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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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er den unverkennbaren Gestank von trocknendem Tang.
    An der Küste Richtung Norden erhoben sich steil die bewaldeten Berge. Als er Anfang Zwanzig war, hatte Box mit ein paar Kameraden von der Armee einmal in einem der Täler gejagt. Er erinnerte sich kaum noch daran, was sie gejagt hatten oder ob sie erfolgreich waren. Aber da war er zum letzten Mal in Kai­koura gewesen.
    Box hörte hinter sich jemanden den Pfad heraufkommen. Er drehte sich um und sah einen Polizisten in Uniform. Er marschierte direkt auf ihn zu, seine blankgeputzten schwarzen Schuhe sanken bei jedem Schritt in den Kies der Düne ein. Er war etwa in Box’ Alter, hatte aber mindestens zwanzig Kilo Übergewicht. Er atmete durch den Mund, als er endlich bei Box ankam.
    »Guten Tag. Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie Mr. Saxton sind?«
    »Der bin ich.«
    Der Polizist gab ihm die Hand. »Brent McKenzie.« Die Schrift auf dem Abzeichen über seiner Brusttasche wies ihn als »Senior Sergeant« aus.
    »Box.«
    Der Mann zog die Augenbrauen hoch. »Wie Geschenkbox?«
    »Genau. Seit meiner Kindheit nennt mich jeder so.«
    »Sind Sie als Geschenk auf die Welt gekommen?«
    »Muß wohl. Nur mal so aus Interesse: Woher wußten Sie, wo Sie mich finden würden?«
    »Die Stadt ist klein. Ich habe Ihren Pickup auf dem Parkplatz gesehen. Sie sind nicht von hier und sehen nicht aus wie ein Tourist. Ist es Ihnen recht, wenn wir uns kurz unterhalten?«
    »Klar.«
    Der Polizist zeigte auf die Häuser hinter sich. »Mein Büro ist gleich da drüben, und wir haben einen guten Kaffee.«
    Box schaute über den weiten leeren Strand und nickte. »War­um nicht?«
    Er folgte dem Polizisten den Pfad hinunter und über den Parkplatz. Nebeneinander gingen sie die Marine Parade entlang, ließen die Ladenzeile hinter sich und kamen schließlich zu einem einstöckigen Backsteingebäude. Ein Schild mit blauen Metallbuchstaben hing an der Seite des Hauses: »Police Station«. Nur hatte jemand die ersten beiden Buchstaben geklaut.
    McKenzie bemerkte seinen Blick. »Diese Kinder! Das wird Ende der Woche noch repariert. Können Sie sich vorstellen, daß wir uns aus Wellington ein P und ein O schicken lassen müssen? Es gibt jemanden hier, der das noch am selben Tag repariert hätte und für den halben Preis, aber offenbar hat das Ministerium einen Festabnahmevertrag mit einem Hersteller blauer Buchstaben.«
    »Wissen Sie denn, wer sie geklaut hat?«
    »Ich habe zumindest einen Verdacht.«
    Box trat hinter ihm ins Gebäude. Ein junger Polizeibeamter mit roten Haaren und dünnen Koteletten stand hinter dem Empfangstresen. Er schaute Box neugierig an.
    »Kannst du uns zwei Kaffee bringen, Tim?«
    Der Rotschopf zog die Augenbrauen hoch. »Das wäre dann dein vierter heute. Margaret sagt, ich soll aufpassen, daß du nicht mehr als drei trinkst.«
    »Petzt du etwa, Tim? Von mir erfährt sie nichts.«
    Der junge Mann seufzte und wandte sich an Box: »Wie möchten Sie Ihren Kaffee, Sir?«
    »Schwarz bitte. Und drei Stück Zucker.«
    Box folgte McKenzie in ein Büro an der Vorderseite des Gebäudes. Auf der anderen Straßenseite lag ein Park, und nur eine Hecke verhinderte den Blick aufs Meer. Auf einem Regal beim Schreibtisch stand eine gerahmte Fotografie eines jüngeren und schlankeren McKenzie. Er posierte hinter einem Fischkutter, zwei Jungen rahmten ihn ein. Ganz offensichtlich seine Söhne: das gleiche runde Gesicht, nur hatten sie schwarze Haare. Alle drei hielten Angeln hoch, an denen große Barsche hingen.
    »Setzen Sie sich doch.«
    »Danke.«
    »Der Kaffee kommt gleich. Vor ein paar Monaten haben wir endlich eine Espressomaschine bekommen, aber außer Tim kann keiner das verdammte Ding bedienen. Wenn ich es probiere, kriege ich nur schlammiges Flußwasser raus.«
    Box lächelte nicht. »Worüber wollten Sie mit mir reden?«
    McKenzie sah ihn mit leicht verengten Augen an. Das Grinsen fiel ihm aus dem Gesicht, als er innerhalb einer Sekunde den jovialen, verständnisvollen Dorfpolizisten abstreifte.
    »Es tut mir leid, was mit Ihrem Sohn passiert ist.«
    »Danke.«
    »Ich habe selbst zwei Jungs in dem Alter.«
    »Habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen?«
    »Gar nichts. Aber mir macht Sorgen, was Sie vielleicht noch tun werden. Ich bekam einen Anruf, daß Sie hier auftauchen könnten, und wüßte sehr gerne, was Sie vorhaben.«
    »Das weiß ich selbst noch nicht genau.«
    McKenzie legte beide Hände flach auf den Tisch. Er sah auf sie herunter und trommelte mit den Fingerspitzen

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