Sex for One
andeu-tungsweise, sondern mit dem ganzen Körper und voller
Liebe und Akzeptanz.
Als wir anschließend im Kreis saßen, um zu reden,
nannte John, der Priester, das Erlebnis erhebend und
meinte, meine sexuelle Wärme habe ansteckend gewirkt.
Rick staunte über den Unterschied zwischen den Masturba-tionsspielen seiner Kindheit und unserem Ritual, bei dem
das Ziel gemeinsames Akzeptieren der Selbstliebe war. Er
meinte, er habe seinen eigenen Körper niemals zärtlich
berühren können, weil er Angst hatte, seine Männlichkeit
zu lieben. Roger wies daraufhin, daß Männer die Angst vor
den Geschlechtsgenossen gewöhnlich mit Wut und Aggres-sion kompensieren. Gemeinsame Orgasmen und Umar-mungen stellten einen Bruch mit der gesellschaftlichen
Konditionierung dar. Hank, der einzige, der keinen Orgas-mus gehabt hatte, sagte, mich zu beobachten habe ihn
inspiriert, die Selbstliebe zu üben. »Wir alle werden bessere
Liebhaber, wenn wir uns selbst lieben«, gab ich ihm zurück.
Bei den nächsten Gruppen gab es keine spontanen Umar-mungen, aber ich machte ein Gruppenmassageritual, bei
dem die Männer endlich einander berührten. Ich fand das
noch erregender als bei den Frauen. Irgendwie schien es
natürlicher, wenn Frauen einander liebkosten und berühr-ten. Beim Anblick der Gruppe nackter Ehemänner und
Väter, die einander massierten, weinte ich fast vor Freude.
Ihre sanften Berührungen strömten soviel Gemeinsamkeit
aus.
Die Arbeit mit Männern ermöglichte mir, meine eigenen
Stereotype über das andere Geschlecht in Frage zu stellen.
In einer Gruppe machten wir zum Beispiel Kampfsport-übungen zum Aufwärmen. Ich zeigte den Männern die
»Pferd«-Position, bei der man mit gespreizten Beinen und
gebeugten Knien steht und aus der Hüfte heraus boxt. Ich
war baff, als ein Drittel der Gruppe dazu nicht imstande
war. Meine dumme Annahme, alle Männer könnten boxen,
war wie weggeblasen. Doch ich machte gern diese Körper-übungen mit ihnen, weil sie konditioniert waren, über ihre
Grenzen hinauszugehen. Frauen hören gewöhnlich genau
in dem Moment auf, wenn es anstrengend wird, doch Männer
gehen über diese Grenze hinaus. Sie regten mich an,
meine eigenen Grenzen zu erweitern.
Völlig neu für mich war, daß ich mich benahm wie ein
Feldwebel. Männer wissen, wie man auf Befehle reagiert.
Wenn ich absolut auf Disziplin bestand, freuten sie sich. Ich
hatte mich daran gewöhnt, in den Frauengruppen niemals
eine direkte Anweisung zu geben, weil die meisten darauf
mit passivem Widerstand reagierten. Die Männer brauchte
ich nicht zu überreden oder sanft zu den nächsten Aktivitä-ten zu drängen. Ich sagte einfach, was ich wollte, und sie
machten es. Männer lernen durch Mannschaftssport, das
Militär und die hierarchische Struktur der Geschäftswelt
andere Regeln.
Ich glaubte ehrlich, ich verdiente einen Orden für meine
Masturbationskurse, doch gesellschaftlich wurde ich oft wie
ein obszöner Witz belacht. Wenn die Leute über Sex lachen,
verbergen sie damit ihre Verlegenheit, und so lachte ich
immer mit. Aber manchmal erkannte ich auch, wie meine
Arbeit geschätzt wurde. Von einer Gruppe von Sexualthera-peuten bekam ich viel Lob. Eine Therapeutin, die sich mit
männlicher Masturbation beschäftigte, meinte, ich sei eine
Innovatorin von hohem Rang auf dem Gebiet der Masturba-tion. Ich lachte und erwiderte, es sei eine Ehre, von der ich
mich alljährlich zurückziehen wolle. Als diese erfolgreichen
Männer mir bescheinigten, ich leiste erstaunlich gute Basis-arbeit, bedankte ich mich. Ich wußte, das war das höchste
Lob, das Akademiker zollen können.
In dieser Gruppe entwickelte sich eine lebhafte Diskus-sion über die Beschneidung. Mehrere Ärzte meinten, sie sei
aus hygienischen Gründen wichtig, doch einer fand es
falsch, diese routinemäßig vorzunehmen, weil die Entfer-nung der Vorhaut den Penis unempfindlicher mache. Die
Hälfte stimmte mit ihm überein, die andere war gegenteili-ger Ansicht, nämlich, daß die Beschneidung den Penis
empfindlicher mache. Ich freute mich, persönliche Meinun-gen zu einem Thema zu hören, das so selten diskutiert wird.
Ich glaube, der Schmerz der Beschneidung hinterläßt seine
Spuren bei einem kleinen Baby, und wenn ich einen Sohn
hätte, würde ich ihn nicht beschneiden lassen.
Mehrere Männer sprachen darüber, wie sie sich selbst
beibrachten, bei der Masturbation eine vorzeitige Ejakula-tion zu verhindern, um den Verkehr
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