Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
etwas war anders. Ich drehte mich im Flur um. Das Bild hing dort und ich hatte das Gefühl, dass sie mich anstarrte.
Für einen Augenblick starrte ich zurück. Doch es war einfach nur ein Gemälde. Nur die Herrin vom Wolfslauf.
Komm runter, Gebbie. Was ist bloß los mit dir?
Ich ging in die Küche, stellte den Gasherd an holte Eier.
„Warum bist du denn schon so früh auf, Liebes?“
Die Eier fielen mir aus der Hand und zerplatzten auf dem Boden.
Es war eine Stimme, die ich noch nie gehört hatte. Eine Stimme, die so sanft und zart war, dass sie allein mit Worten schmeicheln konnte.
Abrupt drehte ich mich um.
Es war Emma.
„Was guckst du so?“
Das Blut pochte in meinen Schläfen. Ich brauchte eine Sekunde, um mich wieder zu sammeln.
„Du-“
Ich räusperte mich.
„Du hast dich vorhin so anders angehört“, murmelte ich verwirrt.
„Was redest du denn da für einen Unsinn? Hast du nicht gut geschlafen?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Mir geht es gut, Emma. Mach dir keine Sorgen. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich... ich war ohnehin nicht müde“
Emma lächelte und sah mich mit einem lieben Blick an. Ich begann die Eier aufzuwischen und machte mich weiter an das Frühstück.
Die nächsten Tage vergingen im Grunde genommen so wie immer. Seth und ich kümmerten uns um die Tiere, rannten wie kleine Kinder in Wettrennen durch den Wald und legten uns regelmäßig an unseren Platz, um dem Sonnenuntergang zuzusehen. Ab und zu gab mir Seth Unterricht im Messerwerfen. Es machte mir unglaublich Spaß, obwohl ich anfangs ziemlich miserabel war und sich Seth dank meiner Werfkünste mehrmals in Lebensgefahr befand.
Emma putzte, kochte, backte, erntete, strickte, häkelte und nähte. Alles, was man auch nur an Hausarbeit machen konnte.
Tomas arbeitete wie gewohnt und mein Vater war immer noch auf seiner Geschäftsreise. Er rief zwischendurch an und sagte, dass er noch ein paar Tage länger blieb. Das hatte er vorher noch nie gemacht.
Es wäre vielleicht eine der normalsten Wochen in meinem Leben gewesen, hätte ich nicht dieses Gefühl, etwas hatte sich verändert.
Ich hörte Stimmen so oft wie nie zuvor und fühlte mich merkwürdig beobachtet.
Anfangs versuchte ich es zu missachten, doch nachts konnte ich überhaupt nicht mehr schlafen. Die Stimmen waren laut. Manchmal flüsterten sie, manchmal schrien sie. Niemand außer mir schien das zu bemerken. Es machte mich wahnsinnig. Und es führte sogar dazu, dass ich letzte Nacht bei Seth im Bett schlief.
Ich wachte noch vor der Morgendämmerung von Seths fürchterlichem Geschnarche auf und beschloss, aufzustehen.
Nach einer kalten Dusche hinterließ ich Emma einen Zettel, auf dem stand, dass ich ausreiten gegangen bin und sie sich keine Sorgen machen musste.
Der Tag war herrlich.
Die Sonne schien nicht zu stark und ein leichter Sommerwind begleite uns während des Ausritts. Sogar die Fliegen und Bremsen blieben an dem Morgen weg. Die Äste der Bäume wiegten sich leicht in der erfrischenden Brise, einzelne Blätter zischten leise vor sich hin.
An einem schönen Platz im Wald stieg ich vom Pferd und ließ es grasen.
Ich schloss die Augen und sog die Normalität in mich ein. Doch als ich zu essen begann, schreckte mein Pferd plötzlich auf.
Ich versuchte etwas zu entdecken, was sie erschreckt haben könnte.
Es war nichts.
Aber ein Rascheln ließ mich herumfahren.
Die Blätter der Büsche bewegten sich, und irgendetwas Schwarzes kam zum Vorschein. Leise wie eine Raubkatze und beängstigend wie ein Ungeheuer kam ein schwarzer Wolf auf mich zu.
Mein Pferd scheute. Ich schaffte es, die Zügel zu fassen. Sie klebten in meiner geschwitzten Hand.
Die gelben Augen des riesigen Wolfes ruhten gelassen auf mir.
Ich wusste, dass es kein normaler Wolf war. Schon mein ganzes Leben lang sah ich ihn und hatte es noch niemandem erzählt.
Das Tier gab ein erschreckendes Geräusch von sich, welches das laute Pochen meines Herzens unterbrach.
Ich fasste die Zügel fester.
Der Wolf sah mich noch einen Moment an und verschwand wieder so plötzlich, wie er gekommen war. Verdattert starrte ich ihm noch eine Weile hinterher und ritt zurück.
„Emma?“
Ich betrat die Küche und entdeckte sie häkelnd auf einem Stuhl.
„Was ist, Kind?“
Sie blickte auf.
Ich überlegte kurz, ob es wirklich eine gute Idee wäre.
„Denkst du, hier gibt es Wölfe?“, brachte ich aus mir heraus.
Sie hörte auf zu häkeln und starrte mich an.
„Um Himmels
Weitere Kostenlose Bücher