Sevenheart-2
beinhalteten.
„Denkst du, dass ich dir diese Frage beantworten werde?“
„Nein“, sagte ich wahrheitsgemäß.
Er lachte leise. Ich musste auch unwillkürlich lächeln. Ciaran liebte diesen Ort. Ich liebte meinen Wald. Vielleicht war es das, was uns in dem Moment verband.
„Was ist dir am Wichtigsten in deinem Leben?“, fragte er plötzlich.
„Meine Familie“, sagte ich, wie aus der Pistole geschossen.
„Was ist es, was du dir im Moment am meisten wünschst? Ist es zu deiner Familie zurückzugehen? Würdest du gehen, wenn du könntest? Würdest du auf der Stelle alles liegen und stehen lassen, wenn ich dir jetzt sage, dass du gehen kannst?“
Bevor ich antworten konnte, tat er es für mich.
„Nein, das ist es nicht. Du würdest nicht gehen“
Er hatte mich überrascht. Ich sah ihm wieder in seine Silberaugen, die in dem Licht der Höhle ganz und gar blau aussahen. In dem Moment spiegelten sie das Wasser wieder, nicht das Meer, nicht den Himmel. Nur das ruhige Wasser.
Ich konnte meine Gefühle nicht mehr ordnen. Er hatte alles durcheinandergebracht. Alles, was er gesagt hat, stimmte zweifellos. Ich würde jetzt nicht gehen. Es war nicht das, was ich mir am meisten wünschte. Ich wollte hier nicht weg. Nicht jetzt. Sie wussten das. Sie spielten mit mir und sie hatten das Spiel gewonnen.
Ich stand auf und ging zum Wasser. Eine eindeutige Reaktion darauf, dass er Recht hatte. Und das ärgerte mich am meisten. Dass er Recht hatte. Dass er mich im Moment besser kannte als ich mich selbst.
„Was ist es, das du dir jetzt am meisten wünschst?“, fragte ich zornig, „mich tot zu sehen?“
Ich gab ihm keine Möglichkeit, zu antworten.
„Du hattest so viele Gelegenheiten dazu. Warum hast du es nicht gemacht? Spielst du dein Spiel mit mir, um mich dann kaltblütig zu hintergehen? Würdest du es auch so bei deinen Männern machen? Würdest du sie nie hintergehen, um dein Ziel zu erreichen? Ich glaube, dass es etwas anderes gibt, das du um jeden Preis durchführen wirst!“
Ich starrte in das dunkelgrüne Wasser und sah einen Wasserpixie, der ruhig durchs den Fluss gleitete. Kurz verspürte ich den Drang, ins Wasser zu hauen und ihn zu verscheuchen.
Ich sah Ciaran nicht, aber ich spürte, dass er direkt hinter mir stand. Er sagte nichts. Das war nun mein Beweis dafür, dass ich Recht hatte. Es füllte mich etwas mit Genugtuung. Ich hatte ihm die Sprache verschlagen.
„Du hast nicht die geringste Ahnung“, hauchte er dicht hinter mir.
Ich drehte mich zu ihm um, hielt seinem Blick stand.
„Du solltest nicht über Dinge reden, von denen du keine Ahnung hast, was sie bedeuten!“
„Sag mir, dass ich Unrecht habe“
Er schwieg. Dann drehte er sich von mir weg. Ein heimliches, triumphierendes Lächeln stieg in mir auf.
„Du solltest nicht über Menschen urteilen, die du nicht kennst“, äffte ich Reece nach.
„Dann sag mir, dass ich Unrecht habe“, äffte er mich nach.
Ich musste bei dieser paradoxen Situation lächeln. Es war ein Katz- und Mausspiel. Auch ich konnte nichts antworten. Jetzt war ich es, an der das letzte Wort haftete. Und das konnte ich nicht auf mir ruhen lassen.
„Die Wut in deiner Erinnerung, sie hat mit deiner Gabe zutun, hab ich Recht? Genauso war es als Fa... als diese Sache mit Fa war. Es war wie in der Erinnerung. Es ist immer so, wenn du wütend bist. Im Moment bist du kurz davor. Du kannst es nicht kontrollieren und du hasst es, wenn du etwas nicht unter Kontrolle hast“
Er sah mich wortlos an und versuchte, etwas aus meinem Gesicht zu deuten. Seine Augen zeigten einen anderen, unerklärlichen Ausdruck. Man konnte fast aus ihnen etwas deuten. Aber auch nur fast. Sie hatten diese unendliche Tiefe, dieses Geheimnisvolle. Es waren Augen, in denen man sich verlieren konnte.
„Ich habe gelernt, damit umzugehen “, erwiderte er ruhig.
Ich hätte alles erwartet, nur nicht das. Nummer eins: Er gab sich geschlagen. Nummer zwei: Er sah mich einen Moment lang an und lächelte sein natürliches, verführerisches Lächeln. Punkt Nummer drei: Ich verspürte wieder den heftigen Drang, ihn zu berühren. Dieses Gefühl im Bauch kam wieder und es brachte mich fast um den Verstand. Es war fast so, als ob er ein komplett anderer Mensch wurde.
Ich war gezwungen, ihn einen Moment anzustarren. Er wirkte so unbezwungen und weise. Ich war mir sicher, dass irgendwo hinter diesem unantastbaren Menschen ein junger Mann steckte, der wahre Wunder vollbringen konnte. Er war ein
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