Sevenheart-2
ist derjenige, der darüber bescheidweiß, Will?“
Er ging auch auf mich zu, fasste mich an der Taille.
„Deine Familie, vielleicht. Skar, Richard, ich weiß es nicht, Gebbie!“
Inzwischen war er so dicht an mir, dass ich seinen Atem auf mir spürte. Ich war mir sicher, dass er mehr von dieser Sache wusste, als ihm lieb war.
„Du bist nicht gut im Lügen“, lächelte ich.
Er lachte auf.
„Du auch nicht“
Ich musste ebenfalls auflachen. Auch er wusste, dass ich ihm nicht immer die Wahrheit sagte.
Einen Augenblick verharrten wir, er musterte mich von oben bis unten.
„Als wir dich im Wald gefunden haben, hattest du mehrere Waffen bei dir. Eine davon war ein Bogen und Pfeile mit roten Phönixfedern. Wie kommt eine solche Waffe in deinen Besitz?“
Ich schluckte leise. Wie sollte ich erklären, dass ich die Waffe vom Cormarck habe?
„Mein Vater hat sie mir besorgt“, erklärte ich, „er konnte mit den Zauberern verhandeln und mir einen Bogen kaufen“
Ich war erstaunt über mich selbst, dass ich es so glaubwürdig herüberbrachte. William lächelte und nahm mich bei der Hand.
„Komm, lass uns gehen“
Mir war klar, dass William keineswegs dumm war. Er wusste zweifellos, dass ich nicht immer die Wahrheit sage, doch ich hatte das Gefühl, das würde ihn nicht stören. Ich war mir nicht sicher, auf was er wartete.
Er half mir vom Hochhaus herunter und dann gingen wir zusammen den Fluss entlang, bis wir unten im Dorf ankamen. Während William sein Pferd losband und mir beim Aufsteigen half, musste ich wieder an den See und an die Kette denken.
Die Stimme aus dem See hatte Clodaghs Namen gerufen und wollte nach der Kette greifen. Hatte die Kette nun tatsächlich etwas mit Clodagh zutun? Und warum war dort das Wappenzeichen des Wolfslaufs abgebildet? Doch vor allem beschäftigte mich eine Frage: Warum hatte Ciaran mir diese Kette geschenkt?
Wir ritten durch den Wald und kamen in Blickweite des gewaltigen Schlosses. Es erinnerte mich an das Schloss Neu Schwanstein, doch dieses war rötlich und die Türme glänzten Silber. Zweifels ohne war es das schönste Gebäude, das ich bisher gesehen hatte.
Im Schlosshof angekommen, kam Phich angerannt und fasste das Pferd an den Zügeln. Wieder hob mich William vom Pferd, er stellte mich wie eine Puppe auf dem Boden ab, doch seine Hände lagen weiterhin auf meiner Taille. Phich führte das Pferd weg und verschwand ebenfalls ohne ein Wort, was mir sehr ungewöhnlich für sein übliches Verhalten erschien.
William legte eine Hand zärtlich an meine Wange, sein Blick ruhte auf mir.
„Du bist anders, Gebbie“, flüsterte er, „ich habe noch nie jemanden wie dich getroffen. Jedes einzelne Geheimnis in dir ist eine Herausforderung“
Ich lächelte.
„Siehst du“, sagte er.
„Was?“
Er fuhr mit einer Hand durch meine Haare.
„Ich habe dir doch gesagt, dass dich dein Lächeln wunderschön macht“
Diesmal presste ich die Lippen aufeinander und versuchte absichtlich nicht zu lächeln. William fing an zu lachen, nahm meine Hand und führte mich ins Schloss hinein.
Wir blieben vor meiner Zimmertür stehen.
„Ich werde morgen in der Bibliothek auf dich warten, vorausgesetzt du möchtest dich wieder mit mir treffen“
„Weißt du, ich habe sowieso nichts Besseres zu tun, also, wieso nicht“
William nickte leicht. Ich fing an zu lachen.
„Das war ein Scherz. Natürlich will ich“
Er lächelte. Dann nahm er meine Hand und küsste sie.
„Achtet darauf, was Ihr sagt, Mylady!“
Ich griff an die Türklinke.
„Schlaf gut, Cheri` “
„Du auch, Will“
Ich betrat mein Zimmer. Dort fand ich Oss schlafend im Sessel wieder. Er schnarchte unheimlich laut. Ich wunderte mich, dass ich sein Schnarchen nicht schon draußen gehört hatte.
Vorsichtig schlich ich mich an ihm vorbei, schob den Vorhang beiseite und ging in meinen Teil des Zimmers.
Ich konnte es kaum erwarten, die Vorfreunde erweckte schon ein Kribbeln in meinen Händen.
Zögerlich streckte ich meine Hände aus. Ich sprach leise Worte, doch dann schloss ich meine Hand blitzschnell zur Faust. Erschrocken bemerkte ich, dass das stumme Mädchen auf meinem Bett saß und mich wieder einmal beobachtete.
Ich ärgerte mich nun über zwei Sachen: Erstens, sie hatte gesehen, dass ich merkwürdige Bewegungen mache. Und zweitens, ich hatte schon wieder meine Zauberkräfte verloren!
Ich ließ meine Hände sinken und atmete tief durch. Jetzt hatte ich mich umsonst blamiert.
Das Mädchen stand auf
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