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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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für mich die reinste Zeitverschwendung gewesen war – ebenso auf die Nerven wie die Tatsache, dass meine Mutter noch immer nicht abgereist war. Ich presste ein Ohr an die Tür und vernahm das Klackern ihrer Absatzschuhe auf dem Dielenboden im Flur. Sie lief Richtung Wohnungstür, doch das charakteristische Holpern des Rollkoffers blieb aus. Schnaubend sank ich mit dem Rücken gegen die Tür. Ich hatte nicht die geringste Lust, Mutter vor ihrer Abreise noch einmal unter die Augen zu treten. Und noch während ich mich fragte, was ich mit meiner neu gewonnenen Freiheit anfangen sollte, kam mir David in den Sinn. Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen hatten, und ich hatte mich schon gefragt, wieso er noch nicht angerufen hatte. Wollte er denn gar nicht wissen, ob ich das Volontariat bekommen hatte? Das passte gar nicht zu ihm. Wahrscheinlich hatte er viel um die Ohren, tröstete ich mich und konnte es kaum erwarten, ihn endlich wiederzusehen. Als ich aus der Wohnung schlich, erinnerte ich mich jedoch dunkel daran, dass er an diesem Samstag die Unterlagen für den Förderantrag zur Einreichung seines Dokumentarfilms über Nepal zusammenstellen wollte, und beschloss, mich noch eine Weile herumzudrücken, ehe ich ihm einen Besuch abstatten würde. Nach einem Abstecher zu Black Beans besuchte ich verschiedene Galerien und Secondhand-Läden und fand mich schließlich in einer Buchhandlung vor dem Regal Ratgeber & Lebenshilfe wieder. Ich ließ meinen Blick über das übervolle Regal schweifen, stöberte in Büchern wie Kein Job, keine Kohle – na und?! oder Schlimmer wird’s nimmer – wie Sie jede Krise bewältigen , stellte diese jedoch wieder zurück. Stattdessen fiel mir auf dem Büchertisch vor dem Ausgang ein beeindruckender Bildband über Nepal in die Hände. Obwohl ich neunundvierzig Euro reichlich übertrieben fand, war ich mir sicher, dass David sich darüber freuen würde, und ging damit kurzerhand zur Kasse.
    »Rot oder blau?«, fragte die Kassiererin, nachdem ich sie darum gebeten hatte, den Bildband als Geschenk einzupacken.
    »Blau.«
    Die Frau nahm das marineblaue Geschenkpapier und packte den Bildband mit geübten Handgriffen ein. »Ist wohl für Ihren Freund, was?«, fragte sie, während sie noch eine Schleife herumwickelte.
    »Freund?« Ich lachte auf. »Nein, so würde ich das nun wirklich nicht nennen.«
    Sie schmunzelte. »Wie dem auch sei, ich wünsche viel Freude damit«, sagte sie und überreichte mir das blau umhüllte Präsent. Wieso wurde ich das Gefühl nicht los, dass diese Kassiererin mich nicht für voll nahm? Und was mischte die sich überhaupt in mein Liebesleben ein? Hastig verließ ich die Buchhandlung.
    Die untergehende Sonne versank langsam hinter den Hausdächern und tauchte die Straße in ein warmes Licht. Der Tag war wie im Flug vergangen, es war höchste Zeit, David einen Besuch abzustatten, und so stieg ich in die Tram nach Berlin-Friedrichshain. Nach den Ereignissen der vergangenen Tage wünschte ich mir nichts sehnlicher, als einen lauschigen Abend mit einem guten Freund zu verbringen. In heller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend besorgte ich in der Straße, in der David wohnte, noch eine Flasche von dem Merlot, den wir beide so gerne tranken, da schlug mein Handy Alarm. Ein Blick auf das Display verriet, dass es Leon Wenzel war. Was wollte der denn noch? Sollte man in der Redaktion etwa doch noch zur Besinnung gekommen sein? Fehlanzeige. Leon Wenzel war auf dem Weg zum Flughafen und erneuerte lediglich sein Angebot, ihn nach Venedig zu begleiten. Obwohl ich liebend gern zu den Filmfestspielen gereist wäre, blieb ich eisern und lehnte dankend ab. Wie gesagt, auch eine Expraktikantin hatte ihren Stolz. Außerdem hatte ich bereits andere Pläne. Ich ließ mein Handy zuschnappen und steuerte auf die Hausnummer dreiundsiebzig zu. Von Ferne sah ich David aus seinem nachtblauen Golf steigen. Wenn das kein perfektes Timing war! Mit einem Lächeln auf den Lippen beschleunigte ich meinen Schritt und hatte die Hand schon zum Winken gehoben, da hielt ich plötzlich mitten in der Bewegung inne. David war in Begleitung einer bildschönen Rothaarigen, deren Bekanntschaft er mir bislang vorenthalten hatte. Meine Mundwinkel zeigten schlagartig nach unten, und meine gute Laune verflüchtigte sich abrupt. Zwar hatte David schon mal eine rothaarige Kameraassistentin erwähnt, die »ganz hübsch, aber dumm wie Brot« sei, dass sie allerdings aussah wie ein

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