Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
schnüffelte. Was hatte er da schon wieder gefunden? Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass es unmöglich war, etwas zu erkennen.
Blitzschnell entledigte sie sich ihrer hochbrisanten Fracht und eilte nach vorn. Sie hatte immer ein ungutes Gefühl, wenn sie nicht sehen konnte, was Tico trieb. Es war schon vorgekommen, dass sie Brotreste oder Ähnliches gefunden hatte. Einem ihrer Nachbarn schien es Spaß zu machen, sie auf diese Weise zu ärgern. Die Angst, es könnte etwas dabei sein, was Tico krankmachte, war riesengroß.
Doch was war das? Es sah genauso aus, als hätte jemand über den Zaun gegriffen und ein Paket abgestellt. Das war doch die Höhe! Jetzt hielten es diese bekloppten Zulieferer noch nicht einmal mehr für nötig, zu klingeln. Sie warfen doch tatsächlich die Lieferung einfach über den Zaun. Bei nächster Gelegenheit, nahm Senta sich erbost vor, würde sie sich mal ordentlich über diese Unsitte beschweren.
Mit spitzen Fingern griff sie nach dem seltsam anmutenden Gebilde und stellte erstaunt fest, dass es einen Henkel zu haben schien. Ein Korb also. Nachtigall, ich hör dir trapsen. Das konnte doch nur eines bedeuten. Senta überlief ein wohliger Schauer. Konnte es sein, dass auch Ben Blum an sie gedacht hatte?
Flugs die Treppe hoch und nichts wie in die Küche mit dem Corpus Delicti.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie die Verpackung entfernte. Ihre Vermutung wurde zur Gewissheit, das Teil stammte aus Bens Delikatessenladen! Es war bis obenhin gefüllt mit den feinsten Confiserieprodukten. Eine Flasche Champagner lehnte sich gemächlich an den Rand des Korbes und den Rand zierten Dutzende weiße Rosen. Senta blieb die Luft weg. Wann hatte ihr jemand je so etwas Schönes geschenkt?
Mit zitternden Fingern griff sie nach der beiliegenden Karte. Was würde er ihr schreiben? Dass gerade Ben an einem solchen Tag an sie dachte, war schon sehr merkwürdig. Sollte der nicht logischerweise seinen Lebenspartner an einem solchen Tag bedenken?
Liebe Senta,
alles Liebe zum Valentinstag. Wenn du das hier liest, habe ich wieder einmal versagt. Ursprünglich wollte ich dir den Korb persönlich aushändigen. Leider habe ich gekniffen. Da ich mich kenne, habe ich gleich diese Zeilen verfasst.
Ich möchte, dass du weißt, dass ich viel mehr für dich empfinde, als es schlechthin einem Freund zusteht. So wie es aussieht, habe mich in dich verliebt! So, jetzt ist es raus. Hoffentlich habe ich dich nicht zu sehr geschockt.
Auf hoffentlich bald,
Ben
Senta musste sich setzen. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Sie zitterte am ganzen Körper. Es war fast wie ein Schock. Eines stand nun zweifelsfrei fest, Ben Blum hatte den Vogel abgeschossen! So hatte ihr Körper bei keinem der anderen Präsente reagiert. Das konnte doch nur eines heißen: Er war derjenige, der ihr Herz berührte. Ausgerechnet der etwas füllige Ben mit seinen Geheimratsecken und seiner augenscheinlichen Vorliebe für das eigene Geschlecht.
Senta nahm sich vor, bei passender Gelegenheit dieses Thema anzusprechen. Wobei sich natürlich zwangsläufig die Frage stellte, wann denn bitteschön eine passende Gelegenheit für solch eine kitzelige Angelegenheit sein sollte. Sie konnte ja nicht aus heiterem Himmel über Ben herfallen und ihn fragen: »Bist du nun schwul oder nicht?«
Okay, wenn Ben Bi sein sollte, schön für ihn, aber sie konnte und wollte nicht damit leben. Seltsam nur, dass er nie von seinem Partner als solchen sprach, das kam ihr jetzt erst zu Bewusstsein. Man sprach doch zwangläufig über den Menschen, den man liebte, in einer ganz besonderen Art und Weise. Aber wenn die Rede auf Kai kam, so hieß sein Partner, hatte sie immer den Eindruck, er rede von seinem Kind. Natürlich wäre Senta normalerweise nie auf die Idee gekommen, Ben auf dieses heikle Thema anzusprechen, Gefühle hin oder her, aber jetzt war wohl der Zeitpunkt gekommen, ein paar klare Worte zu sprechen.
Senta sah gerade zufällig zum Fenster, als sie die Scheinwerfer eines Autos wahrnahm, die ihre Einfahrt streiften. Aha, Carsten kam nach Hause. So wie es aussah, hatte er Tagesschicht gehabt. Ach du lieber Schieber, das hatte sie noch gar nicht bedacht! Sie musste sich ja noch bei all ihren Big Spendern bedanken. Bei dieser Vorstellung wurde es ihr ganz sonderbar zumute.
Sollte sie jetzt das Telefon in die Hand nehmen und der Reihe nach Lothar, Gabriel, Carsten und Ben artig Danke sagen? Als sie sich die Namen der vier Herren in
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