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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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du? Bitte komm nach Hause, ich brauche dich hier.«
    »Ich habe Mark.«
    »Was?«
    »Ich habe ihn zurückgeholt.«
    Sie fing an zu weinen. »Bitte komm nach Hause. Bitte! Wo bist du denn jetzt?«
    Box stellte sich vor, wie zwei Polizisten über Kopfhörer ihr Gespräch mithörten.
    »Ich bin bald wieder da.«
    »Box!«
    Er legte auf, blieb jedoch in der Zelle und betrachtete die Familien, die vor dem Thermalbad Schlange standen. Die hohen Glaswände der Eingangshalle waren hell erleuchtet. Die Schlange zog sich in Windungen zwischen Gurtpfosten hin. Die Leute lächelten gutgelaunt; die meisten machten vermutlich Urlaub hier. Sie freuten sich auf das warme Wasser, das ihnen die Spannung aus der steifen Nackenmuskulatur kneten würde. Niemanden schien das Warten zu stören. Und Box stand in seiner dämmrigen Telefonzelle auf der anderen Straßenseite und schaute zu.
Fünfundzwanzig
    Das fette Essen rumorte noch immer in Box’ Magen, als er in den Nebenstraßen von Hanmer Springs herumfuhr. Es war inzwischen dunkel geworden, und er fuhr langsam an Häusern vorbei, deren Rückseiten an den Kies des breiten Flußbetts grenzten. Er befand sich am Stadtrand. Es hatte nicht lange gedauert hierherzukommen; Hanmer Springs war eine Kleinstadt.
    Hier zu halten war ein wohlkalkuliertes Risiko gewesen, das er eingehen mußte, um zu bekommen, was er brauchte. Und am dringendsten brauchte er ein neues Auto mit vollem Tank und genügend Platz auf der Rückbank für Mark. Der Pickup mußte inzwischen bekannt sein wie ein bunter Hund. Wenn er damit nach Christchurch zurückführe, hielte ihn der erste Polizist an, der mal kurz von seiner Radarkamera hochsah.
    Wenn er schon gezwungen war, ein Auto zu stehlen, dann war Hanmer Springs ein guter Ort dafür. Eine Stadt, durch die viele Touristen kamen. Hier wäre er nur einer von vielen auf der Durchfahrt. Bisher hatte sein Plan funktioniert, oder er hatte vielleicht auch nur Glück gehabt. Wenn man nach den gelben Schildern auf Zäunen und Einfahrten urteilte, dann waren die meisten Häuser zu vermieten. Das hatte durchaus Sinn. Die Besitzer nutzten sie nur für ein paar Wochenenden pro Jahr und zwei Wochen über Weihnachten. Den Rest der Zeit konnten sie die Häuser vermieten und mit den Einnahmen Hypotheken und Unterhalt finanzieren.
    Aber das Haus, vor dem er jetzt hielt, war nicht zu vermieten. Nummer zweiundzwanzig. Ein Haus, das vermutlich von Anfang an nicht viel hermachte, aber inzwischen jeden Charakter verloren hatte. Über das von der Straßenlaterne beleuchtete Rasenviereck hinweg konnte er sehen, daß die ursprünglichen Sprossenfenster herausgerissen und durch Aluminiumrahmen ersetzt worden waren. Die Fassade hatte man gleichfalls mit Aluminium verkleidet, was zwar als Isolierung sinnvoll war, aber grauenhaft aussah: als hätte man das Haus in Alufolie eingewickelt.
    Box wartete zehn Minuten. Kein Licht, nicht mal das Flimmern eines Fernsehers drang durch den schmalen Spalt zwischen den Vorhängen. Er schaute die Straße auf und ab. Niemand zu sehen.
    Seine Stiefel machten viel zuviel Lärm auf dem Kies der Einfahrt. Die Garage lag ganz hinten, beinahe an der Grundstücksgrenze. Sie hatte ein Fenster an der Seite, und als Box so dicht herantrat, daß er mit der Nase fast ans Glas stieß, konnte er die Silhouette eines Autos erkennen. Das hieß vielleicht, daß die Besitzer doch im Haus waren. Es konnte auch sein, daß sie nur kurz zu Fuß ins Thermalbad gegangen waren und jeden Augenblick zurückkamen. Er sah zum Haus, doch da rührte sich nach wie vor nichts. Das Garagentor knirschte, als er am Griff zog, öffnete sich jedoch nicht.
    Box ging zur Rückseite des Hauses, stieg auf die niedrige Veranda und probierte ohne große Hoffnung die breite verglaste Schiebetür; natürlich war sie verschlossen. Die Vorhänge waren zugezogen, er konnte nicht ins Innere sehen. Das einzige Licht kam vom Mond, der irgendwann innerhalb der letzten halben Stunde über die Bäume im Osten gestiegen war. Die Straßenlaterne warf ein fahles Licht auf den Kies der Einfahrt und aufs Garagentor, reichte aber nicht bis auf die Veranda.
    Box machte ein paar Schritte in den Garten zurück und hob einen großen weißbemalten Stein auf, Teil der spießigen Einfassung eines Blumenbeets. Er hatte bereits ein Bild von den Bewohnern des Hauses – ein älteres Rentnerehepaar, das unentwegt in Haus und Garten werkelte. Die Frau dachte womöglich, bemalte Steine hätten etwas mit Kunst zu tun. Box stellte

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