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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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des Schlüsselbeins. Die Haut war hart, kalt und staubtrocken. Da Liz einer Einbalsamierung nicht zugestimmt hatte, hatten sie den Jungen in einem Kühlfach aufbewahrt. Box blinzelte mehrfach und atmete tief ein.
    Der Bestattungsunternehmer hatte auf einem breiten, ebenfalls gefliesten Waschtisch an der linken Wand des Raums einen ordentlichen Stapel Waschlappen bereitgelegt und einige dicke weiße Handtücher. Die Art Handtücher, die Liz in Hotels immer so gemocht hatte, als sie es sich noch leisten konnten, zu reisen und in guten Hotels abzusteigen. Auch eine Schüssel mit Wasser stand dort. Box trug sie hinüber zum Seziertisch und stellte sie vorsichtig ab; er gab acht, keinen Tropfen zu verschütten. Dann holte er Handtücher und Waschlappen. Auf dem Tisch gab es Platz genug neben Marks Hüfte.
    »Alles okay? Wir können es uns auch noch anders überlegen.«
    »Nein, ich möchte das selbst machen.«
    Liz nahm das Laken mit den Fingerspitzen hoch und zog es von Marks Brust. Sorgsam faltete sie es über seinen Hüften. Der Bestattungsunternehmer hatte sie zwar vorgewarnt, dennoch schluchzte Liz auf, als sie die Obduktionsnaht sah. Sie hatte die Form eines Ypsilon und reichte fast bis zu Marks Nabel. Der Mann hatte seine Worte sorgsam gewählt, als er ihnen erklärte, was getan werden würde und auf welche Narben sie gefaßt sein mußten. Er hatte ihnen sehr ernsthaft geraten, den Leichnam nicht selbst anzuziehen.
    Als Box nun das Ausmaß des Eingriffs erkannte, stellte er sich fast zwanghaft vor, wie Latexhände seinem Sohn die Brust aufrissen. Wut stieg in ihm hoch. Wonach zum Teufel haben sie denn überhaupt gesucht? War sein Kind nicht ganz offensichtlich daran gestorben, daß es am Hals von einem Baum herabhing? Box stellte sich vor, wie die Hände in Marks Brust griffen und das Herz heraushoben. Sie hielten es hoch, drehten es ins Licht und wendeten es hin und her, um es genau zu inspizieren. Wieviel hat es wohl gewogen? fragte er sich.
    Liz nahm einen Waschlappen, tauchte ihn in die Schüssel und wrang ihn aus. Box sah ihr zu, wie sie Mark sanft die Stirn abwischte. Sie bewegte den Lappen über seine Nase und die Wangen hinab.
    »Er ist ein bißchen stoppelig«, sagte Box.
    Mark hatte sich täglich rasiert, sogar schon, bevor er das gemußt hätte. Box ging zur Tür und öffnete sie. »Entschuldigung.«
    Der Bestatter erschien sofort in der ersten Tür links. »Ja? Ist alles in Ordnung?«
    »Haben Sie einen Rasierer? Und Rasierschaum?«
    »Selbstverständlich.«
    Der Mann folgte Box in den Raum. Aus einem Wandschrank über dem Waschtisch nahm er ein Paket mit Einwegrasierern und eine blauweiße Dose mit Rasierschaum.
    »Danke.«
    »Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Nein.«
    Der Mann ging hinaus. Box nahm die Kappe von der Dose und drückte auf die Düse, doch nur ein dünnes Rinnsal wäßrigen Schaums lief in seine Hand. Er schüttelte die Dose und versuchte es noch einmal, mit mehr Erfolg. Wie Schlagsahne quoll der Schaum heraus, er roch stark nach Minze.
    Vorsichtig verstrich Box den Schaum auf Marks Wangen, Oberlippe und Kinn, dann ging er zum Waschbecken und wusch sich den Rest von den Händen.
    Jeder der Rasierer war einzeln in Zellophan verpackt. Er nahm einen heraus, zog die Plastikhülle von der Klinge und hielt ihn Liz hin.
    »Du kannst das übernehmen, wenn du willst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist dein Job.«
    Box setzte die Klinge an. Der Rasierer kratzte hörbar über Marks Gesicht. Liz und Box zuckten zusammen.
    »Ich hole heißes Wasser«, sagte Liz.
    Sie trug die Schüssel zum Waschbecken, leerte sie aus und ließ das Wasser laufen, bis es dampfend heiß aus dem Hahn kam. Sie füllte die Schüssel und trug sie zu Box zurück. Er tauchte die Klinge ins heiße Wasser. Schaum und ein paar schwarze Haarspitzen lösten sich von dem Rasierer und schwammen in der Schüssel.
    Als er mit den Wangen fertig war, rasierte Box vom Unterkiefer abwärts den Hals, lange Schneisen entstanden im Schaum. Was würde wohl passieren, wenn er die Haut ritzte? Würde es bluten?
    Als Box fertig war, nahm er einen frischen Waschlappen, feuchtete ihn am Waschbecken an und wischte den Rest des Schaums von Marks Gesicht.
    Er trug die Schüssel wieder zum Becken und wartete, bis das Wasser aus dem Hahn kühl genug war, um sie ausspülen zu können. Er füllte sie erneut und brachte sie zurück. Gemeinsam wuschen sie jetzt den Körper ihres Sohnes. Liz nahm einen frischen Lappen und wischte über die roten

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