Sevenheart-2
einziges Geheimnis. Er machte mich sprachlos.
„Ich muss zugeben, dass es noch nicht vielen gelungen ist, mich zu überraschen“
Langsam kam er wieder zur seiner üblichen Position zurück.
„Ich bin nicht so dumm wie du denkst“, lächelte ich.
Ich musste einfach zurücklächeln. Es war einfach unglaublich ansteckend, dieses Lächeln.
„Das habe ich nie gedacht. Nur ein bisschen naiv“
Er kam mir näher, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ach ja? Ich will nicht sagen, was ich alles über dich denke“
„Nein, das weiß ich schon“
„Meine Meinung hat sich nicht geändert“
„Ich bezweifle es nicht“
Meine Meinung über ihn hatte sich tatsächlich nicht geändert. Aber manchmal sah ich in ihm einen anderen Menschen. Dann war er nicht mehr der kalte, abweisende Ciaran, den nichts aus der Reserve locken konnte, der unantastbar war. Dann war er der Ciaran, dem ich mit Mühe ein Lächeln entlocken konnte. Der, der mit seinem Lächeln ein Stück mehr von seiner Seele preisgab. Der mir ein Einblick gab von dem, der er wirklich ist. Der Ciaran, der kurz davor war, mich um meinen Verstand zu bringen.
Das letzte Zimmer
Meine Schritte hallten wider, als ich meine tägliche Tour von Reece’ Bogenschießentraining durch den Gang in mein Zimmer machte. In den Räumen war es still geworden, nicht ein einziger Mann begegnete mir auf dem Gang.
Ich verlangsamte mein Tempo, als ich etwas Großes, Schwarzes ein paar Meter vor mir erahnte.
„Dain?“
Der Wolf und ich waren inzwischen ziemlich gute Freunde geworden. Keiner konnte sich erklären, warum der Wolf mich duldete, denn außer Ciaran ließ er keinen an sich heran. Nicht einmal Shaimen, der normalerweise zu jedem Tier eine gute Verbindung hatte. Aber Dain war ja auch Ciarans Wolf. Es hätte mich gewundert, wenn er normal wäre.
„Dain“, flüsterte ich wieder, diesmal etwas lauter.
Der Wolf hielt plötzlich an und kam zu mir angetrabt, als er mich bemerkte.
Ich kraulte ihn am Ohr.
„Warum spazierst du denn noch so spät durch die Festung? Hast du noch gejagt?“
Natürlich konnte der Wolf nicht reden. Aber er war aus diesem Wald und er war Ciarans Wolf. Das bedeutete, dass er zumindest verstand, was ich zu ihm sagte.
Dain löste sich von mir und trabte schließlich ein paar Schritte nach vorne. Dann blieb er stehen. Ich holte ihn ein. Er trabte wieder los.
„Du willst, dass ich dir folge?“
Als Antwort beschleunigte er.
„Okay...“, murmelte ich schulterzuckend.
Dain führte mich zielbewusst durch die Festung, bis er vor dem Südflügel stehenblieb, den ich noch nie zuvor betreten hatte. Es war der vierte Teil der Festung.
Ich bekam das Gefühl nicht los, hier unerwünscht zu sein, doch ich versuchte es zu ignorieren.
Die hintere Tür dieses Teils war ein Ausgang zum Hinterhof. Neben ihr befanden sich zwei bodenlange, blanke Fenster mit moosgrünen Scheiben und gegenüber von ihnen eine weitere Tür.
Dain öffnete diese Tür mit seiner Schnauze und ging herein. Ich wusste nicht, ob es eine gute Idee war, dort hineinzugehen. Schließlich war ich hier noch nie gewesen und dieser Teil der Festung war mir zu abgegrenzt. Aber wenn sie mich schon hier alleine herumlaufen ließen, mussten sie mit dem Risiko leben, dass ich alle Räume durchsuchte. Immerhin stand da kein „Betreten Verboten-Schild“.
Dain drehte eine Runde durch den Raum und verschwand dann aus der Tür. Ich folgte ihm schnell, aber er war schon aus dem Ausgang geflüchtet. Doch da ich nun festgestellt hatte, dass keiner in dem Raum war, beschloss ich mir den Raum näher anzusehen. Wenn Dain gewollt hätte, dass ich ihm folge, dann wäre er zurückgekommen und hätte auf mich gewartet.
Der Raum war merkwürdig normal für die Räume der Feste. Er war zwar groß, mit einem eleganten großen Himmelbett, einem riesigen Spiegel mit schwarzem Steinrahmen und dunklen Edelholzmöbeln, aber er hatte nichts Außergewöhnliches. Langsam wurde ich neugierig. Er war zu normal, um zu den Räumen der Festung zu gehören. Ich war mir sicher, dass er genauso interessant sein musste, wie die restlichen Räume. Wenn nicht sogar interessanter.
Ich ging zu einer der Truhen und öffnete sie. Auch dort sah ich nur stinknormale Gegenstände. Wie zum Beispiel einen Kamm, ein Buch oder einen Kerzenständer. Ich nahm ihn heraus und fuhr mir damit durch die Haare. Doch als ich in den riesigen Spiegel vor mir sah, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Meine Haare waren plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher