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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Neonröhren an der Decke erhellt. Der Bodenbelag war so einheitlich grau wie in einer Behörde und nicht viel weicher als die Betonplatte, auf der das Gebäude errichtet worden war. Die vier Männer gingen los, schauten in eine große Küche zu ihrer Linken und anschließend in einen Raum mit einem Dutzend industrieller Waschmaschinen rechts von ihnen. Juan konnte nirgendwo Wäschetrockner sehen und vermutete, dass hinter dem Gebäude Wäscheleinen gespannt waren. Zu den Anliegen des Responsivismus gehörte auch, schädliche Einflüsse auf die natürliche Welt so weit wie möglich zu reduzieren, daher entsprach das Fehlen von Wäschetrocknern dieser Philosophie wie auch die Solarzellen, die sie auf dem Dach eines der Gebäude entdeckt hatten.
    Schnell fanden sie Zimmer eins-eins-sieben. Linc reckte sich, entfernte die Abdeckung von der nächsten Deckenlampe und zog die Leuchtstoffröhre aus den Fassungen. Die vier setzten ihre Nachtsichtgeräte auf, und Juan drehte den Türknauf. Das Zimmer dahinter sah wie ein typischer Schlafraum mit zwei stählernen Bettgestellen, zwei Tischen und dazu passenden Kommoden aus. Das angrenzende Badezimmer war eine kleine geflieste Zelle, in der Mitte mit einem Abfluss für die Dusche. Im gespenstischen grünen Schimmer der Nachtsichtbrillen verschwammen die Umrisse, und Farben waren nur als Schwarzschattierungen zu erkennen, aber die Silhouetten von Menschen, die in den Betten schliefen, blieben unverkennbar. Desgleichen das Schnarchen.
    Eddie fischte ein kleines Etui aus der Oberschenkeltasche seiner Drillichhose. Darin befanden sich vier Injektionsspritzen. Der Betäubungscocktail in den Zylindern ließ einen erwachsenen Mann innerhalb von zwanzig Sekunden wegtreten. Weil Kyle sich der Sekte bereitwillig angeschlossen hatte, würde er sich gewiss allen Versuchen widersetzen, ihn herauszuholen. Der Deprogrammierer, Adam Jenner, hatte Linda während ihres Gesprächs empfohlen, den Jungen zu betäuben, allerdings hatte Juan dies auch schon ohne Jenners Rat beabsichtigt.
    Eddie reichte Cabrillo eine Injektionsspritze und näherte sich einem der Betten. Der Mann darin schlief auf dem Bauch und hatte das Gesicht zur Wand gedreht. In einer fließenden Bewegung presste Eddie dem Mann eine Hand auf den Mund, stach die Injektionsnadel in seinen Hals und drückte den Kolben mit dem Daumen nach unten. Auf der anderen Seite des Zimmers tat Juan das Gleiche. Sein Opfer wachte sofort auf und bäumte sich auf. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen. Juan hielt ihn mühelos fest, auch als der Mann zu treten begann.
    Juan zählte im Geiste von zwanzig rückwärts. Bei zehn verlangsamten sich die Bewegungen des Mannes, und bei drei rührte er sich nicht mehr. Juan leuchtete ihm mit seiner Kugelschreiberlampe ins Gesicht. Obwohl Kyle Hanley seiner Mutter ähnelte, fand Juan bei ihm genügend Charakteristika seines Freundes Max, um zu erkennen, dass er den Sohn vor sich hatte.
    »Ich hab ihn.«
    Als Vorsichtsmaßnahme schlang Linc FlexiCuffs um Kyles Fußknöchel und Handgelenke, ehe er ihn sich auf die Schulter lud.
    »Alles klar, großer Mann?«, fragte Juan.
    Linc grinste in der Dunkelheit. »Ich habe deinen armseligen Hintern damals in Kambodscha fünfzehn Kilometer weit geschleppt, dagegen ist dieser Junge ein Fliegengewicht. Er wiegt höchstens hundertzwanzig Pfund.«
    Cabrillo warf einen Blick auf das e-Papier-Display in seinem Ärmel. Alles sah zwar ruhig aus, aber trotzdem funkte er Linda an, um sich seinen Eindruck bestätigen zu lassen.
    »Die Hausmeister sind immer noch im Hauptgebäude. Auf der anderen Seite des Lagers ist ein Licht angegangen, erlosch aber nach einer Minute und acht Sekunden.«
    »Da war wohl jemand auf der Toilette.«
    »Das denke ich auch. Alles klar zum Abrücken.«
    »Roger.« Er wandte sich an sein Team. »Wir können.«
    Eine Glocke schlug an, kaum dass sie in den Korridor zurückgekehrt waren. Es klang wie ein Feueralarm, durchdringend schrill, und bohrte sich wie mit Dolchen in ihre Trommelfelle. Bei diesem Lärm miteinander zu kommunizieren war unmöglich, aber die Männer waren erfahrene Profis und wussten genau, was von ihnen erwartet wurde.
    Eddie machte die Vorhut, gefolgt von Linc und Mark. Die drei Männer rannten durch den Korridor, alle Bemühungen um Heimlichkeit vergessend. Dies war keine verstohlene Nacht-und-Nebel-Aktion mehr, sondern ein Wettrennen zur Begrenzungsmauer, wo, wenn Linc und Eddie den entsprechenden Befehl befolgt hatten, eine

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