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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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auf die Tischplatte. »Diese Antwort bringt mich nicht wirklich weiter, Mr. Saxton.«
    »Das verstehe ich sogar.«
    »Wir haben es hier mit einer äußerst delikaten Situation zu tun. Es gilt, eine Reihe von kulturellen Faktoren zu berücksichtigen.«
    »Der Maori-Kultur?«
    »Ja.«
    »Und was ist mit der Kultur, der ich mich zugehörig fühle?«
    »Mr. Saxton, ich habe vollstes Verständnis für Sie, aber Sie überlassen diese Sache besser den Gerichten.«
    »Das hat mir die Polizei in Christchurch auch schon geraten.«
    »Und hatte recht damit. Ich will nicht indiskret sein, aber was haben Sie sich eigentlich davon versprochen hierherzukommen?«
    »Im besten Fall?«
    »Ja.«
    »Ich dachte, ich könnte den Leichnam meines Sohnes mit nach Hause nehmen, um ihn im Kreis seiner wirklichen Familie zu bestatten, an einem Platz, den wir selbst ausgesucht haben.«
    »Das wird wohl nicht passieren – nicht so schnell zumindest.«
    »Sie haben nach dem besten Fall gefragt.«
    »Ja, habe ich.«
    Der Polizist atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Dann stand er auf und trat ans Fenster. Box erkannte, wie das jahrelange Sitzen an einem Schreibtisch seine Schultern abgerundet hatte. Vermutlich war es immer derselbe Schreibtisch gewesen. Von seinem Platz aus konnte er an dem Polizisten vorbei in den Park gegenüber sehen. Zwei blonde Touristen in Daunenjacken saßen an einem der Picknicktische und aßen Fish and Chips aus weißem Papier. Das Mädchen warf einer Möwe eine Fritte hin, und binnen Sekunden kamen mindestens zwanzig schwarzweiße Schemen angeflogen, die Schnäbel weit offen und schreiend, bevor sie überhaupt landeten. Box hörte durch die dicke Verglasung nichts, konnte sich aber das schrille, langgezogene Geschrei der Vögel vorstellen.
    Der Polizist wandte sich zu ihm um. »Wollen Sie wissen, was ich denke, Mr. Saxton?«
    »Box, bitte.«
    »Gut, dann Box. Ich denke, wenn wir unser Gespräch beendet haben, dann sollten Sie aus diesem Büro gehen, in Ihren Wagen steigen und nach Hause fahren. Und wenn Sie dort angekommen sind, sofort Ihren Anwalt aufsuchen. Sie müssen so schnell wie möglich einen Weg aus diesem Schlamassel finden.«
    »Ist das eine polizeiliche Anordnung?«
    »Nein, das ist einfach meine Meinung.«
    »Weil es so klingt, als wollten Sie mich unbedingt aus der Stadt haben.«
    McKenzie lächelte bitter. »Das ist hier nicht der Wilde Westen. Sie haben nichts Unrechtes getan. Offen gesagt, ist meine Hauptsorge, daß Ihnen etwas passieren könnte, wenn Sie zu lange in der Stadt rumhängen. Die Maori wären ganz und gar nicht begeistert, wenn Sie etwas so Bescheuertes täten wie in ein Tangi auf dem Marae reinplatzen, à la Charles Bronson.«
    »Mir war Clint Eastwood immer lieber.«
    McKenzie schnaubte kurz und kratzte sich am Kopf. »Ich bin nicht sicher, ob Sie die Verhältnisse richtig einschätzen können. Wir sind hier nicht in der weißen Mittelklasse. Einige der Maori-Jungs sind nicht gerade Heilige. Mehr als nur ein paar sind in Gangs organisiert, hauptsächlich Black Power.«
    »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
    Zum ersten Mal trat ein verärgerter Ton in McKenzies Stimme. »Das ist kein Film, mein Lieber. Sie sehen ziemlich fit aus, aber wenn Ihnen so ein Maori-Schrank eins über die Rübe zieht, dann fallen Sie um und stehen nicht wieder auf. Das nächste, was Sie dann sehen, ist ein Krankenhaus von innen. Das heißt, wenn Sie Glück haben.«
    Box erhob sich und blickte den Polizisten über seinen Schreibtisch hinweg an. »Ich werde Ihren Rat beherzigen.«
    »Persönlich bin ich alles andere als einverstanden mit ihrer Vorgehensweise. Aber es gibt schon seit einer halben Ewigkeit Streit mit den Maori darüber, wo jemand begraben werden sollte. Ihr Stiefsohn ist nicht die erste geraubte Leiche und wird ganz bestimmt nicht die letzte sein. Sie müssen das vor Gericht klären. Das wäre mein Rat.«
    »Danke.«
    »Nehmen Sie ihn ernst?«
    »Ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken.« Box sah auf das Foto des lächelnden Manns und seiner Söhne mit den drei Barschen. McKenzie folgte seinem Blick. »Nur mal so aus Interesse: Was würden Sie tun, wenn es um einen Ihrer Söhne ginge?« fragte Box.
    Der Polizist senkte die Lider. »Ich verstehe, was Sie meinen. Dennoch denke ich, Sie sollten nach Hause fahren und mit Ihrem Anwalt sprechen. Es gibt keinen anderen Weg aus diesem Schlamassel.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.« McKenzie sah wieder auf das Foto. Er spitzte die

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