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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Sie geschafft hätte, da wieder rauszukommen.«
    »Nichts zu danken. Ich bin sicher, Sie hätten dasselbe getan. Haben Sie’s noch weit?«
    »Nein«, antwortete Box wahrheitsgemäß. »Wir sind schon fast zu Hause.«
    »Gut. Passen Sie auf sich auf.«
    »Sie auch.«
    Dann streckte der Mann den Arm durchs Fenster, und sie schüttelten sich die Hände.
    »Bis irgendwann«, sagte Box.
    »Würde mich freuen.«
    Vorsichtig manövrierte Box den Wagen vom Gras auf den Asphalt und gab dann Gas.
    »Fast daheim. Dauert nicht mehr lange.«

Fünfter Teil
Siebenundzwanzig
    Als Box endlich den gestohlenen Wagen aus den Hügeln nach Governors Bay hinabrollen läßt, ist er so restlos ausgelaugt, zu Tode erschöpft und zerschlagen, wie er es sich niemals hätte vorstellen können.
    Die Stadt war ein einziger verschwommener Nebel gewesen, aus dem Lichter blinkten, Leuchtreklamen, Schaufenster und Straßenlaternen. Neben ihm hatten andere Autos an der Ampel gestanden und auf Grün gewartet. Niemand hatte auch nur einen Blick auf ihn und seinen Passagier geworfen. Jeder in dieser Stadt war mit seiner eigenen Blindheit geschlagen.
    Box bremst, als er das steile Stück herunterkommt, das in der langen Linkskurve ganz unten am Anfang der Teddington Road endet. Er kennt diese Strecke so gut, daß er sie, ganz gleich in welchem Zustand, jederzeit mit verbundenen Augen fahren könnte, allein aus der Einnerung heraus und nach dem Singen der Reifen auf dem Asphalt.
    Und warum zum Teufel auch nicht. Er macht die Scheinwerfer aus. Und dreht dann aus einem Impuls heraus den Zündschlüssel halb im Schloß. Der Motor verstummt, und er hört nur noch das Rauschen des Winds im Fenster. Eine Straßenbeleuchtung gibt es hier nicht. Im Mondlicht steuert Box den Japan-Import den Berg hinunter. Es gefällt ihm, daß sie die letzten paar Hundert Meter so zurücklegen. Vater und Sohn, die im Dunkeln leise nach Hause rollen, unsichtbar wie Spione. Vermutlich ist er in der Kurve zu schnell, aber das will er auch und weiß nicht, ob sein Fuß rechtzeitig auf der Bremse sein wird. Langsam läuft die Kurve aus, und er kommt auf eine gerade Strecke. Die Nachtluft streicht über sein Gesicht.
    Im allerletzten Moment bemerkt Box die schattige, von Lilienbeeten gesäumte Einfahrt neben der Kirche. Er bremst und reißt den Wagen nach rechts, noch immer ohne Licht. Auf einem Rasenstück vor dem Friedhof bringt er ihn zum Stehen. Das steile Dach der Kirche zeichnet sich als Silhouette vor der Dunkelheit dahinter ab. Hohe Bäume ragen über unsichtbaren Gräbern auf.
    In der Stille hört Box sein eigenes Atmen. Was für ein Lärm: Ein unregelmäßiges kratzendes Hecheln füllt den ganzen Wagen. Wie ein siebzigjähriger Asthmatiker. Er hat überall Schmerzen. In der letzten Stunde oder so hatte sich das Pochen seines Arms auf den ganzen Körper ausgedehnt. Er hat den Verdacht, der blutgetränkte Schwamm unter dem Verband dient nur noch der Dekoration, und ist froh, im Dunkeln nicht genauer hinsehen zu können. Noch Stunden bis Tagesanbruch. Er muß soviel wie möglich in der fast völligen Dunkelheit des Friedhofs schaffen, um sein Vorhaben dann bei den ersten Lichtstrahlen beenden zu können.
    Für den Augenblick aber sitzt er hinter dem Steuer und genießt die Stille. Er weiß, wie es später an diesem Tag sein wird. Polizei. Danach Anwälte. Die werden die einzigen sein, die von dem ganzen Schlamassel profitieren, wie Kakerlaken nach einem Atomkrieg. Wenn dann alle Sprechblasen gefüllt sind, kann es gut sein, daß Marks Leiche wieder nach Kaikoura überführt wird. Das weiß er. Tipene kann einen Richter durchaus davon überzeugen, daß die Bindungen seines Volkes stärker sind als die von Box. Auf jeden Fall hat Tipene viel mehr Geld, das er in den Justizring werfen kann, als Liz und er.
    Und Box weiß hundertprozentig, daß er nicht noch einmal die Kraft haben würde, Mark zurückzuholen. Einmal und nicht mehr. Das ist sicher.
    Draußen bewegt sich etwas durchs trockene Herbstlaub, offenbar ohne Angst, entdeckt zu werden. Wahrscheinlich ein Igel oder ein junges Opossum. Box lauscht, bis das Geräusch erstirbt.
    Außerdem ist er überzeugt, daß er so oder so im Gefängnis landet, wenn der Staub sich erst einmal gelegt hat. Die Polizei wird die Brandstiftung am Spielplatz mit ihm in Verbindung bringen – schöne Stiftung, nicht, Box? Der alte Witz seines Großvaters hallt über den Friedhof. Ganz zu schweigen von der alten Frau im Marae, die Box hart angefaßt

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