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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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drei voneinander unabhängige emotionale Systeme betrachten kann (die im Gehirn auf unterschiedliche neuronale Schaltkreise und hormonelle Beeinflussungen zurückgehen): 1. Lust, 2. Anziehung, 3. Verbundenheit. Die Lust oder der Sexualtrieb animiert laut Helen Fisher den Menschen dazu, sich mit irgendeinem passenden Sexualpartner zu vereinen. Das System der Anziehung zeichnet sich durch ein heftiges Verlangen nach einer gefühlsmäßigen Vereinigung mit einem speziellen Partner aus. Das System der Verbundenheit oder Kameradschaft schließlich ist durch ein Gefühl der Ruhe, der Sicherheit, des sozialen Behagens und des gefühlsmäßigen Einsseins gekennzeichnet.
    Fisher kommt zu dem Schluss, dass sich die drei im Laufe unserer menschlichen Entwicklung zunehmend getrennt voneinander weiterentwickelt haben. Es scheint das Schicksal des Menschen zu sein, dass er neurologisch dazu in der Lage ist, mehr als einen Menschen zu lieben, schreibt sie. Man kann ein Gefühl tiefer Verbundenheit für einen festen Partner empfinden, den man auch von ganzem Herzen liebt. Und gleichzeitig kann man in einen Kollegen aus dem Büro oder in eine Frau aus dem Bekanntenkreis heftig verliebt sein. Und überdies kann man gegenüber einer dritten Person ein heftiges sexuelles Verlangen verspüren, mit der man noch kaum ein Wort geredet hat. In manchen langjährigen Beziehungen sind alle drei Aspekte oft zeitlich gestaffelt zu finden. Sabine und Thorsten befinden sich in ihrer frischen Verliebtheit eindeutig im System der Anziehung. Sie spüren ein heftiges Verlangen nacheinander, das Verlangen ist sogar dazu in der Lage, die starke Missstimmung auszugleichen. Das System der Anziehung, auch als »romantische Liebe« bekannt, besteht im Normalfall nicht länger als zwei bis vier Jahre. Danach treten andere Aspekte der Beziehung in den Vordergrund, oftmals ist es die Verbundenheit. (Es gibt natürlich Ausnahmen, und es ist durchaus möglich, auch in einer langjährigen Beziehung die sexuelle Lust aufrechtzuerhalten, siehe Kapitel 10 .)
    Um die Berechtigung von Eifersucht einzuschätzen, ist es nun wichtig, in welchem der drei Systeme sie auftaucht. Denn sie ist nicht überall sinnvoll. In einem rein sexuellen System hat die Eifersucht nichts zu suchen. Denn das rein sexuelle Verhältnis ist eher zur Triebbefriedigung gedacht. In einer langjährigen Ehe, in der die Verbundenheit stark ist, aber der sexuelle Wunsch abgeflacht ist, sollte die Eifersucht ebenfalls abgestellt werden. Einen biologischen Sinn hat die Eifersucht nur im System der Anziehung, also in dem System, bei dem es um einen bestimmten Partner geht, mit dem man auch ein Kind haben könnte. Und hier ist es in der Tat schwierig, gegen die Eifersucht anzukämpfen, aber es ist möglich, mit ihr umzugehen.
    In unserer Geschichte geht es dem ersten Anschein nach um diese Art von Eifersucht. Sabine und Thorsten kennen sich erst seit mehreren Monaten, sie fühlen sich voneinander angezogen und scheinen sich auf eine romantische Art zu lieben. In einem früheren Stadium der Evolution hätten sie jeden anderen möglichen Partner, der ihre Stelle einnehmen hätte können, mit Misstrauen beäugt und notfalls vertrieben. Aber es ist eher unwahrscheinlich, dass die beiden in dieser frisch verliebten Phase überhaupt Augen für jemand anderen haben. Insofern ist in dieser Zeit die Eifersucht zwar biologisch angelegt, aber von der Romantik her eher meist unbegründet. Auch das hätte sich Thorsten bewusst machen können.
    Die krankhafte und die wahnhafte Eifersucht
    Ein gewisses Maß an Eifersucht kann man also durchaus als normal bezeichnen, da die Eifersucht ja – wie wir gesehen haben – genetisch bedingt ist und damit zumindest in bestimmten Situation immer wieder einmal auftauchen kann. Wenn Sie zum Beispiel zusammen ausgehen und Ihr Partner flirtet vor Ihren Augen heftig mit einer anderen Person, wird wohl jeder Mensch eifersüchtig reagieren, sodass man dies als normal bezeichnen kann. Nun gibt es aber auch noch Formen der Eifersucht, die über das normale Maß hinausgehen, nämlich die krankhafte und die wahnhafte Eifersucht.
    Diese beiden Formen unterscheiden sich von der normalen Eifersucht dahin gehend, dass die Betroffenen überhaupt nicht belehrbar sind, dass sie sich immer mehr in ihre Idee hineinsteigern. Bei der wahnhaften Eifersucht hält der Betroffene sogar dann an seiner Überzeugung fest, wenn man ihm einen realen Gegenbeweis liefert, zum Beispiel: »Deine Freundin kann den

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