Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
an.
Sie zögerte und wieder füllten sich ihre Augen mit kaum sehbaren Tränen.
„Lass mich nicht allein“, wiederholte ich.
Sie lief zu mir, nahm mich in den Arm und drückte mich so fest wie sie konnte.
„Es tut mir so leid“, stotterte sie in meine Haare.
„Es tut mir so leid“, wiederholte sie immer und immer wieder.
Ich schüttelte leicht den Kopf und legte meine Arme vorsichtig um sie. Mir kam kein Wort über die Lippen. Das war der richtige Zeitpunkt. Ich durfte jetzt weinen.
Doch die Tränen kamen nicht.
Alle Erinnerungen spiegelten sich in meinem Kopf wieder. Alle meine Lieben sah ich um mich trauern. Alle unangenehmen Momente in dieser Festung spielten sich wie ein Film ab.
Aber sie erreichten mich nicht richtig.
Sunny hielt mich fest und solange sie dies machte, würden sie sich nicht trauen, in meinen Kopf zu schleichen. Solange würden auch die einsamen Tränen wegbleiben.
Ich wusste, dass Sunny es Ernst meinte. Diese Geste war nicht gespielt. Es kam von ihrem Herzen und es berührte meins. Nicht nur mein Herz, sondern auch meine Seele.
Das leere Stück in meiner Seele nahm seinen Platz ein.
Es tut mir so leid, flüsterte Sunnys Stimme in meinem Kopf.
Ich weiß, flüsterte ich ihr stumm zurück.
Und sie konnte mich hören.
Die erste Jagd
Mindestens eine halbe Stunde schrubbte ich mit einer harten Bürste meinen misshandelten Körper. Als ich noch die weiße Farbe an meinem Oberkörper kleben sah, musste ich mich übergeben.
Ich schrubbte meinen Körper so lange, bis die Haut rot war, weil ich mich so dreckig und beschmutzt fühlte. An die hässlichen, halbmondförmigen Narben zwischen Hals und Schulter versuchte ich erst gar nicht zu denken. Und doch spürte ich immer noch Fas Zähne auf mir.
Mein eigener Schrei weckte Sunny und mich in dieser Nacht.
Ich fuhr schweißgebadet und schwer atmend aus dem Schlaf. Sunny, die neben mir schlief, erschreckte sich fast noch mehr.
Ich sah Fa immer noch neben mir stehen. Er ging einen Schritt auf das Bett zu und ich rutschte schnell näher zu Sunny. Der Vollmond, der hell in das Fenster schien, zeigte mir ihr bemitleidendes Gesicht. Sie drückte vorsichtig mein Arm und ich musste mich zusammenreißen, nicht loszuschreien.
„Soll ich eine Kerze anzünden?“, fragte sie mich leise.
Fas Gestalt verblich langsam und verschwand gänzlich. Ich starrte auf den Fleck, wo ich ihn eben gesehen hatte und schüttelte den Kopf.
„Nein. Es… es geht auch so“
Ich ließ mich langsam wieder ins Bett sinken und wartete darauf, dass sich mein Herzschlag beruhigte.
Das Letzte, was ich mitbekam, war Sunnys leises Seufzen und dann schlief traumlos ein. Zumindest konnte ich mich an keinen Traum erinnern.
Als ich wieder aufwachte, war Sunny nicht da.
Eine kleine Panikattacke durchflutete mich, als ich bemerkte, dass ich alleine im Zimmer war.
Ich stellte mir vor, was passieren könnte, wenn Einauge ins Zimmer kommt.
Nicht daran denken, er wird nicht mehr kommen. Sie werden dafür sorgen, redete ich mir ein.
Er wird nicht mehr in dein Zimmer kommen.
Er wird dich nicht mehr anfassen.
Mit seinen dreckigen, widerlichen Fingern.
An deinem Körper.
Ich kniff die Augen zusammen und verbannte meine Gedanken aus dem Kopf. Das Blut unter meiner Narbe begann zu pochen. Mit jeder Sekunde, mit jedem einzelnen Herzschlag wurde ich nervöser.
Gebannt starrte ich auf die Tür und wartete darauf, dass er rauskommt.
Er würde jeden Moment kommen…
Ohne die Tür aus den Augen zu lassen, stand ich langsam auf und zog in rekordverdächtiger Schnelligkeit meine Sachen an.
Ich setzte mich aufs Bett. Zog die Knie an meinen Körper. Und starrte auf die Tür.
Ich zählte die Sekunden, die Herzschläge, die immer lauter wurden. Das Blut pochte nun auch in meinen Ohren.
Er würde kommen… drei, zwei, eins… JETZT!
Die Tür ging auf und ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Er war nicht laut, doch mit ihm flogen auch die Anspannung und der Druck aus meinem Körper.
Er war da.
Er kam, um Rache zu nehmen. Nein, diesmal würde ich es nicht zulassen. Ich würde mich wehren können.
Seine Hand näherte sich meiner Wange. Ich schlug sie weg. Schnell zog sie sich wieder zurück.
„Gebbie…“
Ich sah in Sunnys verletzte Augen und presste die Lippen aufeinander. In der nächsten Sekunde schlang ich meine Arme fest um ihre schmale Taille und schloss die Augen für einen Moment.
„Du sollst mich doch nicht alleine lassen!“
Sie lehnte
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