Sevenheart-2
spricht wie ein erwachsener Mann, jedoch ohne Angst und ohne Hohn. Erstaunlich ist nur, dass er nicht älter als sieben Jahre sein kann.
Der Mann lacht auf.
„Ach was, du bist nie unerwünscht“
Dann wendet sich der erste Mann zu dem anderen.
„Ich wollte gerade gehen. Wir sehen uns später, Erion“
Der Mann hindert ihn am Gehen.
„Überdenke meinen Vorschlag. Du wirst es bereuen“
„Nein, ich werde es nur bereuen, wenn ich darauf eingehe. Guten Tag“
Mit diesen Worten entfernt sich der Mann mit schnellen Schritten. Zurück bleiben nur Ciaran und der Mann namens Erion.
„Welchen Vorschlag meint Ihr, Sire?“, fragt Ciaran plötzlich.
Der Mann lächelt höhnisch.
„Oh, einen verführenden Vorschlag, Ciaran“
Er geht in die Knie, streift seine Kapuze runter und legte eine Hand um den Jungen, der ihn mit seinen Eisaugen anschaut. Um den Mann herum steigt schwarzer Rauch auf. Ein heftiger, kalter Wind durchzieht den Saal und lässt die Kerzen und Fackeln flackern.
„Es geht um eine Kraft, die stärker ist als die Magie. Eine Kraft, die nur dir und deiner Gabe gehorchen wird. Eine Kraft, die dich zum Herrscher machen wird“
Mit diesem Satz wurde ich aus der Erinnerung gerissen und in mein Zimmer geschleudert.
Außer Atem und mit rasendem Herzen kam ich auf dem Zimmerboden langsam zur Ruhe. Enroe stand vor mir und sah auf mich herab.
„Ich war in seiner Erinnerung!“, murmelte ich fassungslos.
Allmählich versuchte ich zu verarbeiten, was ich gerade erlebt hatte.
Ich wusste weder warum ich in dieser Erinnerung gelandet war noch was das zu bedeuten hatte. Obwohl Ciaran nicht einmal hier war, hatte er es schon wieder geschafft, mich unendlich zu verwirren.
Enroe saß neben mir, hielt meine Hand und versuchte, mir irgendwie zu helfen. Ich erzählte ihr von der Erinnerung, sagte ihr alles, was ich mitbekommen hatte. Doch ich sagte nicht, dass Ciaran dort war. Es war lediglich ein Junge, der mich in seinen Bann gezogen hatte.
Mir wurde klar, dass ich auf mich selbst gestellt war. Ich musste es alleine herausfinden. Es war die Aufgabe, die ich mir stellte.
Nach einiger Zeit klopfte es an meine Tür.
Die reizende Glenna kam herein und beglückte mich mit ihrem strahlenden Lächeln. Enroe stand auf und verabschiedete sich von mir mit einem leichten Nicken. Es sollte soviel bedeuten wie: Ich habe dich verstanden, wir sehen uns bald wieder .
Glenna musterte mich mit einem besorgten Blick.
„Warum sitzt du da so auf dem Boden herum?“, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Nur so“, sagte ich und stand auf.
Ich glättete mein Kleid mit der Hand und rückte es zurecht. Glenna schritt auf mich zu und setzte sich auf das Bett.
„Du bist komisch, Gebbie“, lachte sie.
Ich sah zu ihr.
„Das höre ich in letzter Zeit sehr oft, danke“
„Nein, so meine ich das nicht. Ich wollte nur-“
„Schon gut, Glenna. Ich weiß doch“
Sie stand auf und nahm meine Hände in ihre.
„Ich wollte damit doch nur sagen, dass du ein tolles Mädchen bist. Du sollst dich nicht ändern. Ein komisches Mädchen wird immer für Interesse und Abwechslung sorgen, ein normales Mädchen dagegen nicht. Das macht die Besten aus“
Einen Moment verlor ich mich in dem Gedanken, dass es hier im Schloss gar nicht so übel war. Wieder hatte ich Menschen gefunden, die sich in mein Herz fressen würde, wie die Zauberer es getan hatten. Glenna, Will und Enroe würden zweifellos auch dazu gehören, nur mit dem Unterschied, dass ich bei ihnen das Gefühl hatte, sie meinten es ernst. Hier wurde ich angesehen, ich war besonders, ich war komisch . In der Festung war ich immer nur das kleine, verwöhnte Mädchen geblieben. Jedoch auch das Mädchen, das es geschafft hatte, ihnen die Stirn zu bieten.
Ich war gezwungen zu lächeln.
„Du bist auch manchmal merkwürdig, Glenna“, lachte ich.
Sie wedelte mit ihrer Hand.
„Jetzt aber zu etwas anderem. Wie war es mit William? Habt ihr euch geküsst?“
Sie sah mich aufgeregt an, ihre blauen Augen weit aufgerissen. Ich war etwas verdutzt, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie das fragen würde.
„Erwarten hier alle, dass wir uns küssen!?“
„Nein! Sei mir nicht böse, aber ich dachte nur... Ich weiß, dass mein Bruder fasziniert von dir ist. Seid dem ersten Mal als er dich gesehen hat, redet er von keinem anderen Mädchen mehr“
Ich sah sie fragend an. Langsam wusste ich selbst nicht mehr, was ich tun und glauben sollte. Ich bekam allmählich schon
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