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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Auto und brachte ihn ins Haus. Er lehnte ihn an den Kamin und erforschte den Rest des Hauses. Es gab zwei Schlafzimmer, eines völlig leer, im anderen stand das Skelett eines hölzernen Bettgestells ohne Matratze. Box ging hinaus, um nach Brennholz zu suchen. Ein Vordach an der Westseite des Hauses war eingestürzt, offenbar schon vor vielen Jahren. Er zerrte das verrostete Blech weg, das Gras, das inzwischen durch das Blech gewachsen war, leistete einigen Widerstand. Er hatte Glück, unter dem Dach kamen ein paar lange Stücke Manukaholz zum Vorschein.
    Die Äste waren so dick, daß er höchstens zwei auf einmal zur Hintertür tragen konnte. Er legte die Taschenlampe auf die oberste Stufe und benutzte seine Säge, um auf der unteren die Äste zu zerkleinern, damit er sie verfeuern konnte. Als er damit fertig war, schnaufte er wie ein Ackergaul, und sein Rücken war schweißnaß.
    Er trug das Holz ins Haus und stapelte es neben dem Kamin. Dann nahm er das Bett in dem einen Schlafzimmer auseinander und hängte die Schranktüren in der Küche aus. Er trat darauf und brach sie in Stücke. Nach einer Stunde hatte er soviel Holz zusammen, daß es wohl für die Nacht reichen würde. Er schichtete Anmachholz in den Kamin, baute ein kleines Tipi, in das er Toilettenpapier stopfte, und zündete das Ganze mit einem der langen Zündhölzer an, die er, in einem Plastikbeutel wasserdicht verpackt, im Rucksack hatte.
    Als das Holz gut brannte, legte er die beiden kleinsten Scheite Manuka dazu, später noch ein Stück des Bettgestells. Licht und Wärme verbreiteten sich im Zimmer. Box fragte sich, wann dieses Haus wohl zuletzt ein Feuer gesehen hatte.
    Als das Feuer ordentlich loderte, trug er Mark ins Haus. Er wünschte, er hätte einen Tisch oder sonst etwas, um den Leichnam vor dem Staub zu bewahren, aber da war nichts zu machen, die Küchenbank war nicht lang genug. Er legte Mark in einigem Abstand zum Feuer auf den Boden, doch so, daß er vom Schein der Flammen beleuchtet wurde. Box hätte gerne etwas gesagt, über sich und den Jungen, etwas Feierliches, das er auswendig gelernt hatte und jetzt hervorholen könnte; Worte, die sie beide in ihre Wärme einhüllen würden. Doch sein Gedächtnis hatte nichts dergleichen gespeichert. Kein Gedicht, an das er jetzt denken konnte, nicht einmal die Verse eines Kirchenlieds. So lag der Junge einfach in seinem grauen Leichentuch aus rauher Armeewolle auf dem Boden.
    Mit angezogenen Knien saß Box lange neben ihm und dachte an Liz und Heather.
    Die Worte der alten Frau im Marae gingen ihm nicht aus dem Kopf. Liz hatte ihm immer gesagt, es sei Stephen – jetzt Tipene – gewesen, der sich aus Marks Leben davongestohlen hatte. Er hätte nie auch nur den Versuch unternommen, mit dem Jungen in Kontakt zu treten. Was hieß, daß er ihm egal war. Das hatte Box nie hinterfragt, weil es in seine Welt paßte.
    Box dachte daran, wie eng sie in den ersten Jahren zusammengewesen waren, etwa als sie kurz nach der Hochzeit zu dritt in Nelson Urlaub machten. Was, wenn Tipene damals doch versucht hatte, den Jungen zu sehen? Konnte es sein, daß Liz ihm wirklich gesagt hatte, er solle wegbleiben? Vielleicht hatte sie Angst, daß es Spannungen geben könnte, wenn der leibliche Vater des Jungen auf der Bildfläche erschien, und sich Sorgen gemacht, weil sie nicht wußte, wie Box reagieren würde. Er hätte sie jetzt gern danach gefragt, aber das mußte warten.
    Was sie wohl gerade tat? Die Knochen in seinem Gesäß schmerzten von dem harten Holzboden. »Gute Nacht, Tiger.« Er stand auf, steif wie ein alter Mann, und trat näher ans Feuer.

Einundzwanzig
    Box wachte auf, als sei eine Tür in seinem Kopf brutal aufgestoßen worden. Er lag in seinem Schlafsack und starrte an die Decke. Bleiches Morgenlicht hatte durch die Ritzen zwischen den Brettern vor dem Fenster seinen Weg ins Zimmer gefunden, doch er hatte keine Ahnung, wie spät es war. Seine innere Uhr schien stehengeblieben zu sein, er hing in der Luft, und das Feuer gab ihm keinen Hinweis, außer daß es völlig runtergebrannt war. Die Kälte war durch die dünnen Wände und Bodendielen wieder ins Zimmer gesickert.
    Er ächzte und rollte sich auf die Seite. Staub wirbelte hoch und ließ ihn husten. Er war dankbar für den Daunenschlafsack, der bis zu dreißig Grad unter Null aushielt. So kalt war es zwar nicht. Aber kalt genug, daß man sich den Arsch abfror.
    Wieder dachte er an Liz und Heather. Ob sie wohl schon wach waren? Überhaupt geschlafen

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