Seuchenschiff
einen in der Nähe stehenden Werkzeugwagen schleuderte. Das Schweißgerät mit seinen langen Gasschläuchen landete vor Max auf dem Boden, und die blaue Schweißflamme ließ ihn einen schnellen Schritt zurück machen, als er ihre Hitze an seinen nackten Füßen spürte.
Ein dritter Mechaniker, der auf der anderen Seite des Trucks nicht zu sehen gewesen war, kam plötzlich, angelockt von dem Lärm, um die vordere Stoßstange herum. Er blickte auf den bewusstlosen Schweißer auf dem umgekippten Werkzeugwagen, ehe er sich zu Max umwandte.
Max verfolgte, wie aus Verwirrung erst Verstehen und dann Wut wurde, aber ehe der Mann seinem Fluchtoder-Kampf-Reflex folgen konnte, schnappte sich Max die Schweißdüse und schleuderte sie dem Mann entgegen. Ein anderer Reflex gewann jedoch die Oberhand, und der Mechaniker griff automatisch nach der Düse, als sie auf ihn zuflog.
Bei dreitausend Grad Celsius brauchte die brennende Sauerstoff- und Azetylenzunge nur einen kurzen Kontakt, um Fleisch zu verbrennen. Der Mechaniker fing die Düse auf, die genau auf seine Brust gerichtet war. Ein qualmendes Loch klaffte sofort in seinem Overall – und Haut und Muskeln verbrutzelten und legten die weißen Rippen seines Brustkorbs frei. Die Knochen verkohlten, ehe der Schock dem Mann die Messingdüse aus der Hand schlug.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich in den Sekunden, die es dauerte, bis sein Gehirn begriff, dass sein Herz zu schlagen aufgehört hatte, nicht. Er sackte langsam auf den Betonboden. Der Geruch löste bei Max einen heftigen Brechreiz aus. Er hatte nicht vorgehabt, den unglücklichen Mechaniker zu töten, aber er musste seinen Sohn retten, und unglücklicherweise hatte ihm der Mann dabei im Weg gestanden.
Der Schweißer war ungefähr genauso groß wie er selbst, daher nahm er sich die Zeit, ihm den Overall auszuziehen. Er musste die Schuhe des dritten Mechanikers nehmen, weil die anderen viel zu klein für ihn waren. Er zog sie ihm aus, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von den Füßen des Toten zu lösen.
Mit einem Drahtschneider ging er zu den beiden Lastwagen, öffnete die Motorhauben und durchtrennte die Drähte, die sich wie schwarze Tentakel von den Verteilern wegschlängelten. Als er zu den Quads hinübereilte, entdeckte er auf einer Werkbank eine Kaffeemaschine. Außer Filtern, Tassen und einem Plastikbehälter mit Kondensmilchpulver lag dort auch noch ein Paket Würfelzucker. Max ergriff es und anstatt damit Zeit zu vergeuden, die Elektronik der Kawasakis zu demolieren, schraubte er die Benzintanks auf und warf die Zuckerwürfel hinein. Die Quads konnten höchstens einen halben Kilometer weit kommen, und danach würde es einige Stunden dauern, um die Benzinleitungen und die Zylinder zu reinigen.
Eine Minute später saß er auf dem einzigen Quad, das er nicht lahmgelegt hatte, und drückte auf den Knopf, der die Garagentore öffnete. Es war Nacht, und vom Wind gepeitschter Regen wehte durch die Öffnung. Max hätte sich keine besseren Bedingungen wünschen können. Es hätte keinen Sinn, das Tor wieder zu schließen. Kovac würde wissen, dass er nicht mehr da war und wie er hatte fliehen können.
Indem er seine Augen gegen den Regen zu Schlitzen zusammenkniff, drehte er am Gasgriff und jagte ins Ungewisse hinaus.
25
Kovacs Befehle an die fünf Männer, die er abgestellt hatte, um die stillgelegte Einrichtung der Responsivisten auf den Philippinen zu bewachen, waren äußerst präzise gewesen. Sie sollten auf keinen Fall Personen behindern, die das Gebäude untersuchten, es sei denn es wurde offensichtlich, dass sie in die unterirdischen Abteilungen vordringen wollten. In den Wochen, in denen sie das Gelände beobachtet hatten, hatten sich nur zwei Filipinos auf einem alten Motorrad dorthin verirrt. Sie waren bloß ein paar Minuten lang dort gewesen und hatten sich in dem Gebäude umgeschaut, ob es dort noch etwas gab, das sich mitzunehmen gelohnt hätte. Als sie erkannten, dass alles weggeschafft worden war, hatten sie sich in einer blauen Abgaswolke wieder aus dem Staub gemacht.
Die Art und Weise aber, wie sich die beiden heute dem Gelände näherten, hatte die Wächter sofort in Alarmbereitschaft versetzt, und als die Explosion über das freie Feld hallte, wussten sie, dass ihre Vorsicht begründet gewesen war.
Mit einer Ladung geborstenen Betons stürzte Juan durch das Loch, das Linc geschaffen hatte, und landete sicher mit den Füßen auf den Stufen einer steilen Treppe. Eine
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