Sex - die 10 Todsünden
Biergarten nebeneinander. Ich feierte mit meinen Kommilitonen das Semesterende. Und er trank dort mit einem Kollegen noch ein Feierabendbier. Er sprach mich an, und so entwickelte sich zwischen mir und den beiden Männern eine Unterhaltung. Nach und nach gingen alle anderen, Bernd und ich blieben übrig. Anfangs erschien er mir ein bisschen glatt und auch eingebildet zu sein. Aber er konnte mich so geschickt in ein Gespräch verwickeln, dass er mir im Laufe des Abends immer besser gefiel. Als wir uns verabschiedeten, küsste er mich.
Er ist ein toller Mann, aber es ist nicht leicht, eine Geliebte zu sein. Seine Ehe wollte er wegen seiner kleinen Tochter nicht aufgeben. Was soll ich sagen, alle Feiertage, die meisten Wochenenden und alle Ferien waren für seine Familie reserviert. Doch er hat mir immer gesagt: »Du bist die Königin meines Herzens. Du bist meine wahre Frau. Denn du bist diejenige, die ich über alles liebe.« Er hat mir das so oft gesagt und mich dabei so verliebt angeschaut, dass ich ihm einfach glauben musste.
Unser Sex war anfangs nicht außergewöhnlich. Mal war er oben, mal ich; mal leckte er mich, mal blies ich ihm einen. Aber sonst waren wir nicht besonders einfallsreich. Das war auch nicht nötig, wir waren so verliebt ineinander, dass allein die pure Tatsache, Sex miteinander zu haben, zur absoluten Erfüllung führte. Doch fast durch einen Zufall fanden wir eines Tages eine neue Gemeinsamkeit. Zuerst hatten wir schlimm gestritten, da ich einen One-Night-Stand gehabt hatte, als er mit seiner Familie im Pfingsturlaub gewesen war. Das beichtete ich ihm am Telefon. Da war unsere Beziehung wirklich auf der Kippe. Er wollte unser nächstes Treffen absagen, aber ich beschwor ihn, dass ich nur ihn lieben würde und mit ihm zusammenbleiben wolle. Da passierte es. Er bat mich, den Sex mit dem anderen genau zu beschreiben. Während ich das machte, begann er leise zu stöhnen. Dann befahl er mir: »Zieh deinen Schlüpfer aus und reib dich. Und erzähl weiter. Wie sah sein Schwanz aus? Beschreib es mir genau. War die Eichel rot? Warst du feucht? Was für ein Gefühl war es, als er in dich eindrang? Erzähl es mir, jede Einzelheit. Ich will es wissen. Kamst du zum Orgasmus? Wie oft? In welcher Stellung? Hast du sein Sperma gespürt, als er abgespritzt hat? Ist es aus dir herausgelaufen?« Und so weiter.
Er war dabei, wenn ich die anderen kennenlernte und wenn ich sie vögelte
Irgendwann kamen wir beide zum Orgasmus. Und das war ein Wendepunkt in unserem Leben. Wir haben uns bei diesem Telefonat neu füreinander entschieden. Als wir uns das nächste Mal sahen, machten wir uns viele Versprechungen: Wir würden ein Leben lang zusammenbleiben. Wir würden keine Heimlichkeiten mehr haben, es sollte keine Untreue mehr geben. Wir wollten uns immer alles sagen. Es war beinahe ein Eheversprechen, das wir uns gaben. Von da an hätte ich meine Hände für ihn ins Feuer gelegt. Natürlich wusste ich, dass er seine Frau nach wie vor belog, was uns beide betraf. Aber mich belog er nicht, da war ich mir sicher. Besser gesagt, ich habe mich dafür entschieden, ihm zu glauben, egal was kommen würde. Denn Vertrauen ist ja nicht dann gefordert, wenn alles im Lot ist, sondern wenn eine Situation missverständlich ist. Oder wenn andere rumtratschen. In solchen Momenten muss man Partei ergreifen und entweder den Gerüchten Glauben schenken, oder eben dem, was der Partner sagt. Ich habe immer Bernd geglaubt.
Unser Sex wurde von Mal zu Mal besser. Wir malten uns immer mehr Fantasien aus, in denen ich mich auf andere Männer einließ. Das machte ihn an. Er hatte dann das Gefühl, mich immer wieder von Neuem zu erobern. In der Realität ließ ich mich nie mehr auf jemanden ein, aber unsere Geschichten kannten keine Grenzen. Mal war es ein Mann, mal waren es mehrere. Mal war es ein Fremder aus dem Restaurant, mal ein Bekannter, den ich schon länger attraktiv fand. In die Geschichten baute ich Bernd immer mit ein: Er war dabei, wenn ich die anderen kennenlernte und wenn ich sie vögelte. Solche Sachen erzählte ich ihm, während wir Sex miteinander hatten. Er wurde richtig abhängig von meinen Geschichten. Die besten Orgasmen hatte er, wenn ich ihm erzählte, wie schön und intensiv der Orgasmus mit einem anderen – imaginären – Mann war. Wir beide waren die Drehbuchautoren, die anderen Männer die Handlanger unserer Lust. Frauen tauchten übrigens nie auf. Wir haben es mal probiert, aber es stieß mich ab und machte auch
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