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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Lippen. »Wenn es bis zu diesem Punkt gekommen wäre, würde ich mit meinem Anwalt reden.«
    »Glauben Sie das?«
    »Ich würde das tun, ja.«
    Box glaubte ihm kein Wort. »Danke für Ihre Ratschläge.« Damit drehte er sich um und verließ das Büro. Als er am Empfangstresen vorbeikam, sah er den jungen rothaarigen Beamten, der gerade zwei Tassen Kaffee aus einem anderen Raum hereintrug. Er bedauerte, auf den Kaffee verzichten zu müssen, er hätte eine weitere Dosis Koffein gut brauchen können, um diesen Tag irgendwie zu überstehen.
***
    Die beiden Touristen mit den Daunenjacken saßen nicht mehr im Park. Vermutlich hatten der kalte Wind vom Meer und die Schatten der Bäume, die allmählich den Picknicktisch erreichten, sie vertrieben. Obwohl kein Futter mehr da war, saßen ein paar Möwen noch immer dort, sie waren wohl zu fett oder beschränkt, um wegzufliegen. Box zwängte sich durch eine Öffnung in der Hecke und gelangte auf den Kiesstrand. Er zog die Schuhe aus und stellte sie auf die Steine, dann die Socken, die er in die Schuhe steckte. Er ging zum Wasser. Der Ozean leckte schäumend am Strand. Box zögerte, bevor er den nächsten Schritt machte. Das Wasser war eiskalt, beinahe sofort verlor er das Gefühl in seinen Beinen. Unter den Fußsohlen spürte er gerade noch die Kiesel, die sich wie ein Kugellager bewegten. Er bückte sich und krempelte seine Jeans hoch, so weit es ging, dann watete er hinaus, bis ihm das Wasser an die Knie reichte.
    Box blieb stehen und schaute aufs Meer, an den orangefarbenen Bojen und den drei daran vertäuten Fischerbooten vorbei bis hinter den Punkt draußen im Dunst, wo das bleiche Wasser die Farbe wechselte und in tiefes Blau überging. Er schloß die Augen. Sperrte die Welt aus.
    Wie lange?
    Er wußte es nicht, und es war ihm egal.
    Bis die Stiche der Sandmücken, die sein Gesicht und seine Hände umschwärmten, ihn in die Wirklichkeit zurückholten. Das Licht war verblaßt, er sah nur noch die Umrisse der Boote.
    Box drehte sich um und stolperte aus dem Wasser. Er spürte die Steine an seinen Füßen nicht mehr. Er hätte in eine Scherbe treten können und es erst bemerkt, wenn er das Blut sah. Seine Schuhe und Socken trug er zu dem Picknicktisch, zog sie an nasse Füße, die noch immer nicht ihm zu gehören schienen.
    Box schaute auf. »Scheiße.«
    Ein junger Maori war aus dem Schatten getreten. Er trug ausgebeulte Jeans und ein Sweatshirt, die Baseballkappe hatte er verkehrt rum auf.
    »Sorry, Mann. Ich habe Sie im Wasser stehen sehen und mich gefragt, was Sie da machen.«
    »Nichts. Habe nachgedacht.«
    »Alles okay?«
    »Sie haben mich erschreckt. Dachte einen Moment lang, Sie wären jemand anders.«
    »Ein gutaussehender Typ, hoffe ich.« Breites Grinsen.
    »Ja.«
    »Bis dann. Machen Sie’s gut. Peace!« Er schlenderte in Richtung Einkaufsmeile.
    Box sah ihm nach. Eine Sekunde lang hatte er Mark gesehen. Nicht, daß sie sich wirklich ähnlich gesehen hätten – aber einen Moment lang, im Schatten, mit der umgedrehten Kappe ...
    Box atmete tief ein. Er fühlte sich wie nach einem heftigen Schlag in die Magengrube.
    Als er die Schuhe wieder anhatte, marschierte er los. Er hatte keine Ahnung, wohin. Er mußte sich bewegen, um wieder ein bißchen Leben in seinen Körper zu bekommen, also folgte er einfach der Krümmung der Bucht. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, was er tun würde, wenn er am Ende des Strands ankam. Er hoffte nur, daß bis dahin seine Hände nicht mehr zitterten.
Siebzehn
    Als Box den Hügel zum Neubaugebiet hochfuhr, war es schon dunkel. Das weiße Licht seiner Scheinwerfer zog ihn durch die Kurven, die sich Ingenieure für diesen baum- und strauchlosen Hügel ausgedacht hatten. Am Rand des Lichtkegels tauchten manchmal Schafe auf, reglos wie Statuen.
    Kurz hinter der Stelle, wo das Gelände wieder eben wurde, erhoben sich zwei große rechteckige Säulen links und rechts der Straße. Box bremste, um sie sich genauer anzuschauen. Sie bestanden aus großen Flußkieseln, die man in rechteckige Gitter aus verzinktem Stahl eingefüllt hatte. Ein Design-Element, das vor ein paar Jahren bei Architekten groß in Mode gewesen war. Bei einigen Häusern der Saxton Construction hatte er es selbst benutzt. Darunter waren Tussockgras und Flachs gepflanzt.
    Der Name der Neubausiedlung war in eine kunstvoll verrostete Stahlplatte graviert: »Seaview«.
    Hundert Meter weiter hing der Plan der Siedlung an einem Holzgestell. Box sah, daß keines der Grundstücke

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