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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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sich vor, daß sie nach Hanmer Springs gezogen waren, um ihre Gicht zu bekämpfen. Er nahm den Stein in beide Hände und trug ihn auf die Veranda. Dort zog er sein Buschhemd aus, wickelte es um den Stein und klopfte versuchsweise mit dem Bündel gegen die Scheibe. Er wollte so wenig Lärm machen wie irgend möglich. Während das Haus links nebenan leer wirkte, standen zwei Autos vor der Finnhütte Nummer zwanzig; dort brannte auch Licht.
    Die Schiebetür hatte zwei Scheiben. Box wollte die obere einschlagen, nahe am Türgriff. Falls die Tür ein Sicherheitsschloß hatte, könnte er immer noch durch die Öffnung klettern, wenn er die Scherben entfernt hätte.
    Er stieß wieder gegen das Glas. Die Scheibe vibrierte in ihrem Rahmen, brach aber nicht. Er schlug fester zu. Diesmal gab es ein hohles Klirren, und im Glas entstanden Sprünge, aber die Scheibe saß noch immer fest.
    »Scheiße.«
    Er trat zurück und warf den Stein gegen die Tür. Er durchschlug die Scheibe und bauschte den Vorhang dahinter. Das meiste Glas fiel nach innen, große gezackte Scherben, doch ein paar kleinere landeten auf dem Holz der Veranda, wo sie noch weiter zersplitterten und bis zu Box’ Stiefeln sprangen.
    Er lauschte ins Dunkel, bereit, beim ersten Ton einer Alarmanlage wegzurennen.
    Doch es geschah nichts, nicht einmal ein Hund bellte. Und kein Kopf eines neugierigen Nachbarn erschien am Zaun.
    Vorsichtig steckte Box seine Hand durch das Loch, wohl wissend, daß noch genügend Splitter am Alurahmen festhingen. Wenn er durchs Fenster steigen mußte, dann mußte er das alles vorher entfernen, sonst lief er Gefahr, sich zu kastrieren. Er tastete herum und fand den Griff. Zu seiner Überraschung sprang der Riegel auf. Er zog, noch immer von innen, an der Tür. Bereitwillig bewegte sie sich auf ihrer Schiene.
    Erst viel später kam ihm der Gedanke, daß ein Krimineller, ein professioneller Einbrecher – oder, besser gesagt, jeder mit nur ein bißchen Grips in der Birne – sich einen Moment Zeit genommen und die größten Splitter, die noch oben am Rahmen hingen, herausgezogen hätte. Aber nicht Box Saxton; nicht dieser Vollidiot. In seiner Hektik zog er die Tür einfach auf. Einen halben Meter glitt sie sanft über ihre Schiene, dann klemmte sie.
    Wären sie dagewesen, hätten die Hausbesitzer ihm vielleicht gesagt, daß die Tür immer an dieser Stelle klemmte. »Ja, diese Tür hängt da immer. Man muß aber nur ein bißchen rütteln, dann geht sie wieder.« Oder ein Splitter hatte sich in die Schiene gebohrt. Wie auch immer, die Tür stoppte plötzlich. Diese abrupte Bewegung reichte aus, die größte Scherbe aus dem Rahmen oben zu lösen. Sie fiel. In der Dunkelheit bemerkte Box es kaum. Er spürte, wie etwas an seinem Unterarm entlangstrich, auf dem Teppich landete und dort in kleinere Stücke zersprang. Das war knapp, dachte er.
    Er ließ den Griff los und zog seinen Arm zurück, dann drehte er sich zur Einfahrt um, wo das Licht besser war. Der Ärmel seines Skiunterhemds hatte einen sauberen Schnitt, wie von einer Schere. Instinktiv legte er die Hand darauf und drückte. Kein Schmerz. Aber als er die Hand wegnahm, um genauer hinzusehen, war sie naß und klebrig.
    Das beunruhigte Box nicht besonders. Das Glas mußte seine Haut geritzt haben. Die Hand auf die Stelle gedrückt, zwängte er sich ins Haus.
    Mit der freien Hand tastete er an der Wand entlang, bis er den Lichtschalter fand. Er mußte das Risiko eingehen, daß man ihn von der Straße aus sehen könnte. Box fand sich in einem Wohnzimmer voll schwerer Holzmöbel wieder. Ein riesiger Vitrinenschrank aus Eiche stand an der Wand. Eine Decke mit aufgedrucktem Tigermotiv lag über der Rückenlehne eines rissigen blauen Ledersofas. Sein Unterarm pochte.
    Box ging durch eine kleine Küche in einen Flur und von da ins Badezimmer mit einer fleckigen Wanne und einem überdimensionalen Duschkopf schräg darüber, der aussah wie eine verwelkte Sonnenblume. Vorsichtig zog er die blutige Hand von seinem Unterarm, wie jemand, der nachschauen will, ob es Kopf oder Zahl geworden ist. Es kam jetzt jede Menge Blut, es tropfte auf den Boden. Der Ärmel seines Skiunterhemds war mit Blut vollgesogen. Vorsichtig rollte er ihn hoch und besah sich die Wunde. Der Schnitt ging um einiges tiefer, als er gedacht hatte. Viel tiefer. Nur weil das Glas so schnell und scharf wie ein Skalpell geschnitten hatte, hatte er zunächst keinen Schmerz verspürt. Immer mehr Blut quoll hervor. Box bewegte die Finger und

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