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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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speziellen Achtsamkeitstrainings wie MBSR – auch ein Aspekt aus der Hirnforschung entgegen. Es geht dabei um das »Drei-Sekunden-Fenster«, erkannt und so benannt von dem Hirnforscher Ernst Pöppel aus München. Dieses Prinzip besagt, dass wir uns einer Sache immer etwa drei Sekunden mit ungeteilter Aufmerksamkeit hingegeben können und dass danach automatisch so etwas wie Kontrolle oder Überprüfung der Realität hineinblitzt. Auf diese Weise ist unser Gehirn dazu fähig, sich auf etwas zu konzentrieren, ohne dabei den Anschluss an die Welt zu verlieren.
    Warum soll das nun wichtig sein, wenn es darum geht, möglichst achtsam mit dem Moment umzugehen? Weil der Moment eben nicht nur aus dem Innenleben, sondern genauso auch aus dem Außenleben besteht, wie es ja auch oben in der Definition von Achtsamkeit heißt: »… sich dessen bewusst zu sein, was gerade jetzt innen und außen passiert«. Und gekonnter Sex entsteht, wenn man das berücksichtigt. Sie müssen also fühlen und denken, empfinden und wahrnehmen. Da das nicht gleichzeitig geht ( siehe dazu auch Kapitel 7 ), müssen wir es nacheinander machen. Die Überlegungsblitze, die etwa alle drei Sekunden beim uneingeschränkten oder sogar ekstatischen Fühlen im Gehirn aufzucken, können dabei alle möglichen Inhalte haben. Wenn Sie den Sexualakt zum Beispiel in einen engen Tagesablauf eingefügt haben, könnte der Gedanke aufblitzen, ob der verfügbare Zeitrahmen noch eingehalten wird, ob Sie sich noch weiter hingeben können oder den Abschluss des Sexaktes einleiten sollten. Auch die Entscheidung, ob Sie in einer bestimmten Stellung weitermachen oder es an der Zeit ist, mal etwas zu verändern, können Sie in diesen Momenten treffen. Oder Sie bemerken etwas an Ihrem Gegenüber, was Sie zu einer kurzen Analyse veranlasst, wie etwa: »Seine Pupillen sind ja riesig geworden, was wir gerade machen, scheint ihn besonders zu erregen und zu berühren, ich mach mal weiter so.«
    Solche und andere Überlegungen tauchen auf, sind normal, und es wäre dem ganzen Ablauf nicht zuträglich, würde man versuchen, sie zu unterbinden. Denn damit würden wir Energie an etwas verschwenden, was ohnehin nicht zu erreichen ist. Außerdem gehören diese kurzen Realitätsüberprüfungen auch zur Achtsamkeit, da Sie immer auch die äußeren Umstände im Blick haben sollten. Was aber völlig falsch wäre: auf den Zug dieser Gedanken aufzuspringen und geistig abzufahren. Wenn Sie also bei der Frage nach dem Zeitrahmen Ihren kompletten Terminkalender durchdenken würden, anstatt einfach nur schnell auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, wie viel Zeit Sie noch haben. Oder wenn Sie bei der Frage nach dem Stellungswechsel sämtliche Literatur zum Thema, die Sie gelesen haben, im Geiste durchwälzen, anstatt wahrzunehmen, wie es Ihnen und dem Partner gerade geht.
    Die auf diese Art gelebte Achtsamkeit hat allerdings auch ihre Grenzen. Enttäuschungen über das Verhalten des Partners zum Beispiel lassen sich schlecht einfach ausschalten. Und auch das gilt in unserer Geschichte wahrscheinlich für beide Beteiligten. Johannes ist enttäuscht über die mangelnde Leidenschaft, und Sandra ist vermutlich enttäuscht darüber, dass ihr ein luststeigerndes Vorspiel vorenthalten wurde. Und so gelingt es den beiden nicht, sich leidenschaftlich in die sexuelle Situation hineinzubegeben. Die ganze Begegnung bleibt unbefriedigend, und deshalb brechen sie den Sex schließlich ab.
    Der heiße Tipp
Wie Sie lernen, bei der Sache zu bleiben
    Sie sind mitten im leidenschaftlichsten Sex, und plötzlich kommt Ihnen Ihre Steuererklärung in den Sinn? Ärgern Sie sich nicht darüber, so etwas passiert jedem gelegentlich. Diese Abschweifung ist aber vermutlich ein Anzeichen dafür, dass das, was Sie gerade machen, etwas zu mechanisch verläuft. Versuchen Sie deshalb, direkt in dieser Situation etwas zu verändern.
    Oft genügen schon Kleinigkeiten, etwa ein anderer Winkel beim Eindringen des Penis oder dass Sie Ihre Hände beim Liebesspiel stärker einsetzen. Wenn Sie nicht mehr ganz bei der Sache sind, könnten Sie sich auch Ihren Partner einmal ganz bewusst anschauen und versuchen, neue Einzelheiten an ihm zu entdecken. Oder nehmen Sie ganz bewusst den Geruch des Partners wahr. Man riecht beim Sex ganz anders als im Alltag. Versuchen Sie, die flüchtigen Duftmoleküle zu erhaschen. So wird Ihnen die besondere Situation wieder bewusst.
    Ein spezieller Tipp für das weibliche Geschlecht: Frauen machen sich oft

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