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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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redete sich dabei ein, daß er die Energie tankte, die er für sein Vorhaben brauchte.
    Danach war sein Magen von dem fettigen Zeug ganz aufgebläht. Er kurbelte das Fenster runter und sog gierig die kalte Nachtluft in seine Lungen. Binnen Sekunden stürmten Sandmücken das Auto. Box drückte mit dem Fuß die Fahrertür auf und entsorgte das Papierpaket in eine bereits überquellende Mülltonne. Auf der anderen Straßenseite hörte er einen Güterzug auf unsichtbaren Schienen vorbeidonnern. Die von Sonne und Salz ausgebleichten Container flackerten kurz im Licht der Leuchtreklamen auf. Als der letzte verschwunden war, hörte er noch immer das Dröhnen. Die Sandmücken hatten ihn bereits wiedergefunden, als ihm klar wurde, daß er nicht mehr den Zug, sondern die unsichtbaren Wellen auf dem Kiesstrand hörte.
    Box kletterte wieder in den Pickup und folgte dem Highway weiter nach Norden. Als die Läden aufhörten, fingen die Motels an. Jedes zweite Haus hatte ein Schild draußen. Er fuhr an ein paar vorbei, dann wählte er nach dem Zufallsprinzip eines aus. Sie kamen ihm ohnehin ziemlich gleich vor. Natürlich bestand das Motel aus dem typischen Halbkreis von Betoneinheiten mit Schiebetüren und hölzernen Picknickbänken vor dem Eingang. Hinter den Motelzimmern lag nur dunkles Farmland.
    Als Box die Tür zur Rezeption aufschob, ertönte im Inneren ein Summton, irgendwo hinter dem Perlenvorhang. Ein Fern­se­her lief dort, Gelächter vom Band schwoll an und ebbte ab.
    Ein Mann erschien hinter dem Tresen. Er hatte dunkles Haar und blaßbraune Augen, obwohl seine Haut fast so hell war wie die von Box. »Hallo.«
    »Ich brauche ein Zimmer für eine Nacht.«
    »Um diese Jahreszeit haben Sie die freie Auswahl. Ich gebe Ihnen die Nummer acht.« Er drehte sich um und nahm einen Schlüssel vom Haken. »Wo geht’s hin?«
    »Norden.«
    Der Mann grinste. »Das hören wir ziemlich oft. Süden auch.«
    »Glaube ich.«
    »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber Sie sehen ganz schön mitgenommen aus. Lang gefahren?«
    »Ja.«
    Der Mann reichte ihm den Schlüssel, und Box sah, daß zwei unregelmäßig gezackte Sterne auf die Knöchel seiner rechten Hand tätowiert waren – sie wirkten selbstgemacht, mit einer Nadel und Tinte aus einem Kugelschreiber.
    »Die acht ist ungefähr in der Mitte, rechts. Sie können an der Seite parken. Ich hole Ihnen die Milch für Ihren Kaffee.«
    Er ging durch das Klicken der Glasperlen und kam sofort mit einer kleinen blauweißen Milchtüte zurück. Box bezahlte das Zimmer mit seiner Kreditkarte.
    »Bravo!« sagte der Typ, als die Zahlung abgewickelt war.
    Box fuhr die zwanzig Meter bis zu Nummer acht. Als er den Schlüssel ins Schloß steckte, sah er zur Rezeption zurück. Der Typ stand draußen und beobachtete ihn. Als er Box’ Blick bemerkte, wandte er sich ab und ging hinein.
    Das Zimmer war sogar noch einfacher, als Box erwartet hatte. Dagegen sah sein Motel in Dunedin geradezu wie ein Hilton aus. Die Wände mußten unbedingt gestrichen werden. Ansonsten gab es ein Doppelbett, eine winzige Küchenzeile und ein kleines Bad mit einer Dusche, die dringend geputzt werden sollte.
    Box ging noch mal zu seinem Pickup und prüfte, ob das Vorhängeschloß an der Werkzeugkiste richtig geschlossen war. Dann brachte er seine Sachen und das restliche Bier rein. Er setzte sich aufs Bett und riß eine weitere Flasche aus dem Sixpack, schraubte den Verschluß ab und nahm einen kräftigen Schluck. Er trank die Flasche in einem Zug leer und öffnete gleich die nächste.
    Er hatte Liz einen Zettel geschrieben. Erbärmlich. Erbärmlich und völlig unangemessen. Und das reichte längst nicht aus, um diese hingekritzelten Zeilen mit einem knappen Dutzend Wörtern auf den Punkt zu bringen. Feige – das kam der Sache schon näher. Aber es war das Beste, was er in dieser Situation zustande bringen konnte. Es wäre sinnlos gewesen, mit ihr über seine Pläne zu sprechen: die unaufhaltsame Kraft und das unbewegliche Objekt. Es war am besten gewesen, einfach das zu tun, was er tun mußte.
    Box hatte das Handy in der Tasche, doch hatte er es ausgestellt, als er Christchurch verließ. Jetzt saß er auf dem Bett und hielt seinen Daumen auf dem Knopf, der das Ding in den Status des Blinkens und Vibrierens zurückversetzte. Er hatte acht neue Nachrichten. Fünf davon waren SMS, und er las sie nacheinander, vier von Liz und eine von einem Polizisten, der dringend um einen Rückruf bat.
    Es war der Polizist, der am

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