Sex - die 10 Todsünden
nicht auf andere Menschen übertragen lässt. Für mich gibt es genauso wenig ein bisschen Eifersucht, wie es ein bisschen Schwangerschaft gibt. Was der Eifersüchtige vielleicht noch als harmlos empfindet, ruiniert für den Partner unter Umständen die Beziehung. Und man muss nur eine beliebige Tageszeitung aufschlagen, um die fürchterlichsten Gräueltaten zu erfahren, die Menschen aus Eifersucht begehen. Nach meiner tiefsten Überzeugung ist die Eifersucht kein gutes Gefühl, sondern ein großes, grünäugiges Monster, das des Menschen Seele zerfrisst. Natürlich steht außer Frage, dass es die Eifersucht gibt. Und sie ist quälend – für den Eifersüchtigen selbst genauso wie für den eifersüchtig Beäugten. Und so haben wir allen Grund, gegen die Eifersucht anzukämpfen – notfalls auch mit professioneller Hilfe, also mit einer Psychotherapie oder Partnerberatung. Das hätte auch Thorsten tun sollen, und dabei ist es egal, ob er ungerechtfertigt eifersüchtig oder ob er der Meinung ist, einen tatsächlichen Grund zu haben. Denn mit Eifersucht macht man sich nur das Leben schwer, aber an der Situation ändert sie gar nichts.
Auf die Fantasie von Sabine hätte Thorsten sowieso nicht eifersüchtig sein dürfen: In den meisten Frauenfantasien spielen gesichtslose, anonyme Männer und Frauen eine Rolle sowie ganz unwahrscheinliche Situationen, etwa Gruppensex und sadomasochistische Fantasien, die eine Frau in der Wirklichkeit aber oft gar nicht ausleben will. Das schrieben mir Tausende von Frauen in ihren Briefen. Männer sind da anders: Die träumen nicht nur, die wollen es oft auch wissen.
Erfüllt Eifersucht einen Zweck, und wo liegen ihre Wurzeln?
»Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.« Mit diesem Sprichwort beschreibt der Volksmund gern das Wesen der Eifersucht. Doch auch Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen haben sich mit dem Phänomen Eifersucht beschäftigt. Woher kommt sie? Welchen Sinn hat sie? Und kann man – gegebenenfalls – etwas dagegen tun? Diese und andere Fragen versuchen Anthropologen, Biologen, Evolutionsforscher, Genetiker, Mediziner und Psychologen zu beantworten.
Gene stehen im Wettstreit miteinander
Anthropologisch gesehen hat Eifersucht teilweise ihre Berechtigung. Das entsprechende wissenschaftliche Modell geht davon aus, dass zwei Partner sich treffen und sich umwerben, Kinder bekommen und zusammen großziehen, bis diese nach etwa vier Jahren der gröbsten Hilfsbedürftigkeit entwachsen sind. Die Eifersucht sorgt dafür, dass die Partner sich mit Argusaugen beobachten, um potenzielle Rivalen aus dem Feld schlagen zu können. Auf diese Weise will der Mann gewährleisten, dass die Nachkommen wirklich von ihm abstammen, und die Frau, dass sie nicht auf einmal alleine mit den Kindern dasteht, sondern dass sich der Vater an der Aufzucht beteiligt. Dabei geht es also nicht um Liebe und Zuneigung, sondern darum, die Nachkommenschaft zu gewährleisten und zu schützen.
Dieses Verhalten ist genetisch angelegt, durch das »Selfish Gene«, das eigennützige oder egoistische Gen: Nach dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins stehen die Gene von Lebewesen, die sich sexuell vermehren, im Wettstreit miteinander. Denn das Genmaterial eines Individuums kann nicht als Ganzes an die nächste Generation weitergegeben werden, sondern nur jeweils in einer Auswahl. Insofern besteht eine Konkurrenz der Gene um die Weitergabe an die Nachkommen. Kein Gen wird zugunsten seiner Nebenbuhlerschaft zurücktreten wollen, sondern es will sich egoistisch durchsetzen, wobei »wollen« und »egoistisch« nur anschaulich gemeint sind, denn Gene haben natürlich keinen Willen und keine Gefühle. Die Eifersucht hat sich – als biologisch sinnvolle Einrichtung, wie oben beschrieben – im Lauf der Menschheitsgeschichte erhalten, beziehungsweise sie hat sich offenbar egoistisch und erfolgreich auf Kosten von anderen Genen durchgesetzt, denn sonst würden wir heute die Eifersucht nicht kennen. Die Veranlagung zur Eifersucht ist also genetisch bedingt, wobei sie dann noch individuell unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Dennoch wäre es geradezu töricht, so zu tun, als gäbe es die Eifersucht nicht. Vielmehr ist man aufgefordert zu überlegen, in welcher Situation sie sinnvoll sein könnte und in welcher nicht.
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