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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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gesagt
hatte, wie Mrs. Thurners neues Haus aussah, was die Smiths ihrem Dienstmädchen
bezahlten, und borgte etwas Zucker oder ein Ei für Athlene — bei Gott, ich habe
heute früh vergessen, Sachen zu bestellen! — ihr Yankees seid so tüchtig — ich
beneide euch...! — und lief nach Hause, um sich zum Essen umzuziehen.
    Eines Morgens, als Athlene gerade bei
mir in der Küche war, um etwas Vanille zu borgen — »Ich werde den Kinderchen
Zuckerbrezeln backen, damit sie zu Hause bleiben, wo sie hingehören« — , saßen
Mari und Sally in ihren Stühlchen und aßen jedes eine rohe Mohrrübe. Sally fing
zu würgen an. Ich hob ihr die Hände hoch und klopfte ihr auf den Rücken, aber
ich konnte den Brocken nicht lockern. Athlene nahm sie aus dem Stuhl, packte
sie an den Fußgelenken und begann sie zu schütteln — ruckweise, hart und
kräftig. Sie sagte: »Rufen Sie den Herrn Doktor an, Mrs. Jay! Sie hat’s in die
falsche Kehle gekriegt — ich kenne das — ich habe es oft erlebt. Dann soll
Missis Fairy die Kleine halten, und Sie fahren zum Herrn Doktor, so schnell es
nur geht. Sie wird schon blau — «
    Sally verdrehte die Augen und gab
erschreckende Gurgellaute von sich, und das Schütteln nützte nichts. Ich rief
in Jims Praxis an. Er war gerade unterwegs, und das bedeutete, daß ich ihn in
sechs verschiedenen Krankenhäusern zu suchen hätte. Ich rief Dick Martins
Praxis an. Auch er war unterwegs, aber die Schwester sagte, er dürfte im
Bezirkskrankenhaus sein. Ich rief das .Bezirkskrankenhaus an, erreichte Jim und
fragte ihn, was ich tun sollte. Athlene war immer noch dabei, Sally zu
schütteln, jammerte aber bereits: »Sie kriegt keine Luft — deshalb ist sie blau
— sie kriegt keine Luft — «
    Jim sagte: »Du hast das Auto, fahr
sofort hierher! Jemand soll Sally halten. Ich warte auf dich. Fahr schnell,
jede Minute ist entscheidend.«
    Athlene hielt Sally, und ich ging Fairy
holen. Athlene rief mir nach: »Lassen Sie sich Zeit, ich passe auf die anderen
auf, während Sie weg sind!«
    Gott sei Dank, daß man Nachbarn hat!
dachte ich, als wir ins Auto stiegen. Fairy hielt die schlappe und erschreckend
blaue Sally auf dem Schoß, und ich fuhr zum Krankenhaus, so schnell es ging,
durch Hauptverkehrsstraßen, bergab, ohne Rücksicht aufs rote Licht — die Hand
auf der Hupe. Vor Schreck gelähmt, hörte ich nur undeutlich Fairys tröstende
Stimme: »Es wird schon gut gehen, meine Liebe — ich weiß es — bei uns im Süden
passiert so etwas alle Augenblicke — und immer schlucken sie’s ‘runter — es
wird schon gut gehen — « Ich wagte nicht, das Kind anzusehen. Erst als wir vor
dem Krankenhaus hielten, sah ich sie an — zum erstenmal, seit ich sie auf
Fairys Schoß gesetzt hatte. Sie war rosig und atmete normal. Dann betrachtete
ich das Ergebnis meiner verzweifelten Anrufe, wie es auf den Stufen des Krankenhauses
aufmarschiert war.
    Jim — blaß und gespannt; Pete — bereit,
einzugreifen, falls ich umkippen sollte; Dick Martin, der Kinderarzt; der
Narkosearzt; die Operationsschwester — und etwa zehn weitere Schwestern, die im
Notfall zur Hand sein sollten.
    Jim kam ans Auto, nahm Sally und sagte:
»Sie hat es offenbar geschluckt — was es auch gewesen sein mag! Du bist schnell
gefahren, nicht wahr? Tüchtig!« Dann wandte er sich zu dem medizinischen
Massenaufgebot auf den Stufen. »Falscher Alarm — das Kind ist in Ordnung.« Kühl
und sachlich machten sie kehrt und wanderten ins Krankenhaus zurück.
    »Sie werden aber gut bedient!« sagte
Fairy. »In meinem Leben habe ich nicht so viele Ärzte und Schwestern auf einmal
gesehen.«
    »Wahrscheinlich werde auch ich sie nie
mehr zu sehen kriegen«, sagte ich, wendete und fuhr nach Hause.
    An diesem Nachmittag kam Fairy mit
ihrer Näherei zu mir. Sie war mit dem kleinen Web bei Dick Martin gewesen.
Nicht etwa, daß Dick ihr nicht gefallen hätte, aber er sei so kalt und
unpersönlich; wenn man den Kleinen bloß ansehe, müsse man merken, wie
schwächlich er sei — aber stellen Sie sich vor, er schaut ihn an und sagt, der
Junge macht einen völlig normalen Eindruck... Und noch etwas — ich wüßte doch,
wie sie sich anstrengte, das Kind dazu zu bringen, daß es ordentlich ißt — er
rühre nichts anderes an als eventuell ein Kotelett mit Artischocken und etwas
Pudding — Dr. Martin sagt, von jetzt an solle er mehr Gemüse und Obst bekommen
und im übrigen dasselbe, was die anderen essen... Oh, wahrscheinlich sei er ein
sehr tüchtiger

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