Seuchenschiff
Lunge aus seinem Mund sickerte. Die Maschinengewehrsalve der Responsivisten hatte den eigenen Mann getroffen. Er kippte vom Rücksitz des Quads, als Juan den Fuß des Schutthaufens erreichte. Die breiten Reifen fanden auf dem losen Geröll genügend Reibung. Er schoss zur Spitze des Haufens hoch und durch die Mauerlücke, wobei er sich duckte, um sich nicht selbst den Kopf abzutrennen. Er landete auf der anderen Seite, wobei er sich instinktiv von seinem Sitz erhob, um den Aufprallschock abzufangen.
Das große Kawasaki ATV federte heftig nach und katapultierte Cabrillo beinahe über die Lenkstange. Sein Ohrhörer rutschte heraus und baumelte an dem Anschlussdraht vor seiner Brust. Er ließ sich aber nicht beirren und rang mühsam nach Luft. Jeder Atemzug war für seine lädierte Luftröhre eine Qual. Sobald das ATV wieder auf sicherem Boden gelandet war, riss er den Lenker herum, um zur Küstenstraße hinunterzufahren, die nach Korinth führte, das knapp zwanzig Kilometer entfernt lag.
Er erreichte die Asphaltstraße im gleichen Moment, als der erste Jeep durch das demolierte Tor brach, auf die Straße gelangte und rasant beschleunigte. Linda und die anderen hatten einen Vorsprung von vielleicht einem knappen Kilometer. Bei Weitem nicht genug. Mit einem Schalter an der Lenkstange ließen sich die Vorderräder des ATV vom Antrieb abkoppeln, wodurch Juan an Geschwindigkeit gewann. Er raste parallel zur Mauer des Responsivisten-Zentrums die Straße hinunter.
Das Tor war zwanzig Meter weit entfernt, als der zweite Jeep hindurcheilte. Seine Reifen wirbelten Mengen von losem Erdreich hoch, ehe sie auf Asphalt gelangten. In diesem Jeep saßen nur drei Wächter: ein Fahrer, ein Passagier und ein Mann, der auf dem Rücksitz stand und ein AK-47 im Anschlag hielt.
Juan hatte den Vorteil des stärkeren Schwungs und tauchte hinter dem Jeep auf, ehe sie bemerkten, dass er überhaupt zugegen war. Er stemmte sich so hoch, dass er auf dem Sattel stand und der Wind in seinen Augen brannte. Indem er so behutsam bremste, dass er nur wenige Stundenkilometer schneller unterwegs war als der Jeep, lenkte er das ATV gegen die hintere Stoßstange des Jeeps.
Der Aufprall hob Cabrillo vom Kawasaki hoch. Seine Schulter rammte den Wächter, der hinten stand. Das Gesicht des Mannes krachte mit brachialer Wucht gegen den Überrollbügel, dann wurde er nach hinten gerissen und bog sich, bis es schien, als würden seine Fersen seinen Kopf berühren. Wenn die Kollision den Mann nicht getötet hatte, so war Juan sicher, dass er auf jeden Fall kampfunfähig war. Juan befreite sich soweit, um mit seinem künstlichen Bein austreten zu können. Er erwischte den Wächter auf dem Beifahrersitz mit dem Fuß seitlich am Kopf. Da die Seitentüren des Jeeps entfernt worden waren, gab es nichts, was hätte verhindern können, dass der Mann aus dem Fahrzeug stürzte und sich auf der Straße mehrmals überschlug.
Cabrillo drückte die Mündung der Mini-Uzi gegen den Kopf des Fahrers, ehe dieser auch nur halbwegs begriff, was geschehen war.
»Spring oder stirb. Du hast die Wahl.«
Der Fahrer tat keins von beidem. Er rammte das Bremspedal aufs Bodenblech. Die Reifen begannen zu glühen, während das Heck des Jeeps beinahe von der Fahrbahn abhob. Juan prallte gegen die Windschutzscheibe, klappte sie nach vorne, rutschte über die Motorhaube und ging so schnell auf Tauchstation, dass er keine Zeit mehr hatte, sich am Kühlergrill festzuhalten.
Sobald Cabrillo außer Sicht verschwunden war, ließ der Fahrer das Bremspedal los und gab wieder Vollgas. Er wusste, dass der Mann, der sie überfallen hatte, hilflos vor ihm auf der Straße lag …
15
Der Bug der Oregon schnitt elegant durch die dunklen Fluten des Ionischen Meeres. Ihre revolutionären magnetohydrodynamischen Maschinen hätten sie mit der gleichen Leichtigkeit durch anderthalb Meter hohes Packeis schieben können. Sie befanden sich westlich von Korinth, nachdem sie den Peloponnes umfahren hatten, und waren auf östlichem Kurs, um die vereinbarte Position zu erreichen. In der Umgebung des Schiffes herrschte nur wenig Verkehr. Auf dem Radarschirm waren lediglich zwei Küstenschiffer zu sehen, wahrscheinlich auf der Suche nach Tintenfischen, die des Nachts gewöhnlich zum Fressen zur Wasseroberfläche hochstiegen.
Im Augenblick hatte Eric Stone eine Doppelfunktion inne. Auf seinem Steuerplatz lenkte er das Schiff, hatte jedoch einen von Mark Murphys Computerschirmen in seine Richtung gedreht, um das
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