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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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lassen.
    Das Zimmer hatte die Nummer 28, maß mindestens doppelt so viele Quadratmeter wie meines in Berlin und bot einen fantastischen Ausblick auf die Lagune, den ich sogleich mit meiner alten Leica verewigte. Danach ließ ich mich rücklings auf das große Bett fallen und streckte jauchzend alle viere von mir. Nur um im nächsten Moment entsetzt wieder hochzufahren.
    »Willkommen in Venedig«, sagte Leon Wenzel, der schon am Vortag angereist war und nur mit einem Handtuch um den Hüften aus dem Badezimmer kam.
    Ich starrte ihn mit vor der Brust verschränkten Armen an. »Hätte ich vorher gewusst, dass ich mit Ihnen das Zimmer teilen soll, dann …«
    »Tja, es war nun mal alles ausgebucht«, fiel er mir unbeeindruckt ins Wort und verschwand ins Badezimmer.
    »Nur fürs Protokoll, ich werde bestimmt nicht das Bett mit Ihnen teilen!«, rief ich hinterher.
    »Keine Sorge, das hatte ich auch nicht vor«, kam es zurück.
    Warum wurde ich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass dieser Trip anders verlaufen sollte als geplant?

20
    Später am Abend stand ein Cocktailempfang auf dem Programm, ein Event, bei dem sich die Crème de la Crème der Filmindustrie die Klinke in die Hand gab. Wie ich mich so in der schwarzen Robe meiner Mutter im Badezimmerspiegel betrachtete, musste ich zugeben, dass dieses Kleid nicht gerade meine Problemzonen kaschierte. Zudem war es viel zu eng und der Ausschnitt doch ziemlich gewagt. Unzufrieden zupfte ich vor dem Spiegel an mir herum. Es half alles nichts, da kam mir mit einem Blick auf die Nagelschere am Waschbeckenrand eine Idee. Ich nahm die Schere zur Hand, trennte zuerst die Rüschen ab, sodass das Kleid gleich sehr fiel schlichter wirkte. Anschließend trennte ich die Naht auf Kniehöhe ein wenig auf, um mir mehr Beinfreiheit zu verschaffen. Na bitte, geht doch. Ich fühlte mich schon gleich viel wohler.
    »Ich wusste nicht, dass der Empfang auf einem Schiff stattfindet«, bemerkte ich, als unser Wassertaxi um Punkt acht am Hafen anlegte und wir über einen schier endlos langen Steg auf eine mit Lichterketten behangene Jacht zuschritten, die der Größe nach locker mit der von Abramowitsch mithalten konnte. Auf der Jacht war es gerammelt voll, und während ich Leon Wenzel mit wachsendem Unbehagen zur Champagnerbar folgte, hatte ich in diesen High Heels schon jetzt das Gefühl, meine Füße nicht mehr spüren zu können. »Ist das da hinten nicht Allegra Rossi?«, flüsterte ich Leon Wenzel hinter vorgehaltener Hand zu.
    Meinem Blick folgend zog er die Brauen zusammen. »Allegra wer …?«
    »Allegra Rossi, der neue italienische Superstar. Sie wird für ihre beeindruckende Darstellung in ihrem letzten Film geradezu mit Preisen überschüttet. Zu Recht, wie ich finde, ich habe alle ihre Filme gesehen.«
    Unbeeindruckt zuckte Leon Wenzel die Achseln. »Könnte ein Facelift vertragen«, murmelte er und sah im nächsten Moment einem weiblichen Besatzungsmitglied in knapper Uniform hinterher. Das ging den ganzen Abend so. Während ich mich mächtig ins Zeug legte, um das Gespräch mit den vielversprechendsten Anwärtern für den Goldenen Löwen zu suchen und Leon Wenzel mit ernsthaftem Journalismus zu beeindrucken, schien dieser bevorzugt an jungen, langbeinigen Nachwuchsschauspielerinnen interessiert zu sein. Und offensichtlich schien sein Interesse auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Gleiches galt für die Prominenz, die er bislang in Venedig interviewt hatte. Von wegen Spielberg und Tarantino – Leon Wenzel interviewte nur, wer jung und sexy war. Und so etwas nannte er dann Arbeit. Mir schien, der Chefredakteur gehörte längst zum Inventar und hatte lediglich eine Rechtfertigung für seinen alljährlichen Venedigtrip gesucht. Anders als verabredet, durfte ich bei keinem der Interviews anwesend sein, geschweige denn einmal selbst zum Mikro greifen und die Fragen stellen. So hatte ich mir das bestimmt nicht vorgestellt. Zudem musste ich schnell einsehen, dass die High Society auch auf diesem Event lieber unter sich blieb. Kaum jemand wollte sich zu einer Unterhaltung mit mir herablassen. Stattdessen begegnete man mir mit einem milden Lächeln und wandte sich jemand Wichtigerem zu. Das Einzige, was mich an diesem Abend ansprach, waren die Austern und die Crème brŭlée am Büfett. Von Pamela Smith einmal abgesehen. Pamela Smith war eine platinblonde Nachwuchsschauspielerin, die in einem weißen Hauch von einem Nichts á la Monroe zum Empfang gekommen war und bei jeder sich bietenden

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