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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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bis seine Augen sich an die Dunkelheit adaptiert hatten. Nach einer Weile konnte er das noch freiliegende Fundament erkennen, aus dem Eisenstäbe und Rohre emporragten. Er wartete geduldig. Dem Mond fehlte nur noch ein schmaler Streifen zum Vollmond, was zwar den Vorteil hatte, daß er besser sehen konnte, andererseits konnte er auch besser gesehen werden. Schließlich ging er weiter, wobei er sehr genau darauf achtete, wo er hintrat.
    Es gab keinen Zaun zwischen der Baustelle und dem Landschaftsschutzgebiet, das sich als große, grasbewachsene Fläche erwies, an deren anderem Ende niedrige Büsche standen; dort fiel das Gelände scharf ab. Jedenfalls blockierte hier nichts die Sicht. Nun, da sich seine Augen adaptiert hatten, konnte Box die ganze Küste überblicken bis zu dem sternlosen Loch im Nachthimmel, das die Berge waren. Trotz des Mondlichts war der Ozean unsichtbar, nur sein Rand zeichnete sich ab durch die Scheinwerfer einiger Autos, die über die Straße an der Bucht nach Norden fuhren, und durch Lichter von ein paar verstreut liegenden Höfen oder Wochenendhäusern auf dem schmalen Land zwischen Meer und Bergen. Im Süden sah er die Lichter der Stadt.
    Vorsichtig überquerte er die offene Fläche vor ihm. Die Büsche am anderen Ende waren in einem Streifen von etwa fünf Metern Breite gepflanzt. Er schlich sich gebückt durch Tussockgras und Strauchveroniken, bis er vor Nummer sechzehn angekommen war. Box öffnete den Reißverschluß seiner Jacke und nahm das Fernglas zur Hand. Das Zeiss FL brauchte nur wenig Licht; genau deshalb hatte Box soviel Geld dafür ausgegeben. Als er es noch hatte. Als er noch regelmäßig zur Jagd ging. Die Linsen sammelten das Licht ringsum, ob in der ersten Morgendämmerung oder am Ende jenes buttergelben Zwielichts, das sich in den Bergen im Sommer so lange hielt, bevor es der Dunkelheit wich. Er legte sich am Rand der Buschreihe auf den Bauch, wobei er darauf achtete, daß ihn ein dickes Büschel Tussockgras vor dem feuchten Boden schützte. Dann stellte er das Fernglas auf das Haus vor ihm scharf.
    Die gesamte Nordfront bestand aus Glas. Durch sein Fernglas sah er, daß das ganze Erdgeschoß aus einem einzigen Raum bestand, ein offener Grundriß. Küche und Eßbereich lagen zur Linken, die Sitzgruppe ein wenig versenkt weiter rechts. Über der Küche war ein großer Raum, vermutlich das Schlafzimmer.
    Box konnte sich der Vorstellung nicht erwehren, wie Tipene von seinem Bett aus den Sonnenaufgang beobachtete. Eine Art Sonnenkönig. Von da oben hatte er einen Blick bis Rarotonga.
    Der einzige Mensch, den er sehen konnte, befand sich in der Küche, eine ältere Frau. Sie war klein und dick, ihr Haar war zu einem grauen Zopf geflochten, der ihr fast bis auf die Hüften hing. Er erinnerte sich an sie, sie war bei ihm zu Hause aus dem Badezimmer gekommen, hatte ihn seltsam angesehen und vor sich hin gemurmelt. Der flackernde Widerschein eines Fernsehers drang aus dem Wohnbereich, aber er konnte dort niemanden erkennen. Vielleicht gehörte die alte Frau zu denen, die den Fernseher anstellten, um sich nicht allein zu fühlen.
    Er überprüfte die beiden Häuser links und rechts. In beiden brannte Licht, die Bewohner waren offenbar zu Hause, aber niemand stand am Fenster und sah hinaus. Und selbst wenn, hätten sie aus dem hellen Innenraum nichts als Dunkelheit draußen gesehen.
    Als Box ganz sicher war, nicht beobachtet zu werden, richtete er sich auf und bewegte sich, immer noch gebückt, auf das Haus zu. Der Übergang zwischen dem Landschaftsschutzgebiet und Tipenes Grundstück war nur dadurch markiert, daß bei Tipene der Rasen gemäht war. Er dachte an den winzigen Vorgarten des Hauses, in dem er mit seiner Familie wohnte, und an das armselige Betongeviert dahinter, das kaum als Hinterhof durchging.
    Behutsam schlich er näher, denn er rechnete damit, daß es eine Alarmbeleuchtung mit Bewegungsmelder geben könnte, doch nichts geschah. Es gab einen Swimmingpool, natürlich gab es einen; er war eingezäunt. Box legte sich am Rand des Zauns auf den Boden und richtete wieder sein Fernglas auf das Haus.
    Die Frau in der Küche mochte in den Sechzigern sein, vielleicht sogar älter. Auf den ersten Blick hatte er sie für klein und untersetzt gehalten. Nun, da er Zeit hatte, sie genauer zu betrachten, stellte Box fest, daß sie schlicht fett war. Sie bewegte sich mühsam durch den großen Raum, verlagerte ihr ganzes Gewicht auf eine Hüfte, als hätte sie Schmerzen im Bein oder im

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