Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
er begeistert am Hoftor stand und freudig bellend seinen Leckerliautomaten begrüßte.
Ihn jetzt zu rufen, war vollkommen sinnlos, er würde erst kommen, wenn er seine Mission erfolgreich beendet hatte. Das hieß, er würde erst Ruhe geben, wenn der Doc einen seiner geliebten Hähnchenstreifen rüberwachsen ließ.
Jetzt hätte sie natürlich die Haustüre schließen können, im Vertrauen darauf, dass der verfressene Abkömmling eines Wolfes seinen Willen bekommen würde und dann winselnd Einlass begehrte, aber das sah irgendwie verdammt nach Feigheit aus. Carsten Premmler war ja schließlich nicht blind, er hatte sie bestimmt schon längst gesehen. Ein vorsichtiger Blick auf das Geschehen bestätigte ihre Befürchtungen, Carsten Premmler war auf dem Weg zu ihrem Hoftor. Na toll, und sie stand hier, beleuchtet wie ein Weihnachtsengel und glotzte ihn an wie das siebte Weltwunder.
Also raus aus der Tür und rein ins Vergnügen!
»Hallo, Herr Nachbar!«, proletete sie in einer Lautstärke, als wolle sie noch den letzten Michelsdorfer davon in Kenntnis setzen, dass sie ihren Nachbarn begrüßte. Carsten Premmler begnügte sich damit, ihr kurz zuzuwinken. So wie es aussah, hielt er nicht viel von Gesprächen, die mit einem Megafon geführt werden mussten. Unentschlossen blieb sie auf dem Treppenabsatz stehen. Sollte sie jetzt runter gehen und ein Pläuschchen über den Zaun mit ihm führen? So in der Art von: Sag mal, du Arschloch, was bildest du dir eigentlich ein? Wenn du eine Tussi ausführen willst, dann hast du einen schriftlichen Antrag bei mir zu stellen.
Meine Güte, wohin hatte sie sich da nur verstiegen? Sie hatte ihm eine Szene gemacht. In einem Restaurant! Warum eigentlich? Sie wollte doch gar nichts von ihm. Nun bildete er sich bestimmt ein, dass sie scharf auf ihn war. Oh, das hatte sie ja ganz vergessen. Dieser Chauvi hatte sie doch tatsächlich schon wieder ungefragt geküsst, wie konnte ihr das nur entfallen? Na warte, du kommst mir nicht so ungestraft davon.
Wutentbrannt schickte sich Senta gerade an, die Treppe runterzugehen, als sie sah, dass Carsten Premmler sich entschlossen hatte, dem Trauerspiel ein Ende zu bereiten. Gemächlich, die Hände in den Hosentaschen - spielte er etwa eine Runde Pocket Pool? - schlenderte er auf sein Haus zu.
Das war doch wohl die Höhe! Was bildete sich dieser Affe eigentlich ein? Ließ sie hier einfach so stehen!
»Komm jetzt endlich her, du blöder Hund!« Tico stand da und schaute seinem Gönner bedröppelt hinterher. »Hörst du neuerdings schlecht, oder was?« Ärgerlich zog Senta ihren störrischen Haus und Hofhund am Halsband vom Tor weg.
Noch mehr Überraschungen
O b es nun am Kaffee oder an Premmler gelegen hatte, Senta verbrachte eine schlaflose Nacht.
Bei der Heimfahrt von Bremstadt, wohin sie, wie jeden Tag in der Woche, Lilly zur Schule gebracht hatte, überlegte sie, wie sie ihre Männerprobleme auf die Reihe kriegen sollte. Gabriel war sauer, weil sie nicht alles stehen und liegen ließ, sobald er auftauchte. Ben hatte sich überraschend als Hetero entpuppt. Lothar wollte eine Neuauflage ihrer Beziehung mit allem Pipapo und Carsten Premmler gab ihr Rätsel auf.
Ein Glück, dass sie sich mit Ina versöhnt hatte. Alleine war da wohl wenig auszurichten. Sie brauchte dringend eine zweite Meinung. Gleich heute wollte sie Ina anrufen und sich fest für das kommende Wochenende mit ihr verabreden.
Leider sollte es noch etwas dauern, bis sie mit Ina reden konnte. Senta war gerade dabei das Mittagessen vorzubereiten, als Sam in die Küche kam. »Du, Mum, ich muss mal mit dir reden.«
Alarmiert wandte sich Senta um. Allein die Formulierung sorgte dafür, dass sich Sentas Puls beschleunigte. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Sam jemals großen Wert darauf gelegt hatte, mit seinen Eltern »reden zu müssen«.
»Na komm, setz dich.« Senta schob ihm einen Stuhl hin. Sie selbst blieb stehen und wartete. » Vielleicht sollte ich mich auch hinsetzen, wer weiß, was auf mich zukommt? «, dachte sie ironisch.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, Mum.«
Samuel machte auf Senta einen sehr nervösen Eindruck. Sie fragte sich, warum er nicht schon früher mit der Sprache herausgerückt war. Schließlich war er schon seit Freitag im Haus und es hätte bestimmt die eine oder andere Gelegenheit gegeben. Dass ihm etwas schwer auf der Seele lag, war offensichtlich.
»Du weißt doch, dass ich Silvester mit Freunden in Ischgl zum Skilaufen war?« Er sah
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