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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Campingplatz darauf und fuhr mit dem Finger eine mögliche Route entlang. Lange saß er da und sah konzentriert auf die Karte.
    »So könnte es klappen«, sagte er laut.
    Als er wieder zum Highway kam, hielt Box an und schaute nach Süden. Kein Scheinwerferlicht weit und breit. Er wandte sich nach Norden, wo es ebenfalls stockfinster war. Der Verlauf der Straße glich dem Rücken einer mythologischen Schlange. Nein, dachte er, das Bild ist falsch, sie ist wie ein Aal – ein riesiger Aal mit schwarzem Rücken, der sich zwischen der Küste und den Bergen hindurchschlängelte und sich vor ihm ausbreitete, um ihn und Mark, Gott weiß, wohin zu tragen.
***
    Box’ Plan war einfach. Auf der Karte hatte er einen alten Feldweg entdeckt, der in ein enges Tal zwischen den Bergen führte: Coopers Road. Die dünne Linie, der er mit dem Finger gefolgt war, löste sich in einzelne Pünktchen auf und endete dann ganz. Er würde Mark so weit bringen, wie es der Weg zuließ. Er hatte ein Zelt dabei und ein wenig Proviant. Er würde ein bis zwei Tage kampieren, höchstens zwei Nächte. Er ging davon aus, daß Tipene und seine Leute bis dahin aufgegeben hätten, ihn zu jagen. Niemand hielt eine improvisierte Straßensperre länger als eine Nacht aufrecht. Schon gar nicht bei diesem Wetter. Sie würden annehmen, daß sie ihn verpaßt hätten. Dann würde Box wieder auf den Highway zurückkehren und nach Süden fahren, Kaikoura umgehen – diesmal würde er auf den Monsta­burger verzichten –, dann die Route durchs Land nach Hanmer Springs nehmen und von dort nach Christchurch weiterfahren. Das schien zumindest einfach. Was konnte schon schiefgehen? Box lächelte bitter. Die Bewegung der Gesichtsmuskeln ließ seine Prellungen schmerzen.
    Das Problem war nur, daß er Coopers Road bereits gefunden haben müßte. Box beugte sich über das Lenkrad nach vorn und starrte mit weitaufgerissenen Augen ins Dunkel. Das einzige, was hier eventuell an Licht erinnerte, war das Aufglühen der roten Augen von Opossums am Straßenrand. Die plattgefahrenen, aufgeplatzten Körper ihrer Kameraden lagen überall auf dem Asphalt. Als endlich eine Straße nach links abzweigte, lag die Stelle in einer langgezogenen Kurve und war in der Dunkelheit schon vorbei, bevor Box fluchend das Steuer herumreißen und links ranfahren konnte. Der Kies spritzte unter den schleudernden Rädern. Er wendete, wobei er auf der anderen Straßenseite ins Gras geriet, das kaputte Gleichlaufgelenk zirpte verzweifelt wie eine riesige Grille.
    Kein Straßenschild. Er studierte noch einmal die Karte. Das sah gut aus. Dem Plan nach müßte der Weg einem Bachlauf folgen und über einen niedrigen Sattel in ein namenloses Tal führen, das zwischen den Bergen verborgen lag. Box vermutete, daß Coopers Road, wenn dieser Weg denn so hieß, ein oder zwei Bauernhöfen als Zufahrt diente. Von den Häusern würde er gehörig Abstand halten. Man wußte nie, wo man irgendeinem von Tipenes Klan über den Weg lief.
    Die ersten paar Kilometer war die Straße zwar schmal, aber immerhin asphaltiert. Damit aber war ohne ersichtlichen Grund plötzlich Schluß. Jetzt hatte der Pickup Lehm und Schotter unter sich. Er sah die Staubwolke, die er aufwirbelte, im Rückspiegel, die Rücklichter ließen sie rot aufglühen. Es war, als sei den Straßenbauern der heiße Teer ausgegangen oder als hätten sie eine Kaffeepause eingelegt, aus der sie nie zurückkamen. Er schaltete das Fernlicht ein.
    Rechts von ihm verlief der Bach. Die Straße folgte ziemlich genau den Windungen des Bachbetts, machte alle Schlingen und die seltenen geraden Abschnitte mit. Settlers Creek hieß der Bach, wenn man der Karte trauen durfte, doch war er in Box’ Augen nach den wenigen Stellen, die seine Scheinwerfer erkennen ließen, ganz schön groß geraten für einen Bach. Die Straße führte nun bergauf, und vor ihm ragte die Wand des mit Gras und Gebüsch bewachsenen Bergs in die unsichtbare Höhe.
    Box sah in den Rückspiegel und entdeckte Scheinwerferlicht auf dem Highway hinter sich. Er hielt sofort an und machte sein Licht aus. Als er sich im Sitz umdrehte, sah er, daß der Wagen sehr langsam fuhr, im Schrittempo.
    Er stieg aus und stellte sich hinter den Wagen, eine Hand auf dem Rand der Ladefläche.
    »Sieht so aus, als bekämen wir Gesellschaft.«
    Die Straße, auf der er sich befand, mußte wesentlich steiler gewesen sein, als er wahrgenommen hatte, denn von seinem Standpunkt aus sah er auf den Highway und die Küste

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