Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
Irgendetwas fühlte sich falsch an. Die Menschen hier waren äußerst merkwürdig. Ich könnte schwören, dass sie alle ein Geheimnis hatten.
Das Mädchen stand endlich auf und wandte sich mit einem sicheren Blick zu mir.
„Ich rate dir, immer dort zu bleiben, wo dich jemand von uns hinbringt. Wenn nicht, wirst du es bitter bereuen“
Dann drehte sie sich um und ging.
Ich hatte keinen blassen Schimmer von dem, wie ich mich verhalten sollte. Für einen Augenblick war ich in der Versuchung aufzustehen und ihr nachzulaufen, aber ich entschied mich letztendlich dann doch lieber brav hier sitzen zu bleiben. Ihre Warnungen hielten mich aus irgendeinem Grund noch davon ab. Selbst das Gebäude machte mir Angst.
Ich fühlte mich ungeheuerlich alleingelassen. Wenn sie mich noch eine Weile hier sitzen ließ, würde ich verrückt gehen.
Mittlerweile hatte ich schon begonnen, die Fäden von dem Ende eines Wandteppichs zu zählen, der neben mir an einer Wand hing. Ich schwor mir, dass ich später versuchen würde, hier rauszukommen. Einen Versuch würde es wert sein, egal wie sehr sie mich davon abhalten wollten.
Nach 534 Fäden und einiger Zeit endlosen Wartens ging endlich die Tür auf. Als der Mann hereinkam, schaute ich auf und unterbrach meine Zählung nach dem 541. Faden.
Es war der Blonde von vorhin. Langsam versuchte ich mich aus meiner versteinerten Position zu lösen. Ich hatte die Knie auf den Stuhl gezogen, die Arme um die Beine geschlungen, das Kinn auf meine Knie gestützt und war am Nachdenken und Fädenzählen, anstatt dem nachzugehen, wonach mir eigentlich war: Mich auf den Boden zu legen und zu weinen.
Seine sehr lange, gerade weißblonde Mähne, die sogar fast so lang war wie meine, zog sofort meinen Blick auf sich.
Er strich sie sich mit einer Hand hinters Ohr und lächelte mir zu.
„Du siehst viel erholter aus. Geht es dir besser? “
Er trug eine enge, braune Hose und irgendeinen grün-braunen Lumpen als Hemd, der locker und luftig an ihm herabhing.
Ich zuckte gelassen mit den Schultern, worauf ein schüchternes Nicken folgte. Doch warum machte er sich die Mühe, sich nach meinem Zustand zu erkundigen? Es sollte ihn herzlich wenig interessieren.
Er ging auf mich zu, schob sich einen Stuhl zurück und setzte sich neben mich. Seine Messer, die er in einen Bündel Stoff zusammengewickelt hatte, legte er auf den Tisch. Wieder bekam ich das Gefühl nicht los, mich in einer anderen Welt zu befinden.
„Ich bin Reece. Verrätst du mir auch deinen Namen?“
Einen Augenblick starrte ich ihn einfach nur an und versuchte aus seiner Miene schlau zu werden. Vergeblich.
„Nur, wenn du auch meine Frage beantwortest“
Er zögerte nicht.
„Nur zu“
Ich atmete einmal tief durch und ließ meinen Blick noch schnell einmal über den Salon gleiten.
„Wo bin ich hier?“
„Wer zum Teufel seid ihr?“
Wie bin ich hierher gekommen? Was wollt ihr mit mir? Warum lässt sich dieser verdammte Mistkerl nicht mehr bei mir blicken?
Noch andere etliche Fragen schwirrten mir im Kopf und ließen wenig Platz für meinen gesunden Menschenverstand.
Der Mann lächelte leicht.
„Das waren schon zwei Fragen“
Ich zuckte mit den Achseln.
„Beantworte mir eine“
„Du bist in meinem Jetzt, in unserer Zukunft und in deiner Vergangenheit“
Mein Verstand brauchte einige Zeit, um sich einzuschalten und diesen Satz zu begreifen.
„Die Vergangenheit“
Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Gleichzeitig fing ich an, unglaubwürdig meinen Kopf zu schütteln. Das war unmöglich.
Clodagh hatte das mehrmals erwähnt. Es war ihre Zeit. Sie wiederholte immer, sie wollte mich in ihre Zeit mitnehmen.
Aber war sie das? Und wer waren sie? Was für eine Rolle spielten sie in unserem Spiel?
„Wie kann das sein?“, fragte ich verwirrt.
„Das ist schon die dritte Frage“
„Gebbie“, sagte ich knapp, „jetzt weißt du meinen Namen, aber ich weiß immer noch nicht, wo ich mich befinde und was ihr mit mir vorhabt!“
Er lächelte nur als Antwort.
„Das ist doch absurd!“
„Absurder als Zaubern zu können?“
Ich wollte etwas kontern, doch mir fiel nichts ein.
Mit fiel es schwer, seinen Worten Glauben zu schenken. Doch meine Phantasie hatte sich geweitet, seitdem ich zaubern konnte. Es gab das Unmögliche nicht mehr.
Er begann, seine Messer einzusammeln.
„Warte!“
Ich stand auf und hielt ihn davon ab, seine Messer einzupacken.
Er sah mich verdutzt an.
„Gib mir ein Messer“
Ich brauchte eine
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