Sex and the Office
mein Chef!«
Was um alles in der Welt tue ich hier eigentlich? Fakt war, dass ich inzwischen ziemlich betrunken war. Na los, schalt den Kopf aus und lass dich treiben , hab Spaß!, hörte ich Valerie und Becks grölen. Mit Leon Wenzel? Niemals! Ich bin doch kein Büroflittchen. Oder etwa doch?
Ach, komm schon, wann hast du das letzte Mal etwas Verrücktes gemacht?, flöteten Valerie und Becks. Erzähl uns lieber von einem heißen Sexabenteuer mit deinem Chef, anstatt dir dafür auf die Schulter zu klopfen, wieder einmal die Unschuld vom Lande gespielt zu haben! Ehe ich den Gedanken zu Ende führen konnte, spürte ich, wie die Hand von Leon Wenzel weiter zur Beifahrertür glitt. »Ich habe Ihnen bloß die Tür aufhalten wollen.«
»Sicher …« Seufzend sah ich ihn an. »Hören Sie, es ist ja nicht so, dass ich Sie nicht mag oder so, aber Sie sind eben mein Chef. Und wir kennen uns doch kaum, aber wenn wir …« Meine Stimme brach ab, als mir urplötzlich bewusst wurde, wie viel ich getrunken hatte. Eine gewaltige Übelkeit stieg in mir auf und brach unaufhaltsam aus mir heraus.
»Igitt! So eine Sauerei!«, fluchte Leon Wenzel. »Nicht doch in meinen Wagen!«
Nichts wie weg hier. Schlagartig wieder nüchtern geworden, stieg ich aus dem Cabrio und eilte mit vor dem Bauch verschränkten Armen zur U-Bahn-Station.
»Shit! Shit! Shit!«, fluchte ich vor mich hin, als ich dort angekommen und mir auch noch die Bahn vor der Nase weggefahren war. Frustriert ließ ich mich auf eine Bank sacken. Wie ich so im Neonlicht saß und auf die nächste Bahn wartete, spürte ich, dass mir noch immer ganz übel war. Alles um mich herum war hässlich und zum Kotzen, und ich kam mir unendlich schäbig vor, da entdeckte ich eine Ratte auf dem Bahnsteig. Sie blieb kurz stehen und linste zu mir hoch, als wollte sie sagen: »Großer Gott, Charly, du hast doch wohl nicht ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, etwas mit deinem Chef anzufangen? Für wen hältst du dich – Monica Lewinsky?« Die Ratte huschte zum Gleis hinab. Woher nahm sich diese dahergelaufene Ratte bitte schön das Recht, über mich zu urteilen? »Mistvieh!«, schnaubte ich und musste plötzlich niesen. Na toll, zu allem Übel hatte ich mir in meinen klammen Sachen auch noch eine Erkältung geholt. Und während ich gerade noch überzeugt gewesen war, mein zweiter Praktikumstag wäre nicht annähernd so katastrophal verlaufen wie der erste, war ich inzwischen eines Besseren belehrt worden.
10
Mittwochmorgen, 27. Juni
Ein grelles Surren riss mich unsanft aus dem Schlaf, gefolgt von einem hämmernden Schmerz in meinem Kopf. Gerädert von einer viel zu kurzen Nacht, rieb ich mir den Schlaf aus den Augen, während ich krampfhaft den vorangegangenen Abend zu rekonstruieren versuchte. Ich hatte ein paar Bier auf Max’ Geburtstagsparty getrunken und jede Menge Weißwein auf der Vernissage. Und noch viel mehr, als ich mit Leon Wenzel in dessen Cabrio saß. Peinlich berührt kam mir bei dem Gedanken daran mein kleines Malheur in den Sinn. Und dann? Was war danach passiert? Totaler Filmriss. In meinem Kopf drehte sich alles, und es dauerte eine Weile, ehe ich begriff, dass das nicht mein Bett war, in dem ich da lag. Ich hob die Bettdecke an und stellte fest, dass ich darunter vollkommen nackt war. O Gott, hatte ich etwa doch mit meinem Chef …? Aufgeschreckt umklammerte ich die Decke, während meine Augen durch den Raum wanderten. Den Bob-Marley-Postern nach zu urteilen, handelte es sich ganz bestimmt nicht um das Schlafzimmer von Leon Wenzel. Ich blickte mich weiter um. Ein mickriger Schreibtisch, ein Ikea-Regal mit Büchern über modernen Buddhismus und transzendentale Meditationstechnik, eine Energiepyramide und heruntergebrannte Duftkerzen. Das hier war zweifellos Max’ Zimmer. Ein erneutes, längeres Surren der Türklingel ließ mich zusammenfahren, da registrierte ich, dass Max splitternackt unter dem Kissenberg zu meiner Rechten lag. Er lag auf dem Bauch, hatte die Arme und Beine weit von sich gestreckt und den Mund leicht geöffnet, wobei ihm ein klein bisschen Sabber aus dem Mundwinkel lief. Was, zum Teufel …?! Die Decke umgeschlungen, hievte ich mich umständlich aus dem Bett. Später sollte ich mich fragen, was schlimmer war: dass unter dem Kissenberg zu meiner Linken ein weiterer Männerpo zum Vorschein kam oder aber die Tatsache, dass dieser David Neuhofer gehörte. O Gott, bitte sag, dass das nicht wahr ist! In Windeseile klaubte ich meinen BH und meinen Slip
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