Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)

Träumen folgen, die Rob, meine Studenten und ich erlebten und die wir hatten, während wir Seths Theorien überprüften, so weit es uns möglich war. Später werden wir dann tiefer in die inneren Dimensionen eintauchen, in welchen Träume stattfinden.
    Seth gab uns 1964 die ersten Anweisungen. Die ganze Idee gesteuerter Traumerinnerung war für uns neu. Die Methoden sind nicht neu, aber bis zu jenem Zeitpunkt waren sie uns nicht bekannt. Ich umschreibe sie wie folgt: Man kaufe sich ein Notizbuch, das ausschließlich für Träume benutzt werden soll. Man lege es zusammen mit einem Schreibstift neben das Bett. Bevor man am Abend einschläft, soll man sich folgende Suggestion geben: „Ich kann mich an meine Träume erinnern und werde sie am Morgen aufschreiben.“
    Wenn man aufwacht, wird man merken, dass die Träume tatsächlich noch im Gedächtnis sind. Dann schreibt man sie sofort auf, noch bevor man aufsteht. Wenn man dazu neigt, rasch und flüchtig zu kritzeln, dann soll man hierfür zuerst lose Blätter nehmen; danach überträgt man alles ins Notizbuch. Man soll sich dabei bezüglich der Ordentlichkeit keine Sorgen machen; vielmehr konzentriere man sich darauf, so viel wie möglich vom Trauminhalt einzufangen. Wenn man sich an mehrere Träume erinnert, dann schreibt man zuerst von jedem einen kurzen Satz auf, um in der Folge dann die Details hinzuzufügen. Nach jedem Eintrag lässt man für künftige Notizen Platz.
    Das ist wirklich eine einfache und leicht umsetzbare Methode – aber sie kann auch sabotiert werden. Eine meiner Studentinnen, Gloria, hatte große Schwierigkeiten, sich an ihre Träume zu erinnern, bis ich entdeckte, dass sie sich morgens von einem Radiowecker wecken ließ, wobei jeweils die Nachrichten liefen. Man muss sich an die Träume erinnern, bevor man sich geistig mit weltlichen Aktivitäten befasst.
    Falls man sich in der Vergangenheit nur an unangenehme Träume erinnert hat, kann es sein, dass man eine Blockade gegen jegliche Traumerinnerung errichtet hat. Mrs. Taylor, eine andere Studentin, hatte dieses Problem. Jeden Abend gab sie sich die richtigen Suggestionen, aber hatte trotzdem die größte Mühe, sich auch nur an einen einzigen Traum zu erinnern. „Vielleicht möchtest du dich gar nicht erinnern“, sagte ich.
    Zuerst bestand sie darauf, dass das nicht stimme. Dann fügte sie zweifelnd hinzu: „Ich habe mich früher nur an Albträume erinnert. Ich vermute, dass ich mich fürchte.“
    Aber das Problem lag noch viel tiefer, wie wir während einer Klassendiskussion herausfinden sollten. Wie viele Menschen, so war auch Mrs. Taylor mit einer emotionalen Kombination von orthodoxer Religion und Freud erzogen worden. In ihrem Geist vermengten sich Freuds Vorstellungen über unterdrücktes, unterbewusstes Material mit religiösen Lehren vom Himmel und dem Ursprung der Sünde. Tatsächlich befürchtete sie, dass Träume ihre „niederen“ Instinkte aufdecken würden. Ich persönlich glaube, dass diese verzerrten Vorstellungen über die Natur des inneren Selbst das Haupthindernis für die Traumerinnerung und für jegliches Studium der subjektiven Persönlichkeit darstellen.
    Das unsichtbare Selbst ist kein Kerker unterdrückter Ideen und Gefühle, die gefährlich anzusehen sind; vielmehr ist es die Quelle der individuellen Existenz, von welcher unser gegenwärtiges physisches Überleben abhängt. Darüber hinaus ist es unser Weg zu kreativem Ausdruck, Inspiration und Weisheit – ein Zugang zu unserer größeren Identität. Das bedeutet nicht, dass wir keine Ängste oder Sehnsüchte ins Unterbewusstsein verdrängen. Es bedeutet, dass wir uns eine größere Flexibilität erlauben müssen, in uns hineinschauen, die Ängste eingestehen und die Energie freilassen sollen, die für die Unterdrückung eingesetzt wird. Wie später noch in diesem Buch zu sehen sein wird, können Träume oft solch unterdrücktes Material für eine bewusste Betrachtung freisetzen.
    Die ebene genannten Methoden für die Traumerinnerung werden vielen Menschen ermöglichen, sich in einem einzigen Monat an mehr Träume zu erinnern als in ihrem ganzen bisherigen Leben. Natürlich gibt es da Variationen. Auf Zeiten ausgezeichneter Traumerinnerung können manchmal weniger gute Phasen folgen, und jeder Mensch scheint seinen eigenen Zyklus bedeutsamer Aktivitäten zu haben. Natürlich kann man auch ein Aufzeichnungsgerät benutzen. Aber man wird die Träume dann trotzdem noch in ein Notizbuch übertragen müssen, damit die