Sex for One
mir Sorgen. Wie würde ich das Masturbationsritual
am nächsten Tag durchführen? Nach jahrelangem Ver-gleich von Gemeinsamkeiten zwischen Männern und
Frauen überwältigten mich nun die Unterschiede. Ich ver-suchte mir vorzustellen, wie es sich anfühlte, einen
Schwanz und Hoden zu haben. Ich blickte an mir herab und
malte mir meine Klitoris fünfzehn Zentimeter lang aus.
Jedesmal wenn ich pinkelte, würde ich sie anfassen. Dachte
man beim Urinieren ständig an Sex? Und wie fühlte es sich
an, mit einem Steifen aufzuwachen? Mit einem so großen
Sexualorgan machten das Hartwerden und die Ejakulation
vielleicht Spaß genug. Deshalb machten sich die Männer
um die Qualität ihres eigenen Orgasmus keine Sorgen.
Wenn meine vergrößerte Klitoris plötzlich Samen aussto-ßen würde, machte das sicher auch ohne den totalen »Kör-per-Orgasmus« Spaß.
Einen Moment lang litt ich unter spontanem Penisneid,
etwas, was ich immer bestritten hatte. Ich hatte immer noch
eine positive Einstellung zu meiner Weiblichkeit und liebte
meine kleine Klitoris, doch das Herumspazieren mit außen
liegenden Genitalien machte die männliche Sexualität wohl
ganz anders als die weibliche. Man stelle sich das einmal
vor: Ich war schon fünfunddreißig Jahre alt, als ich eine
positive Einstellung zu meinen eigenen Genitalien fand.
Männer betasteten ihre Schwänze mehrere Male täglich,
nur um zu pinkeln. Was hatte ich mir nur gedacht, Mastur-bations-Workshops für Männer einzurichten?
Am zweiten Tag brachte einer der Männer einen hüb-schen Gummipenis mit. Es war, als hätte er meine Gedan-ken vom vorigen Abend lesen können, und er wollte mir
helfen. Ich errötete (!), bedankte mich und legte den rosa
Schwanz neben meinen elektrischen Vibrator, der viel grö-ßer war. Mir gefielen diese nachdenklichen Männer. Sie
wollten wirklich etwas Neues lernen, und ich hatte das
Gefühl, sie verließen sich auf mich. Doch wieder wurde die
Diskussion sehr intellektuell - sie sprachen darüber, daß
Männer vor anderen Männern Angst haben, ohne es zu
erklären oder persönlich zu werden. Ich saß genau so steif
da wie sie. Ich mußte handeln.
Meine Stimme klang wie die eines Generals, der seine
Truppen an die Front befiehlt, als ich verkündete, es sei Zeit
für das Masturbationsritual. Ich sprang auf die Füße, schal-tete meinen Vibrator ein und sah, wie sich alle Männer
vorsichtig auf dem Boden ausstreckten, um ja nicht den
Nachbarn zu berühren. Als sie sanft ihre schlaffen Penisse
berührten, waren ihre Körper brettsteif. Nicht einer
keuchte.
Ich stand zur Vorstellung bereit, aber dann merkte ich,
daß sie alle die Augen geschlossen hatten. Ich erinnerte sie
daran, daß sie mir Geld zahlten, damit ich ihnen Masturba-tion demonstrierte, doch keiner sah zu mir hin. Als alle
Augen schließlich geöffnet und auf mich gerichtet waren,
warf mich die Intensität fast um.
Ich nahm immer nur mit einem Mann Augenkontakt auf,
eine Art visueller Reihenmonogamie, bis ich mich wieder
gefangen hatte. Ich forderte sie auf, zu atmen, die Hüften zu
bewegen, viel Öl auf den Penis zu streichen und sich in der
Gruppe umzusehen, um von den anderen angeregt zu wer-den.
Bei diesem Anblick überkam mich eine Welle heißer
sexueller Erregung und Machtgefühl. Da stand ich, eine
kleine Frau, und zu meinen Füßen masturbierten zehn
nackte Männer!
Einer der Therapeuten, ein Mann, den ich schon seit
Jahren kannte, blickte mich voll mit erregt funkelnden
Augen an. Roger war ein Riese, ein Patriarch mit grauem
Haar, vollem weißen Bart und dunkelbraunen Genitalien.
Sanft strich er an seinem Penis entlang, der fast so lang war
wie mein zwanzig Zentimeter langer Vibrator. Ich imitierte
seine Hüftbewegungen und streichelte meine Klitoris.
Roger kam laut und lange und kraftvoll. Sein Orgasmus
hatte einen Dominoeffekt. Zuerst kam Dick, dann John und
dann Rick. Meine Beine begannen zu zittern, und ich sank
auf den Boden. Hank, links von mir, hörte auf, um mich zu
beobachten. Bobby, der Maler, saß rechts, und als mein Fuß
seinen berührte, sprang der Funke über. Wir stießen ur-tümliche Laute aus und kamen gleichzeitig.
Die Gruppe jubelte. Ich setzte mich auf, umarmte die
beiden Männer neben mir und wollte jeden einmal drücken.
Alle standen auf und umarmten einander. Was für ein
Anblick! Ein Raum voller nackter heterosexueller Männer,
die einander wie große Bären umtanzten, nicht nur
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