Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Mein Gott, manche Leute hatten es aber auch verdammt nötig.
Während sie den Hörer von der Station nahm, gab sie sich noch der Hoffnung hin, dass es Ina sein könnte, was sich aber Sekunden später als frommer Wunsch herausstellte.
»Hallo, mein Schatz!« Es hätte nicht viel gefehlt und Senta hätte den Hörer im Überschwang der Gefühle, die sie mit Macht überrollten, fallen gelassen. Es war Lothar! Mühsam nahm sie sich zusammen, schließlich gehörte es sich nicht, dass man ein Geschenk annahm und dann den Schenkenden verunglimpfte.
»Hallo Lothar. Ich nehme an, du willst wissen, ob deine Blumen ihren Bestimmungsort erreicht haben?«
»Wie immer triffst du den Nagel auf den Kopf mein Schatz.«
» Wenn er noch einmal Schatz zu mir sagt, dann schwöre ich bei Gott, dass es diesem Iltis noch leidtun wird, hier angerufen zu haben «, nahm sich Senta vor.
»Ich kann dich beruhigen, der Strauß ist wohlbehalten hier angekommen«, rang sie sich mühsam ab.
»Na, nach überschwänglicher Freude hört sich das ja nicht gerade an.« Lothars gute Laune hatte ihren ersten Dämpfer erfahren, was man deutlich merkte.
»Was willst du denn hören? Natürlich habe ich mich gefreut. Es ist nur so, dass ich dein großzügiges Geschenk nicht so recht einordnen kann. Wann bitteschön hast du, mein Schatz , es jemals für nötig befunden, an so etwas wie Valentinstag zu denken? Deine Rede war doch immer, dass das lediglich ein kluger Schachzug der Geschenkindustrie sei, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.« Sentas Stimme triefte vor Sarkasmus.
»Man kann doch auch seine Meinung ändern, oder etwa nicht?«
Jetzt machte er einen auf beleidigte Leberwurst, auch nichts Neues.
»Und was soll das heißen, mit dem »dein dich immer noch liebender Ex-Gatte«? Was hast du dir denn dabei gedacht?« Kurzes Schweigen auf beiden Seiten. Doch Senta war noch nicht fertig. »Bist du in eine Tonne Weichspüler gefallen, oder was? Was soll dieses Geschwafel nach all den Jahren?«
Senta geriet so richtig schön in Rage. Was hatte sich dieser Depp denn nur eingebildet? Sollte sie jetzt so tun, als sei alles Friede, Freude, Eierkuchen?
»Vielleicht habe ich ja erkannt, dass ich einen großen Fehler gemacht habe damals. Ich dachte halt, dass es nie zu spät ist für einen Neuanfang.«
Senta schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trocknen. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Einen was? Einen Neuanfang? Das stank doch zum Himmel.
»Ich sehe ein, dass ich dich wohl etwas überfordere. Denk halt mal in Ruhe darüber nach. Ich habe es durchaus ernst gemeint, das sollst du wissen. Vielleicht habe ich eben etwas Zeit gebraucht, um zu erkennen, was für eine wunderbare Frau du bist. Ich melde mich in ein paar Tagen wieder, schließlich will ich dich ja nicht überfahren.«
Überfahren war wohl der richtige Ausdruck für das, was hier gerade geschehen war. Senta atmete schwer. Sie fühlte sich tatsächlich so, als hätte sie ein LKW überrollt.
»Ich wünsche dir eine gute Nacht. Träum was Schönes. Am besten natürlich von mir.« Lothars Lachen hinterließ bei Senta eine Gänsehaut.
Es war durchaus möglich, dass sie von ihm träumen würde, aber wenn, dann würde es sich bestimmt um einen Albtraum handeln! Sie musste sich erst einmal beruhigen. Dieses bescheuerte Gespräch hatte dem Tag noch die Krone aufgesetzt. Erst diese Blumenschwemme, dann Lillys Eröffnung und jetzt dieser Hammer, was konnte da noch schief gehen?
Sie brauchte jetzt dringend frische Luft! Entschlossen steuerte Senta die Haustüre an.
»Tico, kommst du?« Sie musste eine ganze Weile warten und wollte schon nachsehen, wo der sonst so ausgehfreudige Genosse abblieb, als er gähnend um die Ecke geschlichen kam. Eines stand fest: Tico teilte ihre plötzliche Vorliebe für Sauerstoff nicht. Aber seine Müdigkeit schien nur selektiv zu sein, denn kaum hatte Senta die Türe geöffnet, schoss er an ihr vorbei. Erstaunt über diesen unerwarteten Elan folgte sie ihm kopfschüttelnd nach draußen. Da sollte sich einer auskennen.
Doch sie war noch nicht richtig die Treppe unten, als ihr ein Licht aufging. Carsten Premmler wuselte vor seiner Haustür herum. Soweit sie das aus der Entfernung erkennen konnte, war er dabei, seine Mülltonne für die morgige Abfuhr an den Straßenrand zu befördern. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass sie sich draußen aufhielt, dafür hatte
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