Settlers Creek
und die blinkenden roten Lichter der Feuerwehr zu.
***
Box hielt an der Kreuzung, wo die nördlich aus Kaikoura herausführende Straße in den Highway einmündete. Seine zerbeulte Stoßstange ragte über die Haltelinie hinaus. Weit und breit war kein anderes Auto zu sehen. Wahrscheinlich waren die meisten Bewohner von Kaikoura oben im Park, aus Neugier oder um zu helfen. Sein Atem dampfte in der Kälte. Der Pickup fühlte sich wie ein Eisschrank an. Er schloß die Finger der rechten Hand halb zur Faust und blies hinein, um sie zu wärmen. Dabei bemerkte er, daß er wieder zitterte, sicher nicht nur vor Kälte. Er war jetzt an dem Punkt, bis zu dem er geplant hatte. Hier verließ er bekannte Gefilde und betrat Neuland, in dem Drachen auf ihn lauerten. Tatsächlich hatte er nicht wirklich daran geglaubt, Mark aus dem Marae herausholen zu können. Er mußte es versuchen, hatte aber damit gerechnet, daß er scheitern würde, die Übermacht schien zu groß. Er hatte angenommen, an diesem Punkt entweder in einer Verhörzelle der Polizei oder in einem Krankenhaus zu sein. Da er nun aber Mark bei sich hatte, mußte er seine nächsten Schritte überlegen. Nach Süden führte der Highway an der Küste entlang direkt nach Christchurch. Er könnte in ein paar Stunden zu Hause sein und vierzig Minuten später in Governors Bay. Oder er könnte etwa eine halbe Stunde nach Süden fahren und dann von der Küste landeinwärts abbiegen. Die Straße führte an der Seaward Kaikoura Range entlang nach Hanmer Springs, einem Kurort mit heißen Quellen. Das waren die einzigen Optionen, wenn er sich nach Süden wandte.
In beiden Fällen aber, so dachte er, würde er früher oder später in eine improvisierte Straßensperre geraten. Auf direktem Weg nach Hause zu fahren war genau das, was jeder erwarten würde. Es lag auf der Hand.
Box fragte sich, was Tipene und seine Leute jetzt tun würden. Vielleicht Brent McKenzie und die anderen Polizisten zu Hilfe holen. Er war sich durchaus bewußt, in der letzten Stunde mehrere Straftaten begangen zu haben – mindestens Hausfriedensbruch und Brandstiftung. »Schöne Stiftung, so ein Brand«, hatte Pop einst gescherzt. Box verzog das Gesicht zu so etwas wie einem Grinsen. »Der war gut, Pop.« Hatte er das eben laut gesagt? Das erste Anzeichen von Wahnsinn. Aber wie auch immer, die Polizei würde mit ihm über den Brand auf dem Spielplatz reden wollen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Er würde es nicht mal abstreiten. Aber alles zu seiner Zeit, erst mußten sie ihn haben. Vielleicht würde Tipene auch alles unter dem Deckel halten, unter dem seines Stammes zumindest. Die tätowierten Gorillas, die ihn von der Straße gedrängt hatten, nahmen das, was er getan hatte, vielleicht persönlich. Und gönnten ihm den Komfort einer Verhörzelle in Kaikoura nicht.
»Was meinst du, Tiger, was sollen wir tun?« Wieder sprach er laut, benützte den Spitznamen aus der Kindheit. Er sah in den Rückspiegel, als erwartete er, Marks Gesicht zu sehen. Doch da war nichts außer dem rissigen Plastik des leeren Sitzes neben ihm und kaltem, dunklem Schweigen. Box seufzte.
Es hatte aufgehört zu regnen, und der verhangene Himmel war aufgerissen. Durch die schmutzige Windschutzscheibe konnte er hie und da ein paar Sterne sehen, vereinzelte Klumpen bleichen Lichts. Auch ohne Wetterbericht wußte er, daß es kalt genug war, um in der Nacht zu schneien.
Box drehte das Steuer im Uhrzeigersinn. Es sah so aus, als würde er sich schließlich doch nach Norden wenden.
Zwanzig
Dreißig Kilometer weiter nördlich bremste er ab und bog in einen Feldweg Richtung Meer ein. Über seiner Schulter zeichneten sich die dunklen Konturen der Berge hinter dem unbeleuchteten Highway ab. Es gab kein richtiges Hügelvorland, nur einen leicht ansteigenden Streifen, der gerade breit genug war, um die Kuhherden zu weiden, die Box im Licht der Scheinwerfer bemerkt hatte. An manchen Stellen fand die Straße kaum Platz vor den Bergen, die aus dem Meer emporzuwachsen schienen, steil wie ein Kirchendach und von Büschen und Gras bedeckt.
Box fuhr langsam. Es gab mehr als genug mit Regenwasser gefüllte Schlaglöcher, und das letzte, was ihm jetzt fehlte, war ein Achsenbruch. Ohne ein sichtbares Gatter zu passieren, befand er sich plötzlich auf einem großen Feld. Er fuhr an dessen Rand entlang, und als er fast an der entferntesten Ecke war, hielt er nahe bei einer Reihe riesiger Pappeln an. Er stieg aus, ließ aber Standlicht und
Weitere Kostenlose Bücher