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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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erreicht, als sie einen verzweifelten Satz machte und die Arme ausstreckte. Ihre Finger hakten sich in die Hosenaufschläge des Overalls, den der Mann trug. Es reichte aus, um ihn ins Stolpern zu bringen. Sein Schwung warf ihn gegen das mit Glasscheiben gesicherte Geländer. Die Scheibe war zwar darauf ausgelegt, einem solchen Zusammenprall standzuhalten, aber eine der Verankerungen, die sie an Ort und Stelle hielten, zerbrach. Und die gesamte Scheibe löste sich. Sie stürzte vier Stockwerke tief, ehe sie mit einem explosionsartigen Krachen in tausend Stücke zerschellte. Erschreckte Schreie hallten durch das Atrium.
    Linda hatte den Kontakt, kaum dass sie das Hosenbein des Mannes berührt hatte, auch schon wieder verloren und rutschte auf dem glatten Fußboden hinter dem Responsivisten her. Er schaffte es, sich an einem Messinggeländer festzuhalten, während er über die Kante glitt, und für einen kurzen Moment schaute er zu ihr hoch, während sie versuchte, seine Hand zu ergreifen. Der Ausdruck seiner Augen erinnerte sie an den eines Kamikazefliegers, kurz bevor er sich auf sein Ziel hinabstürzte: Resignation, Angst, Stolz und, vor allem, rasende Wut.
    Er ließ los, ehe sie sein Handgelenk umfassen konnte, und wandte seinen Blick nicht ab, während er stürzte. Er flog fünfzehn Meter, streckte sich, damit er rücklings auf dem Marmorboden landete, und drehte den Kopf in der letzten Sekunde zur Seite. Das Geräusch, mit dem er aufschlug, war ein nasses Klatschen, und Splitter gebrochener Knochen bohrten sich an einem Dutzend blutgetränkter Stellen durch seinen Overall. Selbst aus dieser Höhe konnte sie noch erkennen, dass sein Kopf um die Hälfte seines Durchmessers geschrumpft war.
    Sie nahm sich keine Zeit, um das Grässliche zu verarbeiten, und sprang auf. Das ältere Ehepaar war noch immer damit beschäftigt, den alten Mann wieder in seinen Rollstuhl zu bugsieren. Sie hatten überhaupt nichts bemerkt. Linda glitt hinter eine imposante Topfpflanze, streifte hastig den Overall ab und stopfte ihn in ihre Tasche. Gegen die dunklen Flecken unter den Ärmeln ihrer Bluse konnte sie leider nichts tun.
    Die Bibliothek befand sich weiter vorn in der Nähe des Schiffskinos, aber Linda wandte sich nach achtern. Dort gab es eine Bar mit Blick auf den Swimmingpool in der Nähe des Hecks. Sie wusste, dass – wenn sie nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten einen Brandy bekam – sie wahrscheinlich ihrem Frühstück wiederbegegnen würde.
    Eine Stunde später saß sie immer noch dort, als sich ein türkischer Krankenwagen ohne Blaulicht und Sirene vom Schiff entfernte. Sekunden später ertönte das Nebelhorn des Schiffes. Die
Golden Sky
lief aus dem Hafen aus.

28
    Jedes Mal, wenn Juan blinzelte, hatte er das Gefühl, als würden seine Augen mit Sandpapier abgeschliffen. Er hatte so viel Kaffee getrunken, dass er in seinem Magen ein saures Brennen spürte, und die Schmerzmittel, die er geschluckt hatte, waren, was seine Kopfschmerzen betraf, bisher wirkungslos geblieben. Ohne in den Spiegel zu schauen, wusste er, dass er so totenbleich war, als ob kein Blut mehr in seinem Körper sei. Wenn er mit der Hand über seinen Kopf fuhr, schmerzten sogar seine Haare, falls dies überhaupt möglich war.
    Anstatt ihn wie gewöhnlich zu erfrischen, ließ ihn der Wind, der an der Windschutzscheibe des Wassertaxis vorbeistrich, trotz der sommerlichen Temperaturen frösteln. Neben ihm hatte sich Franklin Lincoln auf der Rückbank gemütlich ausgestreckt. Sein Mund stand halb offen, und über dem Brummen des Motors war gelegentlich ein leises Schnarchen zu hören. Die grazile Bootslenkerin, von der sie vor achtundvierzig Stunden von der
Oregon
nach Monte Carlo gebracht worden waren, hatte offensichtlich ihren freien Tag, und für ihre Ablösung interessierte sich Lincoln nicht.
    Zorn war das Einzige, was Juan im Augenblick noch wach hielt, Zorn auf Linda und Mark, weil sie Eddies Befehl missachtet hatten, die
Golden Sky
zu verlassen, ehe sie Istanbul verließ. Die beiden blinden Passagiere setzten ihre Suche nach Beweisen für den Plan der Responsivisten, das Schiff mit ihrem Giftstoff anzugreifen, unbeirrt fort.
    Cabrillo würde ihnen die Leviten lesen, wenn er sie wiedersähe, und ihnen dann einen Bonus für ihre Beharrlichkeit spendieren. Immer wieder empfand er tiefen Stolz auf das Team, das er sich zusammengesucht hatte, und sein Stolz hätte zu diesem Zeitpunkt nicht größer sein können.
    Seine Gedanken kehrten zu Max Hanley

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