Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
herein. Keiner störte mich. Keiner weckte mich.
Als ich langsam aufstand, ging ich als erstes zu meinem Fenster. Man konnte von hier aus auf den Eingangshof und die gewaltigen Festungstore schauen, die von den meterhohen Steinmauern umrandet waren.
Die Sonne schien stark und heiß über der Festung. Die Vögel sangen anders, sogar die Luft roch anders.
Draußen entdeckte ich einige Männer auf Pferden, die gerade durch die geöffneten Tore ritten.
Ich erkannte Ciaran auf einem edlen, dunkelbraunen Pferd. Neben ihm waren Cormarck und einige andere Männer, die neben ihm weniger graziös aussahen.
Durch die geöffneten Tore hindurch sah ich, dass die Festung mitten im Wald stand. Sie war umringt von nichts als eng aneinander stehenden meterhohen Tannen. In einer Art und Weise erinnerte mich das Ganze an den Wolfslauf. An mein Zuhause. Doch dies hier war gewaltiger, abgegrenzter, fremder.
Ich sah zu, wie sie fortritten und entfernte mich wieder vom Fenster.
Es tat gut, mal wieder richtig ausgeschlafen zu sein. Ich fühlte mich so erholt und gesund wie seit langem nicht mehr. Aber es änderte nichts an der Tatsache, dass ich nicht zu Hause war. Hier gehörte ich nicht hin.
Ich setzte mich auf mein Bett und begann, meine Magie zu erweitern. Schließlich musste ich mir schleunigst etwas einfallen lassen, um hier rauszukommen.
Im Raum war es still und angenehm. Clodagh sagte immer, dass ich meine Gabe finden würde, wenn ich oft genug übte. Natürlich würde es viel schneller und einfach werden, wenn ein erfahrener Zauberer mir dabei half.
Ich übte lange weiter, bis endlich jemand an meine Tür klopfte. Die Kerze, die ich gerade in der Luft schweben gelassen habe, stellte sich wieder auf den Nachttisch.
„Ja?“, brummte ich und versuchte mir den Schreck in meiner Stimme nicht anmerken zu lassen.
Reece kam herein.
„Verzeih mir, habe ich dich aufgeweckt?“
„Nein, ich war schon lange wach“
Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben mich auf mein Bett.
„Muss komisch für dich sein“
Ich sah ihn ausdruckslos an. Keine Ahnung, warum er sich wieder einmal diese Mühe machte.
„Du musst uns bestimmt alle hassen“, lachte er.
Ich sagte dazu nichts.
„Hast du Hunger?“, fragte er nach einer Weile.
Ich nickte leicht.
Er ging raus und kam wenig später mit einem Tablett voll Essen wieder. Das Tablett stellte er auf den Tisch.
Es waren zwei Scheiben Brot mit Butter und einer Suppe. Reece beobachtete mich dabei.
„Gibt es so was auch in deiner Welt?“, fragte er und zeigte auf die Suppe.
Ich musste lächeln.
„Suppen? Oh, ja, mehr als nötig. Und Brot, Kraut und Schweinebraten gibt es auch“
Er lächelte bei der Vorstellung, doch dann schwand sein Lächeln wieder.
„Du wirst dein Zuhause bestimmt vermissen“
Natürlich würde ich sie vermissen. Ich vermisste sie jetzt schon unglaublich. Es zerriss mir fast das Herz dabei. Immerhin wurde ich entführt, in eine andere Welt gebracht und wusste noch nicht mal, ob ich sie jemals wieder sehen würde.
Er wollte gerade wieder etwas sagen, doch ich redete ihm ins Wort. Er war nicht hierher gekommen, um mit mir über die Zukunft zu plaudern.
„Was wollt ihr von mir?“
„Es hat nichts mit dir, sondern mit Clodagh zu tun. Ciaran hat seinen Grund gehabt“
„Und deswegen hat dieser Barbar mich einfach so entführt? Gegen meinen Willen und weg von meiner Familie? Nur weil er seinen Grund gehabt hat !?“
Ich sah ihn mit einem durchdringenden Blick an.
Er hatte dunkelbraune Augen und genauso dunkle, feine Augenbrauen. Seine Augen und sein junges, hübsches Gesicht mit den gleichmäßigen Gesichtszügen ließen ihn vertrauenswürdig erscheinen.
„Ihr Zauberer scheint euch einen Scheißdreck für meine Gefühle zu interessieren. Ihr handelt so, wie es euch am Besten passt und ich muss mich dem anpassen“
„Denkst du, dass wir so handeln, weil wir es uns ausgesucht haben?“, fragte er mich.
„Ich weiß nicht, was das mit meiner Entführung zu tun hat“
„Du solltest nicht über die Menschen urteilen, die du nicht kennst“
„Es tut mir ja furchtbar leid, dass ich deinen ,Herrn’ beleidige, aber zufällig hat er mich entführt und mich von meiner Familie getrennt“
„Ciaran wird dir noch erklären, warum du hier bist“, sagte er ruhig.
„Warum kannst du es nicht?“
„Weil es nicht meine Aufgabe ist“
Einen Moment versuchte ich etwas aus seinem Gesicht zu deuten, doch er blieb ausdruckslos. Ich
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