack im Mund in Richtung des größeren Cops. Ich fragte mich, ob ein paar Milligramm Chemie im Magen mich wirklich rechtzeitig warnen würden oder ob ich einen Fehler beging. Ich näherte mich dem Detective, ohne dass meine inneren Alarmglocken geschrillt hätten.
    Im Vorbeigehen hörte ich den Bootskapitän sagen: »Frank, sie kommt bestimmt zu dir zurück. Du wirst sie um Verzeihung bitten. Du wirst es wieder in Ordnung bringen. Meine Tochter liebt dich.«
    Der Cop ist abgelenkt, begriff ich. Er ist mit den Gedanken ganz woanders.
    Geleitet von meiner Intuition, ging ich direkt an ihm vorüber.
    Verdammt, dachte ich. Es funktioniert nur aus der Nähe, nicht übers Telefon.
     
    Danach war es einfach. Lächerlich einfach.
    Den ersten Charterkapitän ließ ich stehen, nachdem ich mich fünf Minuten mit ihm unterhalten hatte. Ich hatte mir einen schlampig aussehenden Mann auf einem schäbigen Boot ausgesucht, der Geld zu brauchen schien. Aber im Gespräch gewann ich den Eindruck, dass Geld ihm völlig gleichgültig war und er heute – aus welchem Grund auch immer – lieber nicht mit einem Kunden rausfahren wollte.
    Also ging ich weiter.
    Der zweite Kapitän fuhr ein teureres Boot, besser gepflegt, aber als ich ihn ansprach, hatte ich das deutliche Gefühl, dass er dringend Kundschaft suchte. Ich weiß nicht, ob er wirklich so knapp bei Kasse war, aber mein Bauch empfahl mir, ihn anzuheuern.
    Das machte ich dann auch.
    Ich ging noch einmal zurück zum Wagen, ließ den Reserveschlüssel auf dem rechten Vorderreifen und rief die Firma AAA-Driveaway an, die auf die Überführung von Autos spezialisiert war.
    Wenige Minuten später, als wir in die Garrison Bight hinaustuckerten, drückte ich in der Tasche die Taste, die mein Handy zum Klingeln brachte. Ich tat so, als wäre meine Frau an der Strippe, die auf Cudjoe Key war, wo wir eine Autopanne gehabt hatten.
    »Ruf mich zurück, wenn du mit dem Mechaniker gesprochen hast«, meinte ich.
    Ich sagte dem Kapitän, dass ich zunächst mein Glück an der Nordostküste beim Tarpunangeln versuchen wollte. Zwanzig Minuten später dümpelten wir im Golf von Mexiko, und ich ließ mein Telefon wieder klingeln.
    »Wie viel sagt der Mechaniker? Das soll wohl ein Witz sein!«, schnappte ich.
    Mein Charterkapitän starrte mich an. Er hatte alles mitgehört. Ich setzte mich wieder an die Angel. Als zehn Minuten später ein weiterer besorgter Anruf von meiner Frau kam, verkündete ich, dass ich den Angelausflug abbrechen und so schnell wie möglich nach Cudjoe Key müsse. Ich fragte den Kapitän, ob er mich – für weitere fünfzig Mäuse natürlich – dort absetzen würde,

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