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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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Ich blieb stehen und hielt den Atem an. Zu meiner Enttäuschung war es bloß Max, der wissen wollte, wie es auf der Vernissage so laufe. Ich seufzte. Bleibt nur zu hoffen, dass Onkel Gustavo und Tante Greta nicht bereits schlafen gegangen waren oder aber noch in irgendeiner Tapas-Bar saßen, in der sie keinen Empfang hatten. Ich war das reinste Nervenbündel und wollte jetzt nur noch nach Hause. Noch während ich mich fragte, ob ich Becks jemals wieder unter die Augen treten konnte, sah ich mich nach meinem Fahrrad um. Seltsam, ich war mir sicher, es hier irgendwo abgestellt zu haben. Komm schon, Charly! Ich lief die Straße noch ein Stück entlang, machte kehrt und suchte abermals alles ab, da entdeckte ich mein aufgeknacktes Fahrradschloss, das herrenlos vor einer Laterne lag. »F**k! F**k! F**k!«
    »Sieht aus, als wäre Ihr Rad geklaut worden«, meinte Leon Wenzel, der in diesem Moment auf mich zukam.
    »Danke, Einstein«, stieß ich kaum hörbar hervor.
    Er zog seinen Wagenschlüssel aus der Hosentasche. »Wie sieht’s aus, soll ich Sie ein Stück mitnehmen?«
    Betrübt nickte ich und folgte ihm zu seinem BMW -Cabrio.
    »Sie können mich an der nächsten U-Bahn-Station rauslassen«, sagte ich und ließ mich auf den knirschenden Ledersitz sinken; da kündigte mein Handy eine neue SMS an. Die Nachricht war von Onkel Gustavo.
    Hola, Lieblingsnichte. Rebecca ist so gut wie draußen. Grüße und auf bald, Gustavo.
    Unendlich erleichtert atmete ich aus. Auf seine Nachfrage erzählte ich Leon Wenzel, was passiert war. Als ich mit meiner Erzählung fertig war, hatte er den Wagen auf einen abgelegenen Parkplatz gelenkt.
    »Was soll das werden?«, fragte ich irritiert.
    Er stellte den Motor ab. »Ich finde, die Befreiung Ihrer Freundin muss gefeiert werden.« Im fahlen Schein des Mondlichts sah ich, wie mein Chef eine Flasche Weißwein zum Vorschein brachte, die er auf der Vernissage stibitzt hatte. »Auf die Freiheit!«, rief er mit pathetischer Geste, schraubte den Wein auf und reichte mir die Flasche. Ich nahm einen kräftigen Schluck und lehnte mich im Sitz zurück, während ich spürte, wie die Anspannung allmählich von mir abfiel. Im Nachhinein betrachtet, war mein zweiter Tag gar nicht mal so übel gelaufen. Ich hatte ein gelungenes Interview hinter mir, die Auswirkungen eines weiteren Interviews, das nie stattgefunden hatte, erfolgreich abgewendet, kam soeben von einer beeindruckenden Vernissage, hatte meine Freundin aus dem Knast geholt und saß mit einer Flasche Wein im Cabrio meines Chefs. Ich beschloss, die Situation zu nutzen, um einen weiteren Vorstoß hinsichtlich meines Ressortwechsels zu wagen. »Apropos Freiheit, finden Sie es nicht unglaublich einschränkend, einen Freigeist wie mich die ganzen zwei Monate in ein und demselben Ressort unterzubringen?«, fragte ich und lächelte ihn an. »Wäre es nicht möglich, wenigstens für ein, zwei Wochen mit Franziska zu tauschen? So könnten wir beide Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln.«
    Doch wieder stieß ich auf taube Ohren. Leon Wenzel kratzte sich am glatt rasierten Kinn und seufzte: »Ganz meine Rede, aber die Geschäftsleitung hat leider vorgesehen, dass jeder Praktikant in seinem Ressort bleibt – nur so stellt sich am Ende heraus, wer sich am besten für das Volontariat eignet.«
    Ich schnaubte. So ein Schwachsinn!
    »Ach, kommen Sie, Karlotta«, er korrigierte sich, »Charlotte, Sie sind ohnehin anders als all die Franziskas dieser Welt.«
    »Schon klar, ich habe weder eine Modelfigur, noch renne ich in hochgeschlitzten Röcken durchs Büro.«
    »So war das nicht gemeint.«
    »Wie denn?«
    »Sie trumpfen eher mit Köpfchen.«
    Na toll, das hatte man also davon, wenn man Köpfchen hat.
    »Ich habe schon immer gewusst, dass Sie etwas Besonderes sind.«
    Moment – was war denn jetzt los? Ich fragte mich, ob er betrunken war, und lächelte ihn schwach an. »Also seit gestern Morgen.«
    Er presste die Lippen aufeinander. »Als ich gesehen habe, wie Sie vor diesem Coffeeshop an Ihrem Fahrrad hantiert haben, habe ich mich gefragt, warum ich meinen Kaffee nicht früher schon dort gekauft habe«, säuselte er und ließ seinen Blick immer wieder in der Dunkelheit umherschweifen.
    »Klingt ganz schön abgedroschen«, fand ich, da spürte ich plötzlich seine Hand auf meinem Knie. Einen Augenblick lang saß ich wie festgeschnallt auf dem Beifahrersitz. »Das … fühlt sich gut an.«
    »Wirklich?«, fragte er erstaunt.
    »Nein, mein Gott, Sie sind

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