Sex for One
zu verlängern. Es
handelte sich um die alte Drucktechnik von Masters und
Johnson. Wenn man die Ejakulation kommen spürt, drückt
man mit Daumen und Zeigefinger unter die Penisspitze,
spannt die Analmuskeln an und holt tief Luft. Die Erektion
läßt dann teilweise nach, bis erneut stimuliert wird.
Ein Mann in den Fünfzigern trieb es auf die Spitze und
lernte, sich so lange zurückzuhalten, daß er nicht mehr
kommen konnte, wenn er wollte. Zwei Stunden Vögeln
brachten ihm am Ende keinen Orgasmus. Er beneidete
jüngere Männer, die schnelle, kräftige Orgasmen haben
konnten, doch diese beneideten seine Kontrolle.
Zwei der älteren Männer erzählten, daß sie bei regulärem
Verkehr keinen Orgasmus mehr bekämen, weil sie von der
Vagina nicht genügend stimuliert würden. Einer dieser Männer
war mit einer Frau verheiratet, die an einer Body-sex-Gruppe teilgenommen hatte, und sie hatten sich ein
neues erotisches Ritual ausgedacht: Vögeln zum Spaß, und
wenn sie einen Orgasmus haben wollten, masturbierten sie.
Als sie einmal die Idee aufgegeben hatten, es gebe nur eine
richtige Methode, Sex zu haben, erlebten sie zahlreiche
Orgasmen.
Die meisten Männer in meinen Gruppen glaubten an die
dreißigminütige Erholungspause, und so hörten sie sofort
nach dem Höhepunkt zu masturbieren auf. Doch ein paar
hatten gelernt, multiorgasmisch zu werden. Einer, Sergio,
erzählte, wie er trainiert hatte, mehr als einmal zu kommen.
Zuerst mußte er sich stark erregen. Dann wendete er eine
bestimmte Atemtechnik an und konnte kommen, seine
Erektion beibehalten und noch zweimal mit Vögeln oder
Masturbation volle Körperorgasmen erleben. Er gab an,
sein Samenausstoß würde bei jedem Mal geringer. Als ich
ihn fragte, ob ein Orgasmus mit voller Ejakulation besser
sei, antwortete er grinsend: »Sie sind alle toll!«
Nur wenige Männer interessierten sich für einen Vibra-tor, was ich nicht verstehen konnte, und manchmal drängte
ich sie zu stark. In einer Gruppe war ein Mann, AI, einmal
nach fünf Minuten gekommen und hörte dann auf. Ich ging
zu ihm und drückte ihm einen elektrischen Vibrator in die
Hand. Ich schaltete ihn ein und strich damit über seinen
schlaffen Penis, bis ich das leise Lächeln auf seinen Lippen
sah. Später berichtete AI der Gruppe, wie überrascht er
war, einen zweiten Orgasmus mit Vibrator und ohne Erek-tion gehabt zu haben.
Meine letzten Männergruppe überraschte ich, indem ich
ihnen am zweiten Tag nackt die Tür öffnete und nur einen
rosa Plastikpenis trug, der mindestens zwanzig Zentimeter
lang war. Das rief Gelächter hervor. Als ich prahlte, ich
hätte den größten, sagte einer: »Es kommt darauf an, was
man damit macht, und nicht, wie groß er ist.« Mehrere
Jahre nachdem ich mit den Männergruppen aufgehört
hatte, traf ich einen der ehemaligen Teilnehmer auf einer
Party. Nachdem Claude und ich uns in die Arme gefallen
waren, fragte er: »Hast du immer noch deinen Sechsschüs-sigen?« Ich verstand nicht, was er meinte, und er erzählte
einem Freund die Geschichte, wie ich die Tür öffnete und
außer einer »Knarre« nichts trug. Ich sagte, ich hätte kein
Gewehr, aber in Claudes Erinnerung hatte sich mein Gum-mipenis in eine sechsschüssige Waffe verwandelt.
Einer der letzten Workshops war besonders erfolgreich,
wahrscheinlich deshalb, weil die Gruppe aus Heterosexuel-len, Bisexuellen und Schwulen bestand, die sich viele Infor-mationen zu geben hatten. Das war 1981, kurz bevor AIDS
die Schwulengemeinschaft in Schrecken versetzte.
Die meisten der Heterosexuellen gaben an, an Monoga-mie zu glauben, doch in der darauffolgenden Diskussion
stellte sich heraus, daß dies keiner konsequent beherzigte.
Auf die Frage, wie sie sich fühlten, wenn ihre Freundinnen
oder Ehefrauen mit anderen schliefen, fand das nur ein
Mann in Ordnung. Seiner Meinung nach war Monogamie
oder »Treue« nur etwas für unsichere Menschen. Mit Liebe
habe das nichts zu tun. Einer der Schwulen, George,
meinte, Monogamie sei niemals für Männer gedacht gewe-sen, sie bestünde zum Schutz der Frauen. Ich erwiderte,
meiner Meinung nach schütze sie Männer. Eine monogame
Frau sichere nicht nur die Vaterschaft der Kinder, sondern
habe auch keine Gelegenheit, sexuelle Vergleiche zu ziehen,
weshalb der Mann vor Minderwertigkeitsgefühlen ge-schützt sei. Michael meinte, schwul sein bedeute, einen
einzigen sexuellen Standard zu haben, und sexueller Ver-gleich liege
Weitere Kostenlose Bücher