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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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weniger als fünfzehnhundert Quadratmeter groß war, die größten brachten es auf dreitausend. Zwei riesige Parzellen waren als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen, sogar einen künstlichen See hatte man angelegt. Trotz der Rezession trug das Schild eine Menge rote Verkauft-Aufkleber. Box fand Plover Crescent auf der Karte und fuhr weiter.
    Auch wenn viele Grundstücke verkauft waren, sah man doch nur wenige erleuchtete Fenster, die meisten waren entweder noch nicht bebaut, oder es standen Rohbauten herum, deren Balkengerüste lange Gitterschatten warfen.
    Plover Crescent lag ganz am Rand der neuen Siedlung, eine Sackgasse, die sich von Albatross Crescent wegbog. Box hatte auf dem Plan gesehen, daß alle auf der Nordseite einen unverbaubaren Blick über das Landschaftsschutzgebiet aufs Meer haben würden. Offenbar fuhr er an den wertvollsten Grundstücken des Gebiets vorbei: Die meisten hatten zweitausend Quadratmeter und dazu noch das Schutzgebiet vor der Haustür. Das waren die richtig teuren Parzellen, die erfahrungsgemäß am schnellsten verkauft und bebaut wurden.
    Die Häuser hatten zur Straße hin fast keine Fenster. Sie waren nach Norden ausgerichtet, die Küste entlang: Ganztagssonne und Millionärsblick. Box schaute nur auf breite Garagenrolltore und ein paar Lampen an den Wegen zu den Eingangstüren, die sich hinter aus Flachs und Holz gestalteten Sichtschutzkonstruktionen befanden. Dezentes Gartenlicht und Wege aus gestampften Muscheln und Einfahrten aus Waschbeton. Er sah mehrere protzige Briefkästen, allesamt Sonderanfertigungen, die zur Architektur der Häuser paßten.
    Tipenes Haus war – so die Frau aus der Touristeninformation recht hatte – das vorletzte in der Reihe. Die Straße endete in einem bauchigen Wendehammer, und hinter der Sackgasse begann Farmland. Er wendete und folgte der engen Kurve, wobei er das regelmäßige Klicken des defekten Gleichlaufgelenks hörte, das ziemlich laut war, wenn er scharf nach rechts lenkte. Das Geräusch schallte durch die leere Straße. Er sah sich um, doch nirgends regte sich etwas.
    Er fuhr wieder an Nummer sechzehn vorbei und hielt dann im Schatten zwischen den Straßenlaternen an.
    Selbst von der Straße aus gesehen, wirkte Tipenes Haus beeindruckend. Der Dachstuhl war in zwei Hälften geteilt, von denen eine etwas höher war als die andere. Beide trafen sich in der Mitte und schienen sich zu überlappen, wodurch ein Oberlicht entstand. In den glattgeputzten Betonwänden verlief ganz oben ein schmales Glasband, alle paar Meter unterbrochen von etwas, das Box für Stahlstützen hielt. Das breite Vordach wurde von unten beleuchtet, wodurch das Dach fast über dem Haus zu schweben schien. Die Intention des Architekten drängte sich förmlich auf: Der Bau erinnerte an einen Vogel, eine Möwe – nein, dachte er, mehr noch an einen Albatros –, einen riesigen Seevogel, der über den dunklen Ozean glitt. Aus Erfahrung wußte Box, daß solche architektonischen Visionen nicht billig waren, weder was den Entwurf noch was die Konstruktion betraf. Dieses Haus hatte einen Arsch voll Geld gekostet – wie das unter Bauträgern hieß. Offenbar lebte man nicht schlecht davon, Touristen Delphine zu zeigen.
    Box griff neben sich, öffnete das Handschuhfach und nahm sein Fernglas heraus, das er zum Jagen benutzte. Er hängte es sich um den Hals, dann schloß er den Reißverschluß seiner Jacke darüber, damit es nicht störend herumbaumelte. Als er aus dem Wagen stieg, schaute er die Straße hinauf und hinab, doch keine Menschenseele war zu sehen.
    Box ging zur nächsten Baustelle. Der Himmel war sternenklar, und er fröstelte in der kalten Nachtluft. Die leichte Brise vom Meer wehte den vertrauten Geruch nach Sägespänen und Zement in seine Nase. Er sah eine Katze aus den Büschen in seiner Nähe auftauchen und vorsichtig am Rand des Gehwegs neben dem Rinnstein entlanghuschen. Sie kam ihm so nahe, daß er ihre zerfetzten Ohren sah – sie erinnerten an abgeknipste Busfahrscheine.
    Box trat vom Gehweg auf den umgegrabenen, unebenen Boden der Baustelle. Schon ein paar Meter weiter befand er sich außerhalb der Reichweite der Straßenlaterne. Er mußte vorsichtig Fuß vor Fuß setzen. Die Dunkelheit verbarg Stolperfallen und die überall herumliegenden Utensilien der Arbeiter. Leicht konnte er stürzen und sich verletzen. Er hielt bei einem Baustellenklo an, das plötzlich neben ihm aufgetaucht war und von nahem ziemlich heftig nach Chemikalien stank, und wartete ab,

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