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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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jüngste Oscarpreisträger aller Zeiten war sowie der einzige US -Schauspieler, der je den französischen César gewonnen hat. Das war alles so himmelschreiend unfair!
    Ich nahm mir vor, mir von dieser unterbelichteten Ziege nicht die Laune verderben zu lassen, und ging wieder zurück an meinen Arbeitsplatz. Dieser bestand aus einem mickrigen Schreibtisch, der zwischen zwei Regalen mit zerfledderten Aktenordnern stand. Immerhin hatte ich einen eigenen Computer, was bei vielen Unternehmen auch im 21. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit war. Zu meiner Überraschung stand bei meiner Rückkehr ein Becher Hazelnut-Macchiato von Black Beans auf meinem Schreibtisch. Schmunzelnd setzte ich mich an meinen Platz, als mein Blick unwillkürlich zu Leon Wenzel huschte, der in einem schmal geschnittenen, dunkelblauen Anzug und teuer aussehenden Lederschuhen durch die Redaktion flanierte und mir im Vorbeigehen lässig zuzwinkerte. Zugegeben, es gab unattraktivere Chefs als Leon Wenzel. Ich streifte meine unbequemen High Heels unter dem Schreibtisch ab und fragte mich, ob er, trotz seines unverschämt guten Aussehens, im Grunde seines Herzens dennoch ein guter Kerl war. Bestenfalls noch einer mit Köpfchen. Wahrscheinlich nicht. Ich sah zu Franziska hinüber und beobachtete, wie sie eine Haarsträhne auf ihrem Kugelschreiber aufwickelte, während sie den Redaktionsleiter regelrecht anhimmelte. Ach, du meine Güte. Obwohl Franziska den IQ einer Druckerpatrone besaß, könnte sie mit etwas Pech eine ernst zu nehmende Gefahr für mich darstellen. Sollte Leon Wenzel sich auf einen Büroflirt oder gar mehr als das mit ihr einlassen, stünden die Chancen fifty-fifty, dass er sich diese Aerobic-Ziege entweder A: als Betthäschen halten würde und ihr das Volontariat gab, oder B: schon bald genug von ihr hätte und sie zum Teufel schicken würde. Noch während ich darüber nachdachte, kreuzte Tobi mein Blickfeld, der zweimal am Tag die Post verteilte. Ich schenkte ihm mein strahlendstes Lächeln, denn Tobi, Topffrisur und kastenförmige Brillengläser, verteilte mit seinem Postwagen weitaus mehr als nur Briefe. Aufgefallen war mir das, nachdem er mehrfach längere Zeit am Schreibtisch von Ulrike Burbach stehen geblieben war, ihres Zeichens Chefin vom Dienst. So wie jetzt – und jedes Mal ließ Tobi ein kleines Tütchen in ihren Papierkorb fallen, woraufhin die Burbach ihm dezent einen Schein zusteckte. Gegen ein bisschen Gras hätte ich wahrlich nichts einzuwenden, dachte ich beim Anblick des furchteinflößenden Things-to-do-Stapels auf meinem Schreibtisch. Wie sollte ich das denn alles an einem Tag schaffen? Zudem wurde ich das Gefühl nicht los, dass es lediglich eine Frage der Zeit war bis jemand verkündete: »Charlotte, sehen wir den Tatsachen ins Auge – Sie sind einfach nicht die Richtige für den Job.« Ich nippte an meinem Kaffeebecher und ließ meinen Blick durch das Großraumbüro schweifen. Die Redaktion von NEWS direct umfasste rund fünfundzwanzig Mitarbeiter. Vor mindestens drei davon würde ich mich in Acht nehmen müssen. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich die Einzige war, auf deren Schreibtisch ganz ungeniert Twix white und Studentenfutter mit Cashewnüssen herumlagen, während ich auf den umliegenden Schreibtischen nur Weintrauben und staubtrockene Reiswaffeln erblickte. Futterneid schien hier ein Fremdwort zu sein. Außer vielleicht für die Geschäftsführerin Ariane Rothenburg, deren Korpulenz jedoch keineswegs ihre Attraktivität schmälerte. Aber gehen wir den engsten Kreis meiner Kollegen einmal der Reihe nach durch: Zunächst war da neben meinem Chef die schon erwähnte Ulrike Burbach. Von den meisten nur »die Giftspinne« genannt, hatte diese Hexe mit den pechschwarzen Haaren bisher keine Gelegenheit ausgelassen, mich zu piesacken. Wenn es nach ihr ginge, dürfte ich den lieben langen Tag nur langweilige Themen recherchieren und Beiträge sortieren. Vermutlich hat sie es satt, in der Redaktion immer nur die zweite Geige zu spielen, und ließ ihren Frust allzu gerne an Schwächeren aus. Zu guter Letzt war da noch die Redaktionsassistentin Claudia Krüger, die gute Fee im Büro und gleichzeitig die rechte Hand des Chefs, die augenblicklich hinter Leon Wenzel aus dessen Büro kam. Es hieß, sie kenne nicht nur Leon Wenzels Terminplan, sondern auch seine Stärken und Schwächen besser als jede andere. Darüber hinaus war sie atemberaubend schön, beherrschte sechs Fremdsprachen und hatte ein

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