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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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erschrak, als er tief unten in seinem Fleisch eine Sehne sich bewegen sah. Auch wenn er wegen des Bluts, das jetzt wild hervorschoß, nicht wirklich viel erkennen konnte, war er verdammt sicher, daß der Schnitt bis auf den Knochen ging.
    Box brach der Schweiß aus. Irgendwann mußte die Wunde genäht werden, aber jetzt ging es erst mal darum, die Blutung zu stoppen. Er riß den Spiegelschrank über dem Waschbecken auf und fand einen simplen Verbandskasten. Gott segne die Zwangsneurotiker! Der Kasten war zwar wesentlich schlechter bestückt als der Erste-Hilfe-Koffer in seinem Auto, aber für den Moment mußte er genügen. Er drückte die Wundränder zusammen, so gut er konnte, und legte eine große sterile Kompresse darauf; sofort hatte sie sich mit Blut vollgesogen, also legte er eine zweite darauf, dann eine dritte, bis sie die Blutung gestillt zu haben schienen. Zur Sicherheit noch eine weitere obendrauf, und dann wickelte Box eine Mullbinde, so fest er konnte, um seinen Unterarm. Als die Rolle aufgebraucht war, riß er das Ende mit den Zähnen auseinander und band die beiden Stränge zusammen.
    Er fand einen Streifen Paracetamol mit vier Tabletten. Er nahm sie alle und schöpfte mit seiner gesunden Hand Wasser, um sie runterzuspülen. Dann trat er vom Waschbecken zurück und betrachtete seine dilettantische Erstversorgung. Sein Arm sah mumifiziert aus. Aber der Verband saß fest. Zumindest kam kein Blut mehr durch. Das reichte für den Moment.
    Box machte das Licht im Bad aus und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo er etwa fünf Minuten brauchte, um die Schlüssel zu finden. Sie hingen an einem Schlüsselbrett auf der Innenseite einer Schranktür und waren mit kleinen Anhängern versehen: »Hintertür«, »Ersatz Nissan«, »Garage«.
    Die Schlüssel entsprachen ihren Anhängern. Das Garagentor schwang auf geölten Führungsrollen nach oben. Darin stand ein silberfarbener Nissan Primera, fast so alt wie Box’ Pickup, aber weit besser in Schuß. Der Motor sprang sofort an, und die Tankuhr zeigte drei Viertel voll. Damit kam er bis Christchurch.
    Er stellte den Motor wieder ab und blieb im Dunkeln sitzen. Um ihn drehte sich alles. Er atmete tief und langsam, bis der Schwindel vorüber war, dann stieg er aus, ging zur Straße und setzte den Pickup rückwärts in die Einfahrt. Das Innere der Garage wurde nun von dessen Rücklichtern rot beleuchtet. Er packte seinen Rucksack in den Kofferraum des Nissans um. Dann schob er das weiche Holz und das verrostete Metall weg, warf dabei einiges davon hinter sich auf den Rasen, bis er Marks Leiche freigelegt hatte. Mit dem verletzten Arm konnte er Mark nicht mehr heben. So mußte er seinen Sohn schließlich an den Füßen über die Ladefläche ziehen; die eingehüllte Gestalt schlug hart auf dem Kies auf.
    »Entschuldige, Tiger. Dauert nicht mehr lange.«
    Die Totenstarre hatte sich gelöst. Die Decke roch stark. Box hielt es jetzt fast für ein Wunder, daß niemand, der auf der Straße am Wagen vorbeigekommen war, sein Geheimnis gerochen hatte. Er beugte sich vor, legte beide Arme um den Jungen und schleifte Mark über den Kies.
    »Ich kann kaum glauben, daß uns keiner sieht. Vielleicht sind ein paar von Hanmers besten Polizisten – eher ein einziger Polizist wohl – drauf und dran, uns in flagranti zu erwischen, auf frischer Tat, na ja, nicht mehr ganz frisch, hä? Ha, ha.«
    Der Gedanke, geschnappt zu werden, hatte fast etwas Tröstliches. Dann wäre alles vorbei. Er könnte in einer Zelle übernachten, und ein Arzt würde seinen Arm behandeln. Er könnte Liz und Heather wahrheitsgemäß sagen, daß er sein Bestes getan und nur am Schluß Pech gehabt hatte.
    Aber weit und breit keine blauen oder roten Blinklichter. Niemand rief ihn von der Straße an und wollte wissen, was zum Teufel er da eigentlich machte.
    Stöhnend und schwitzend bugsierte Box den Leichnam auf die Rückbank des Nissans. Weil Mark so groß war, mußte Box ihn schräg ins Auto schieben, die Füße hinter den Beifahrersitz. Der Kopf des Jungen stieß fast an die Decke. Die hintere Tür ging gerade noch zu.
    Und dann. Und dann. Es gab immer mehr und mehr und noch mehr zu tun, es nahm einfach kein Ende. Reiß dich am Riemen, dachte er. Wie Pop immer gesagt hatte: Eins nach dem andern.
    Er fuhr den Pickup rückwärts über das Holz und Metall auf den Rasen hinter dem Haus, wo er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Dann stieg er in den Nissan, fuhr aus der Garage und schloß das Tor hinter

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