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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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alten Mann. Aber einen jungen durfte man sich auch nicht nehmen, weil der einen nur enttäuschen und sich schnell wieder an ein junges Mädchen heranmachen würde. Alle Klischees, die es zu dem Thema gab, musste ich mit ihr durchackern.
    Trotzdem entwickelten wir eine schöne Beziehung, wenngleich ohne Sex. Vor allem hatten wir tolle Gespräche miteinander. Wir gingen auch zusammen tanzen. Aber wenn ich probierte, ein bisschen mehr Körperkontakt herzustellen, stieß sie mich augenblicklich weg. Auch wenn ich beim Essen zärtlich über ihren Arm strich, klappte sie zu wie eine Auster. In solchen Situationen sagte sie Sätze wie: »Ich habe Angst, mich in dich zu verlieben, das führt nur zu schrecklichen Enttäuschungen, ich kann das alles nicht.« Irgendwann bei einem Gespräch über körperliche Fragen fiel der klassische Satz, sie würde in keinem Fall mehr zu einem Frauenarzt gehen, sodnern nur zu einer Ärztin, weil sie sich vor keinem Mann mehr nackt zeigen möchte.
    So vergingen drei Monate, in denen ich mich rasend in Inge verliebte. Aber ich durfte das nicht so offen zeigen, sonst wäre sie mir entglitten. Ich fühlte mich bei ihr zu Hause, sie konnte so wunderbar zuhören und zeigte auch viel Verständnis für meine Enttäuschung über meine Ehe. Es musste einfach etwas geschehen, und da kam mir schließlich eine Idee. Ich lud sie über das Wochenende in ein kleines Landhotel mit großem Wellness-Bereich ein. Das war ein Schock für sie – mit mir zusammen in einem Hotel, was konnte da nicht alles geschehen. Ich bot ihr an, zwei Einzelzimmer zu nehmen. Das fand sie aber auch wieder übertrieben, weil sie schließlich doch irgendwie meine Freundin war. Außerdem koste das viel zu viel Geld. So war Inge auch. Nach einigem Zögern sagte sie schließlich zu.
    Am ersten Nachmittag im Hotel schlug ich ihr vor, gemeinsam in die Sauna zu gehen. Wieder schreckte sie zurück. Ich bot ihr an, wir könnten uns ja beide in den jeweiligen Kabinen entkleiden und uns dann eingehüllt in ein Handtuch in der Sauna treffen. Ich musste ihr versprechen, nicht auf ihren Körper zu starren, der nun mal nicht mehr so sei wie bei einem jungen Mädchen. Ich gestand ihr, dass ich auch keinen Waschbrettbauch mehr hätte wie ein 20-Jähriger, aber dafür einige kleine Fettpölsterchen, über die sie ihrerseits bitte auch hinwegsehen müsse. Und so fingen wir nach drei Monaten behutsam an, ein bisschen befreiter miteinander umzugehen.
    Und irgendwann fielen die Handtücher
    Wir trafen uns also mit unseren Handtüchern in der Sauna. Als wir da so voreinander standen, schmiegte sie sich an mich. Und dann gab sie mir den ersten Kuss, der mehr war als die bisherigen Freundschaftsküsschen auf die Wange. Ich erinnere mich noch genau an alle Details, obwohl es nun zehn Jahre her ist. Sie zitterte am ganzen Leib wie ein junges Mädchen beim ersten Mal. Und irgendwann, nach einigen Minuten, fielen die Handtücher. Wir standen nackt zusammen und fühlten unsere Körper. Es war ein großer Moment, in dem eine Liebesgeschichte anfing aufzublühen. Da war in uns beiden so viel aufgestaute Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Hingabe. Das zeigte sich später auch im Bett. Und immer wieder sagte ich ihr, wir müssten ja keinen Striptease zusammen machen, darum gehe es nicht. »Es geht um Zärtlichkeit und darum, zusammen zu sein.« Sie verstand mich, und wir waren zum ersten Mal ganz beieinander. Es war wunderbar, die Leidenschaft flutete ruhig und ohne heftige Bewegungen, wir verströmten uns ineinander. Es war ein weiterer Moment tiefer Liebe, als sie mir danach sagte: »Du musst jetzt schlafen, das wird dir guttun. Und es stört dich doch nicht, wenn ich dir dabei zuschaue?« … Nein, das störte mich überhaupt nicht.
    Ich finde, dass an diesem Tag etwas ganz Besonderes geschehen ist. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zu Hause und das hieß – zu Hause, bei Inge. Inzwischen bin ich 55, sie etwa 67, und wieder fängt sie an, darüber nachzudenken, wie es ist, wenn sie 70 wird. Und ich sage ihr wieder, sie solle doch das Jonglieren mit den Zahlen lassen. »Das Alter spielt keine Rolle. Wir lieben uns, wir gehören zusammen, wir sind ein Paar, und das wollen wir bleiben, solange es uns beiden miteinander gut geht.«
    Oswalt Kolle ganz persönlich
»Man muss erst loslassen, bevor sich eine neue Chance auftut«
    Niemand ist zu alt für die Liebe, niemand ist zu alt, um sich zu verlieben. Das ist meine Überzeugung, das ist auch

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