Sevenheart-2
nickte mir zu und schob mich sanft nach vorne.
„Du solltest jetzt gehen. William ist immer pünktlich“
Als ich in den anderen Teil meines Zimmers trat, sah ich dort William stehen, zusammen mit Oss. Er lächelte mich an. Glenna gab mir von hinten einen weiteren Stups und gesellte sich zu meinem Leibwächter. William hielt mir seine Hand hin.
„Bist du fertig?“
Ich ergriff seine Hand.
William nickte Oss noch zu und ging mit mir zusammen raus. Auf dem Flur war es kühler als sonst, abends wurde es schon früher dunkler.
„Kommt Oss nicht mit?“, fragte ich.
Er lächelte mich an.
„Ich glaube, dass ich im Stande bin, auch alleine mit dir auszukommen. Oder denkst du, dass Oss mich vor dir beschützen sollte?“
Ich lachte auf.
„Wer weiß. Vielleicht verwandele ich mich bei Mondschein in ein blutrünstiges Monster, das alle Männer auffrisst“, scherzte ich.
Wir erreichten den Schlosshof, wo ein Stallbursche schon mit einem Pferd bereitstand. Bei unserem Anblick nickte er dem Prinzen zu und verschwand wieder.
„Das würde mich wahrscheinlich nicht weiter wundern“, erwiderte Will und half mir beim Aufsteigen auf sein Pferd.
Ich nahm die Zügel auf und musterte ihn. Wieder einmal sah er umwerfend aus. Er trug edle Reitkleidung mit dem Wappen des Königreichs und eine schwarze Weste.
„Wohin gehen wir?“
Er hielt sich am Sattel fest und stieg mit einem Ruck auf dasselbe Pferd auf. Ich saß seitlich auf dem Pferd, so wie es sie für eine Dame gehörte. Es war zwar unglaublich unbequem, aber ich konnte mich nicht breitbeinig auf das Pferd setzen.
William saß direkt hinter mir, griff unter meine Arme hindurch und fasste die Zügel.
„Ich werde dir das Dorf zeigen“
Er schnalzte mit der Zunge und trieb das Pferd an. Zusammen ritten wir durch die Schlosstore und verließen den Schlosshof.
Bald kamen wir in einen Wald. Dieser war nicht zu vergleichen mit dem von Ciaran und auch nicht mit meinem Wald. Auch dieser hatte nichts von der Atmosphäre, die mir mein Wald Zuhause vermittelte. Es war auch nichts von der düsteren Atmosphäre des verbotenen Walds zu spüren. Es war einfach nur ein gewöhnlicher Wald.
Nachdem wir den Wald durchquert hatten, konnten wir schon die Silhouetten der Dorfhäuser erkennen. Es waren kleine, eng aneinander stehende Häuser, die vielmehr Hütten waren.
William stieg ab und hob mich vom Pferd.
Ich ließ meinen Blick schweifen. Es waren fast keine Leute draußen. Sie hatten sich in ihre Hütten verzogen, denn es war inzwischen dunkel geworden. Nur der Mond erhellte das Dorf und ließ den Fluss, der direkt neben uns herfließ, seidig glänzen.
William breitete seine Arme aus.
„Das ist Ellring, das Königsdorf“
Er band sein Pferd an einem Pfahl an. Danach streckte er die Hand nach mir aus.
„Komm mit“
Ich ergriff sie und er zog mich sanft mit sich. Wir blieben unmittelbar vor dem schmalen Fluss stehen. William sprang mit einem Satz auf die andere Seite des Flusses und hielt mir wieder seine Hand hin.
„Spring herüber, ich halte dich“
Ich raffte meine Röcke, nahm Schwung und sprang ebenfalls über den Fluss. Auf der anderen Seite angekommen, führte er mich weiter bergauf, der Fluss floss stets seelenruhig neben uns her. Irgendwann kamen wir zur einer kleinen Lichtung. Dort inmitten befand sich ein kleiner See, der durch das hindurchscheinende Mondlicht fast erstrahlte. Um ihn herum befanden sich dichte Bäume, die den Eindruck machten, sie würden den See schützend umzingeln.
„Dieser See ist der See der Königin Jade“, erklärte Will.
Er hockte sich neben den See und tauchte seine Hand ins kalte Wasser.
„Sie ist früher immer hierhergekommen. Besonders an Tagen wie diesen. Wenn der Mond hell und voll am Himmel steht und den See erleuchtet“
Ich ging auf ihn zu und stellte mich neben ihn.
„Nach ihrem Tod kam Richard jeden Tag hierher. Man nennt ihn den Tränensee, hier sollten sich die Tränen dessen befinden, die um die Königin trauern“
William erhob sich wieder. Er zeigte auf den Fluss.
„Der Fluss, der aus dem See mündet, wurde nach ihr benannt. Es ist der Fluss Jade, der durch das Königsdorf fließt“
Ein leichter Schauder zog sich über meinen Körper. Ich musste an Clodagh denken und an Skar, der der Grund war, weshalb Tandera im Sterben lag. Unwillkürlich hielt ich eine Hand über das Wasser.
Das Wasser darunter begann zu brodeln und eine angenehme Wärme durchfuhr meine Hand. Erschrocken zog ich sie zurück und
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