Sex for One
das Leben nicht gerecht ist. Sexuelle Revolu-tionen kommen und gehen. Nur die persönliche Evolution
ist beständig. Wenn wir unser eigenes Leben erotisieren,
inspirieren wir andere. Anstatt als Frau gegen Pornografie
zu sein, stehen wir ein für sexuelle Freiheit und neue
erotische Bilder und sind bereit, Sex und Lust zu Kunstfor-men zu verfeinern. Es ist Zeit, radikalen Feminismus durch
erotischen Feminismus abzulösen, denn wir bewegen uns
auf neuen Pfaden der persönlichen Befreiung.
Ich glaube, das Herzstück meines schöpferischen Prozes-ses ist die Fähigkeit, zu phantasieren, zu visualisieren und
zu träumen. Phantasie ist ein Spiel mit Gedanken, die Ent-wicklung von Vorstellungen. Meine erotische Kunst, die
Bodysex-Gruppen und dieses Buch begannen sämtlich als
sexuelle Phantasien.
Eine meiner jüngsten sexuellen Phantasien handelt von
Macht. Ich trage einen schwarzen Lederanzug mit einem
diamantenbesetzten Gürtel und stehe am Kopf eines langen
Tisches in einem würdigen, getäfelten Konferenzraum. Ich
spreche zu den Managern von multinationalen Konzernen
und schlage ihnen vor, alle Strukturen zu erotisieren, indem
der Orgasmus Bestandteil des Geschäftslebens wird. Sie
sind baff, als ich ihnen die Pläne für die neuen Büroräume
mit wunderbaren sexuellen Hilfsmitteln zeige, die Ekstase
garantieren. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen.
Lust muß vor Profit gesetzt werden, und wenn sexuelle
Energie endlich »in« ist, können alle Atomkraftwerke ge-schlossen werden.
9. Kapitel
Bodysex für Männer
Im Verlauf der Jahre bekam ich immer wieder Anfragen
von Männern, die auch an einer Bodysex-Gruppe teilneh-men wollten, weil ihre Freundinnen oder Ehefrauen eine
mitgemacht hatten. Zuerst lehnte ich einfach ab. Aber je
länger ich darüber nachdachte, um so reizvoller erschien
mir die Aufgabe. Der Gedanke, daß eine Frau einer Männer-gruppe beibringt, wie man masturbiert, war umwerfend,
und da ich immer prompt auf Herausforderungen reagierte,
holte ich eines Tages tief Luft, warf den Kopf in den Nacken
und sagte: »Warum eigentlich nicht?«
Meine erste Männergruppe bestand aus Heterosexuellen,
daher war es leicht, ihnen etwas über weibliche Sexualität
beizubringen. Aber ich fühlte mich auch verpflichtet, sie
dazu zu bringen, ihre eigene Sexualität durch Masturbation
zu erforschen. Es waren sämtliche Männer vom sanften Typ
mit einer reizvollen Mischung von Berufen: Drei Sexualthe-rapeuten, zwei Priester, ein Künstler, ein Student und drei
Geschäftsleute.
Am ersten Tag, nach mehreren Stunden intellektueller
Diskussionen, brachte ich sie dazu, über ihre sexuellen
Ängste zu reden. Ich forderte sie auf, in der ersten Person zu
sprechen, was sie sonst nie taten. Als Hauptproblem schälte
sich rasch die sexuelle Leistungsfähigkeit heraus. Sie mach-ten sich Sorgen, daß sie zu schnell kamen oder keine Erek-tion bekamen. Die Frauen hatten Angst, sich nicht erregt zu
fühlen, nicht feucht zu sein oder keinen Orgasmus zu be-kommen. Als ich diesen Männern zuhörte, merkte ich, daß
die Qualität ihres eigenen Orgasmus relativ unbedeutend
schien. Sie konzentrierten sich vorwiegend darauf, den
Frauen Lust und einen Orgasmus zu geben. Die Bezeich-nung »guter Liebhaber« maßen sie an der Reaktion der
Partnerin. Frauen haben vielleicht Angst vor Sex, Männer
hingegen vor sexuellem Versagen.
»Genitale Schau und Vortrag« verlief sang-und klanglos,
denn sie fanden an ihrem Penis nichts Geheimnisvolles.
Ihre Genitalien sahen sie jeden Tag. Ich konnte keine Dis-kussion über die Penisgröße in Gang bringen, noch ihnen
irgendwelche persönlichen Kommentare entlocken, welche
Beziehung sie zu ihren Schwänzen hatten. Fanden Männer
ihren Penis anziehend? Fanden sie ihn schön? Fühlte er
sich beim Masturbieren gut an? Keine Reaktion. Sie waren
nicht daran interessiert, die Genitalien der anderen zu
betrachten, weil sie sie in Umkleidekabinen und Toiletten
häufig sahen.
Das nahm ein Ende, als ich meine erste Schau mit geöff-neter Möse vor Männern ablegte. Ich staunte, wie verlegen
sie waren, doch das machte mich nur mutiger. Ich strei-chelte meine Klitoris hingebungsvoll und atmete zum Finale
mit der Vagina, indem ich Luft ansog und wieder ausströ-men ließ. Das löste bei Frauen gewöhnlich Beifall aus, doch
Männer schienen vor einer muskulösen Vagina in Ehrfurcht
zu erstarren.
In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen, denn ich
machte
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