Sex - die 10 Todsünden
einfach teilhaben lassen.
Von nun an machte er sich viele Gedanken
Aber wie erstaunt war ich, als er völlig versteinert reagierte. Vielleicht hatte ich mich ungeschickt ausgedrückt. Für mich war es eigentlich ein Liebesbeweis, ihm davon zu erzählen. Ich hab in meinem Leben schon vieles gemacht, was mein jeweiliger Partner nicht unbedingt wissen sollte. Aber hier war nichts passiert, außer dass sich eine Fantasie einstellte, an der ich Thorsten sogar teilhaben lassen wollte. Doch es war definitiv der Wendepunkt in unserer so schönen Beziehung.
Von nun an machte er sich viele Gedanken. Was das wohl für ein Mann war, mit dem ich in der Fantasie geschlafen hatte? (Dass er es selbst war, wollte er mir nicht glauben.) Wie denn überhaupt meine Vergangenheit ausgesehen hatte? Wem ich treu gewesen war und wem nicht? Er wollte es immer noch genauer wissen. Ganz besonders schoss er sich auf meine erste große Liebe ein. Ich nenne ihn jetzt mal Mr. X. Meine Beziehung zu ihm war in der Tat mit der eigentlichen Trennung noch lange nicht richtig zu Ende gewesen. Wir waren immer wieder einmal miteinander ins Bett gegangen. Heute tun wir das nicht mehr, aber Mr. X hat trotzdem eine besondere Stellung in meinem Herzen. Jeder Mensch ist schließlich geprägt von seiner Vergangenheit und kann sie nicht einfach ausradieren. Und plötzlich war Thorsten von der Idee besessen, meine Fantasie damals sei Mr. X gewesen.
Aber damit nicht genug. Er kam zu dem Schluss, dass ich beziehungsunfähig und er nur die Generalprobe für eine richtige Beziehung sei. Es war wie in einem bösen Traum. Hatte ich schon gesagt, dass er Psychotherapeut ist? Er hat in diesem Bereich bestimmt großes Wissen, aber bei mir setzte er alles völlig falsch zusammen. Erstaunlicherweise aber funktionierte der Sex immer noch gut. Es war, als ob wir dann aus dem Albtraum aufwachten und uns so sahen, wie wir eigentlich sind, ohne Misstrauen, nur in Liebe. Aber kaum war der Sex zu Ende, fing Thorsten schon wieder an: »Sag mal, Süße, da war doch was, ich kenn dich doch? Wann hast du das letzte Mal mit Mr. X telefoniert? Willst du ihn gerne wiedersehen?«
Klar – Wodka und Würste als Platzhalter für Sperma und Ständer
Es wurde immer noch schlimmer. Thorsten mischte sich mit einem Mal auch in berufliche Kontakte ein und stand plötzlich bei einem Geschäftsessen an unserem Tisch. Wir waren gerade fertig, insofern machte es nicht so viel aus. Ich begleitete meinen Geschäftspartner dann zur Tür und entschuldigte mich für das Benehmen meines Freundes. Anschließend warf mir Thorsten vor, ich hätte die Gelegenheit genutzt, meinem Geschäftspartner schnell einen Zungenkuss zu geben und ihm zwischen die Beine zu greifen. Überhaupt entwickelte er eine lebhafte Fantasie. Er bezichtigte mich, meinen Handwerker zu verführen, um die Rechnungen zu drücken. Die Nachbarn in meinem Haus waren sowieso alle schon unter Verdacht. Er las auch heimlich in meinem Tagebuch und in meinen E-Mails. Ein ausgelassenes Hochzeitsfest von Freunden aus Krakau mit viel Wodka und polnischen Würsten deutete er als sexuelle Massenorgie. Ist ja auch jedem sofort klar: Wodka und Würste als Platzhalter für Sperma und Ständer. Jetzt, beim Erzählen, muss ich selbst darüber lachen. Aber damals verlor ich fast den Boden unter den Füßen, weil es nichts mehr gab, was er mir glaubte.
Es wurde so schlimm, dass ich meine innere Sicherheit völlig verlor. Schließlich ließ ich mich auf einer Geschäftsreise auf einen One-Night-Stand mit einem fremden Mann ein, nur aus Trotz, damit Thorsten endlich einmal einen Grund für seine Verdächtigungen hatte. Ich hab’s dann doch für mich behalten. Denn es war vielleicht etwas unfair, weil auch Thorsten sehr unter seiner Eifersucht leidet. Ich liebe ihn immer noch, aber ich kann nicht mehr. Ich warte eigentlich nur noch auf den richtigen Moment, um ihm zu sagen, dass ich aufgebe, aus Erschöpfung.
Oswalt Kolle ganz persönlich
»Er hätte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollen«
Eifersucht ist ein gefährliches Gefühl. Die Einstellung »Ein bisschen Eifersucht darf doch sein« ist falsch. Denn auf dieser Basis können sich die missgünstigen Gefühle hochschaukeln – was allerdings den meisten Menschen nicht bewusst ist. Damals, zu »meiner Zeit«, waren wir alle der Meinung, Eifersucht sei ein tödliches Gift, das man nicht zulassen darf. Dazu stehe ich auch heute noch, wobei mir allerdings klar ist, dass sich meine Einstellung
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