Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
zurückblieb. In meinen Augen aber stand immer noch Verblüffung.
Ich musste noch einmal an ihm herabsehen. Dann musste ich mich daran erinnern, wie man atmete.
Ciaran trug nicht außer seiner engen, schwarzen Lederhose. Sein nackter, glatter Oberkörper war ein einzigartiges Kunstwerk. Angefangen bei seinen linken Fingerkuppen und der gesamten linken Hand zog sich ein ineinander verwebtes Muster bis zu seinem Hals. Keine einzige Stelle blieb unbemalt. Es bedeckte die komplette linke Seite seiner unglaublich muskulösen Brust.
Ich wusste, dass Seth einen muskulösen Körper hatte, doch das war nicht zu vergleichen. Bei der kleinsten Bewegung seiner Muskeln, bewegte sich das Muster mit.
Es war das Meisterwerk einer höheren, uralten Magie. Überall dort, wo sich das Tattoo entlangzog, war sein Körper von einer Vollkommenheit, die nicht menschlich schien. Es sah so aus, als ob sich das Muster von der linken Hand immer weiter verbreitet hatte und nun schon bei seinem Schlüsselbein angelangt war.
Die rechte Hälfte seines Körpers war unbemalt. Sie war natürlich und nicht so vollkommen. Auf ihr zeichneten sich unendlich viele Narben ab. Größere und kleinere, die man auf den ersten Blick nicht richtig erblicken konnte.
Ich konnte meinen Blick nicht mehr von seinem halbnackten, faszinierenden Körper wenden, ich verspürte sogar den Drang ihn anzufassen, ihn zu berühren. Nur kurz, denn ich riss mich zusammen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so einen unglaublich attraktiven Mann gesehen.
Bei genauerem Hinsehen konnte ich nicht mehr deuten, was genau auf seinem Körper aufgemalt war. In ersten Moment war ich mir sicher gewesen, dass sich dort Menschen abgezeichnet hatten, doch dann sahen sie aus wie unterschiedliche Tiere. Vielleicht waren es aber auch Pflanzen, Schlangen, Spinnen, Halbmonde. Ich konnte nicht mehr sagen, was ich in diesem unendlichen Muster sah. Es war so fein und genau bearbeitet, dass es fast dreidimensional erschien.
Zwar wusste ich nicht, was es bedeutete, doch versteckte er es vor anderen. Vor allem vor jemanden wie mir.
Nach einer innigen, peinlichen Pause ging er einen Schritt vor und musterte mich abschätzend von oben bis unten, bis seine Augen auf meinen stehenblieben. Meine Hand tastete haltsuchend nach der Kommode und ich musste mich abstützen, da ich meinen weich gewordenen Beinen nicht mehr traute. Das Tattoo auf Ciarans Brust schien nun zum Leben zu erwachen. Die Zeichen und ineinander verwebten Symbole schienen sich zu bewegen, mit ihm zu atmen.
„Es tut mir leid“
Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Ciaran sich gerade bei mir entschuldigt hatte. Dies grenzte an ein Wunder. Trotzdem war ich zu perplex, um ihm zu antworten. Es fiel mir schwer, mich von der Stelle zu bewegen, geschweige denn eine klare Antwort zu verfassen.
„Mir auch“, stammelte ich peinlich berührt.
Mir auch?
Was redete ich da für einen Schwachsinn? Mein Kopf war zu benebelt. Wenn ich rot anlaufen könnte, würde ich das jetzt tun. Doch ich sah ihn noch einmal an, holte noch einmal tief Luft, um nicht an Sauerstoffmangel zu sterben und ging schnell aus dem Bad.
Mein Kopf fühlte sich an, als ob er jeden Moment platzen würde. Mir stand Verwirrung vermutlich ins Gesicht geschrieben. Ich sah ihn immer noch vor mir. Vergeblich versuchte ich, dieses faszinierende Bild aus meinen Gedanken zu verbannen.
Ich bin die Gefangene, sagte ich mir wieder.
Und egal, wie gut er aussah und was er zu mir sagte, er wollte mich umbringen. Ich durfte mich nicht zu sehr mit ihnen anfreunden, sie waren mächtig und beeinflussend. Und vor allem durfte ich jetzt nicht in mir versinken. Denn wenn ich einmal anfangen würde zu weinen, dann würde ich nicht mehr aufhören können, das wusste ich.
Ich schob meine Gedanken beiseite und ging raus, um weiter Bogenschießen zu üben. Ablenkung war das beste Mittel gegen Trauer.
Sunny hatte schlechte Laune. Sie klatschte jedem gelangweilt Rührei auf den Teller.
„Brot holt ihr euch selbst“, knurrte sie und setzte sich hin.
Ciaran und Godric waren wieder nicht da. Eingestanden, war mir immer noch komisch, als ich an unsere Begegnung im Bad dachte.
Warum war es mir denn so peinlich? Es war nichts Ungewöhnliches, einen Mann mit nacktem Oberkörper zu sehen und es war auch nicht das erste Mal, also warum zum Henker brachte mich das so durcheinander?
„Üben wir heute wieder weiter, Gebbie?“, fragte Reece.
Er saß mir gegenüber und sah
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